NN-Leserbarometer in der Coronakrise: Die Skepsis wächst, der Rückhalt bröckelt

30.5.2020, 05:55 Uhr

Zweieinhalb Monate nach Verhängung der ersten Anti-Corona-Maßnahmen schwindet in der Bevölkerung die Einsicht in die Sinnhaftigkeit der Beschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens. Und der Rückhalt der Politik bröckelt ebenfalls.

Das zeigt die dritte Welle des NN-Corona-Stimmungsbarometers, das Professor Andreas Fürst, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing an der FAU Erlangen-Nürnberg, in Kooperation mit dem Deutschen Marketing Excellence Netzwerk e.V. erstellt hat. Grundlage der Zahlen ist die Befragung von 1301 Personen über ein bevölkerungsrepräsentatives Online-Panel. 190 Befragte kommen aus dem Lesergebiet dieser Zeitung.

Zwar geht der Wert, mit dem die eigene Corona-Beunruhigung von den Umfrageteilnehmern beschrieben wird, zurück, andererseits wächst aber die Sorge, dass der Ausnahmezustand noch bis Ende des nächsten Jahres oder gar darüber hinaus andauern wird. Die Angaben hierzu werden in einer 5er-Skala abgefragt und dann in Prozentangaben umgerechnet (100 Prozent entsprechen höchster Sorge).

Gleichzeitig räumen die Befragten ein, Verhaltensempfehlungen weniger konsequent einzuhalten als zu Beginn der Krise. In noch stärkerem Maße unterstellen sie das den Menschen in ihrer Umgebung. Stabil blieb dagegen der Wert, mit dem die Einhaltung der Hygiene-Empfehlungen beschrieben wird, was vermutlich mit dem mittlerweile in vielen Bereichen vorgeschriebenen Tragen von Mundschutz zusammenhängt.


Corona: Franken sorgen sich um Arbeitsplatz und Einkommen


Weiter zurückgegangen ist seit März die Angst, den Arbeitsplatz verlieren zu können sowie die Sorge um eigene Einkommensverluste.

Deutlich kritischer als im Rest der Republik bewerten die Menschen im NN-Lesergebiet das Ausmaß der durch die Politik verhängten Maßnahmen. 30 Prozent der Befragten finden, die Einschränkungen seien "zu weitgehend". Im März waren nur 21 Prozent dieser Ansicht.

Der Politiker mit den besten Bewertungen als Krisenmanager ist immer noch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Im Schulnotensystem wird seine Arbeit bayernweit mit einer 2,3 bewertet. Im März bekam er noch eine 1,9. Kritischer als in Rest-Deutschland (2,6) wird Kanzlerin Angela Merkel im NN-Lesergebiet (3,1) beurteilt.


Gestärkt aus der Krise? Leser stellen teils radikale Forderungen


In der Riege der Ministerpräsidenten konnte sich Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow, der inzwischen für einen Ausstieg aus den Corona-Auflagen ist, hinter Söder auf Platz zwei schieben.

Am stärksten verliert im eigenen Bundesland der von Beginn an nicht besonders gut bewertete Armin Laschet in Nordrhein-Westfalen. Note 3,8 empfiehlt ihn nicht unbedingt als Unions-Kanzlerkandidat. Die aktuelle Befragung erfolgte zwischen 25. und 28. Mai.

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