Baumfällungen wegen Trockenheit? Sör fordert mehr Personal

8.10.2019, 09:27 Uhr

Der Bund Naturschutz (BN) rechnet mit einem "dramatischen Anstieg der Baumfällungen wegen Trockenheit" in Nürnberg. Die "Projektgruppe Straßenbäume" bezieht sich dabei auf den neuen Straßenbaumbericht 2018, der gerade veröffentlicht wurde. Auch die Stadt geht mittlerweile von größeren Schäden aus. Der Servicebetrieb Sör fordert dringend mehr Personal und Geld.

"Nürnberg gehört zu den niederschlagsärmsten Gebieten in Deutschland", sagt Matthias Schmidt von der Projektgruppe Straßenbäume. Das langjährige Mittel liege bei etwa 600 bis 650 Liter pro Jahr und Quadratmeter, erklärt er. In München seien es rund 1000 Liter. Im Jahr 2015 und 2018 betrug der Niederschlag in der Frankenmetropole sogar nur 440 und 451 Liter. Das geht aus einer Übersicht von Sör für den nächsten Stadtratsausschuss hervor.

Die Trockenheit setzt den Straßenbäumen enorm zu. Und Nürnberg habe im Vergleich zu anderen Städten, wie Schmidt meint, bereits ein großes Defizit an Straßenbäumen, die so wichtig für das Stadtklima seien – und deren Bedeutung in diesem Zusammenhang immer mehr steige.

Anhand der Baumfällungen an Einzelstandorten, die von 2017 auf 2018 von 117 auf 225 Bäume gestiegen ist, leitet Schmidt eine besorgniserregende Entwicklung ab. "Hier zeigen sich deutlich die ersten alarmierenden Auswirkungen des Klimawandels in Form von Hitze- und Trockenschäden", bilanziert er.

Sör gibt in seinem neuen Bericht bereits eine Schädigung von zehn Prozent der Straßenbäume an. "Ein Jahr zuvor war es nur ein Prozent", so Schmidt. Ursache: der extreme Sommer 2015. Der Projektgruppen-Sprecher gilt als großer Kritiker der städtischen Baumbilanzen. Nicht immer zur Freude bei Sör.

Dort rechnet man sogar damit, dass die Schädigungen "im schlechtesten Fall zu einem weiteren Absterben der Bäume in den nächsten Jahren führt". Der heiße Sommer 2018 und weitere extreme Trockenperioden in Zukunft würden diese Negativentwicklung verstärken. Auch der Sommer 2019 war sehr trocken. "Am Ende des Sommers konnte man an vielen Orten in der Stadt bereits stark geschädigte oder schon abgestorbene Bäume ausmachen", bedauert Schmidt.

Deshalb, so fordert Matthias Schmidt, müssten "gezielte Gegenmaßnahmen umgesetzt werden." Sör hat in diesem Jahr bereits die Gießperioden nach eigenen Angaben deutlich ausgeweitet. Vor allem werden die Bäume nun sehr viel länger versorgt als bisher. Doch das reicht noch nicht.

Mindestens über einen Zeitraum von 15 Jahren nach der Pflanzung sollten die Straßenbäume bewässert werden, damit sie sich stabil entwickeln können, betonen die Fachleute beim Servicebetrieb. Eine ausreichend große Krone, die das Stadtklima wirksam verbessert, ist laut Sör erst nach 25 Jahren ausgebildet.

Der Servicebetrieb glaubt nicht, die notwendigen Maßnahmen mit dem Etat und Personal stemmen zu können. Und fordert daher für die Haushaltsberatungen eine Aufstockung. Ob die eine Mehrheit findet, wird sich Ende November zeigen.

Die BN-Gruppe kritisiert zudem, dass der Bestand an Straßenbäumen in Nürnberg seit 2016 zurück geht. Ende 2018 waren es laut Sör knapp 29.000. Dazu zählt die Stadt noch 50.000 Straßenbäume in "flächenhaften waldähnlichen Beständen entlang der Straßen", die nicht kartiert seien. Schmidt entgegnet, dass Bäume dieser Art "per Definition keine Straßenbäume sind".

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