Bad Windsheimer Förster forscht zu Wölfen in Weißrussland

4.8.2020, 06:00 Uhr
Bad Windsheimer Förster forscht zu Wölfen in Weißrussland

© Foto: wz

Während seines Studiums ging es für den 29-Jährigen auf eine Exkursion nach Weißrussland. Der Biologe Vadim Sidorovich forscht dort unter anderem an Wölfen. "Das hat gepasst von der ersten Sekunde an", erklärt Hetzer. In dem Mann, der heute einer seiner besten Freunde ist, hat der Förster einen Gleichgesinnten gefunden. Sidorovich bot ihm an, wieder zu kommen. Nach Hetzers Staatsprüfung vor fünf Jahren war es soweit. "Seitdem bin ich mehrmals jährlich dort", erzählt Hetzer. Sidorovichs Forschung bezieht sich auf Beutegreifer wie Wolf, Luchs oder Bär.

Seine Forschungsstation baute er mitten im Wald, wo Sidorovich auch mit seiner Familie lebt. Im Zentrum steht die Erforschung der Beziehungen einzelner Arten. Er analysiert, wie sich Habitate und Bestände verändern. Beim Spurenlesen im Schnee werden Daten dokumentiert. Durch Fotofallen ist ein unbeeinflusster Einblick in das Leben der Tiere möglich. So wird eine Datengrundlage geschaffen. Gefestigte Erkenntnisse veröffentlicht Sidorovich in Büchern oder in seinem Blog.


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Bad Windsheimer Förster forscht zu Wölfen in Weißrussland

© Foto: Anna Franck

Für den Wald und die Rückkehr des Wolfs einstehen – dieses Ziel verfolgt auch Hetzer. "Der Wolf gehört zum Ökosystem wie jedes andere Tier auch", sagt der Förster, der mit seiner Sichtweise oft aneckt – beispielsweise bei besorgten Weidetierhaltern oder Jägern. Vor 150 Jahren, als der Wolf in Deutschland ausgerottet wurde, sei ein wichtiger Baustein verloren gegangen. Die Symbiose zwischen Wild und Wolf sei gekippt. Gebiete, in denen der Wolf zurückgekehrt ist, würden aber zeigen, dass sich Wolf und Jagd nicht ausschließen. Es müsse das gesamte Ökosystem betrachtet werden und nicht das Individuum. "Es ist überall okay, aber halt nicht bei mir", stuft er die Einstellung Betroffener ein – geltend für viele Tierarten.

"Der Mensch neigt dazu seine Position falsch einzuschätzen." Er wolle stets regulieren und suche nach Zahlen, die greifbar machen, dass er Zusammenhänge in der Natur unter Kontrolle hat. Probleme seien aber oftmals weitreichender und beispielsweise nicht mit dem Abschuss des Wolfes zu lösen. Auch die Angst vor dem Tier trägt ihren Teil bei. "Ich bin in Weißrussland in verschiedenen Situationen Wölfen begegnet, habe Welpen im Bau gesehen und nachts mit Wölfen geheult", erzählt Hetzer. Was er spürte, sei Ehrfurcht gewesen, keine Angst.

Auch begegnen dem Förster immer wieder Menschen, die sich vor der Meldung einer Sichtung scheuen. Der Entdecker dürfe aber durchaus anonym bleiben. Wolfsmeldungen werden auf Länderebene gesammelt. Ausschlaggebend für die Veröffentlichung einer Sichtung durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) ist die Klassifizierung der Beweise, die der Kategorie C1 entsprechen müssen. Das heißt: Ein Bild, DNA-Spuren oder ein Totfund müssen vorhanden sein. Die weiteren Kategorien C2 und C3 würden dennoch gesammelt, sind aber kein sicherer Wolfsnachweis. Hetzer hilft jederzeit bei der Meldung, wie er sagt.


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Gerüchte, dass Sichtungen vertuscht werden, weist er zurück. Vermeintliche Beweise würden meist nicht den Vorgaben entsprechen. Die Meldung sei auch für Weidetierhalter von Vorteil, denn ein Wolfsgebiet könne nur dann ausgeschrieben werden, wenn bestätigte Nachweise über einen längeren Zeitraum vorliegen. Dann sei eine präventive Unterstützung der Halter möglich, erklärt Hetzer.

Prägend seien seine Aufenthalte in Weißrussland für den Förster gewesen. Er passte sich dort an die einfachen Gegebenheiten an und stellte sich die Frage: Was ist wirklich nötig? Auf ein Handy habe er beispielsweise verzichtet. Wichtig war, den Wassereimer ins Haus zu stellen, damit er bei minus 30 Grad nicht gefriert, oder ein Feuer zu machen. "Im Wald habe ich mich wirklich frei gefühlt." Ein Gefühl, das er sich auch in Deutschland erhalten will. Raus aus dem Hamsterrad und seine Zeit in Sinnvolles investieren. Jeden Tag.

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