Am Schmausenbuck

300 Menschen demonstrieren für die Rettung des Reichswalds in Nürnberg

18.7.2021, 16:00 Uhr

Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel über dem Schmausenbuck. Kaum vorstellbar, dass Menschen in Deutschland und in anderen Teilen der Welt von Wassermassen überrollt werden, um ihr Hab und Gut, um ihr Leben kämpfen. Mehr als 150 Todesopfer sind zu beklagen. An sie denken die Teilnehmer der Kundgebung, zu der der Bund Naturschutz aufgerufen hat, in einer Schweigeminute, bevor die Veranstaltung beginnt. 300 Menschen aus der ganzen Region sind dem Aufruf gefolgt. "Rettet den Reichswald" lautet das Motto.

Zurück zu den Wurzeln

Normalerweise feiert der BUND im Sommer hier sein Reichswaldfest. Nun muss die beliebte Veranstaltung schon zum zweiten Mal in Folge coronabedingt ausfallen. "Deshalb sind wir zu unseren Wurzeln zurückgekehrt und machen wie in den 70er Jahren eine Kundgebung", sagt Richard Mergner, der Landesvorsitzende des BN.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt, wenn niemand mehr übrig ist, der hoffen kann", singt der Nürnberger Liedermacher Erich Stenzel zum Auftakt. Viele Menschen sind mit Transparenten gekommen, auf denen sie ihre Sorge um den Reichswald kundtun. Sie sind aus all den Orten und Regionen gekommen, wo der Wald von Eingriffen bedroht ist.

Rund 300 Menschen haben sich am Sonntag am Schmausenbuck eingefunden. "Rettet den Reichswald" lautete das Motto der Kundgebung.

Rund 300 Menschen haben sich am Sonntag am Schmausenbuck eingefunden. "Rettet den Reichswald" lautete das Motto der Kundgebung. © Stefan Hippel, NNZ

Es geht um das ICE-Instandhaltungswerk, um den Lkw-Parkplatz bei Moosbach, um Stromtrassen, um Sandabbau und Autobahnausbau. "Es sind noch nie so viele Bürgerinitiativen zusammengekommen", sagt Tom Konopka, der Regionalreferent des BUND Naturschutz für Mittel- und Oberfranken. "Das ist außergewöhnlich. Corona zwingt uns zum Abstandhalten, aber wir stehen trotzdem zusammen, für den Wald und für das Klima."

Vom Menschen gemacht

Die gewaltige Flut, die über das Land hereingebrochen ist, sei keine gottgegebene Naturkatastrophe, sagt Richard Mergner. "Sie ist menschen- und politikgemacht." Aber es gebe auch eine gute Nachricht: "Wir können etwas unternehmen. Wir brauchen jedoch die politischen Rahmenbedingungen für eine faire, sozial-ökologische Wende in Bayern, Deutschland und weltweit." Die Bundestagswahl im September, ruft Mergner der Menge zu, werde zu einer Klimaschutzwahl.

300 Menschen demonstrieren für die Rettung des Reichswalds in Nürnberg

© Stefan Hippel, NNZ

In allen Parteien mit Ausnahme der AfD gebe es Politiker, die sich glaubwürdig für Klimaschutz einsetzten. "Es geht nicht um die Frage, wie teuer der Flug nach Mallorca ist, sondern wie wir unsere Lebensgrundlagen schützen." Es reiche nicht, Bäume zu umarmen, sagt Mergner mit Blick auf Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder. "Wir brauchen klare Aussagen von Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock."

Deutlich kleiner

300 Menschen demonstrieren für die Rettung des Reichswalds in Nürnberg

© Stefan Hippel, NNZ

Das von der Bahn geplante ICE-Instandhaltungswerk sei notwendig, räumt Tom Konopka ein. "Aber nicht im Reichswald und auch nicht bei Heilsbronn." Der BUND werde die Pläne der Bahn prüfen lassen. Nach Ansicht der Umweltschützer geht es deutlich kleiner - statt 56 Hektar würden auch 26 Hektar dafür reichen. "Es ist eine neue Standortsuche nötig."

Über den Wert des Waldes spricht schließlich auch Hubert Weiger, der langjährige Bundesvorsitzende von BN und BUND. „Der Reichswald ist die Klimaanlage der Städte, wir brauchen ihn nötiger denn je in Zeiten der Klimakrise mit überhitzenden Städten. Er ist die grüne Lunge der Metropolregion. Ohne den Reichswald wäre unsere Luft noch viel schlechter", betont Weiger. "Gerade während des Lockdowns haben viele Menschen zu schätzen gelernt, dass wir ihn haben."

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