Spannender Wahlabend

Bundestagswahl: FDP und AfD wieder zweistellig, Linke muss zittern

26.9.2021, 20:15 Uhr
Freuen sich über ein voraussichtlich erneut zweistelliges Ergebnis der Liberalen: Die amtierende Bundestagsabgeordnete Katja Hessel und der Kandidat für den Nürnberger Süden und Schwabach, Marco Preißinger.

© Johannes Handl Freuen sich über ein voraussichtlich erneut zweistelliges Ergebnis der Liberalen: Die amtierende Bundestagsabgeordnete Katja Hessel und der Kandidat für den Nürnberger Süden und Schwabach, Marco Preißinger.

Es ist ein verhaltener Applaus, den sich die Nürnberger Liberalen in einer Lounge des Cinecittà spenden. Elf Prozent weist die erste Prognose für die FDP aus. Insgeheim hatten sich die Liberalen mehr erhofft, nachdem im Lauf des Nachmittags immer wieder auch Ergebnisse um die 13 Prozent die Runde machten.

"Vor vier Jahren wären wir bei elf Prozent unter der Decke gehangen", sagt die Bundestagsabgeordnete Katja Hessel, die vor einer weiteren Amtszeit in Berlin steht: "Elf Prozent – wir haben unser Ziel erreicht!" Zumal es den Liberalen damit erstmals gelingen dürfte, zweimal hintereinander ein zweistelliges Ergebnis einzufahren.


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"Wir wollen Regierungsverantwortung – aber nicht um jeden Preis", stellt FDP-Stadtrat Ümit Sormaz fest. Wie Parteichef Christian Lindner würde Sormaz eine Jamaika-Koalition bevorzugen. Die nächste Bundesregierung - wie auch immer sie zusammengesetzt sein mag - fordert Sormaz dazu auf, dafür zu sorgen, dass der Bundestag sich wieder seiner eigentlich vorgesehenen Größe annähert. Momentan ist der Bundestag hinter dem Nationalen Volkskongress in China das zweitgrößte Parlament der Welt.

"Wir sind gekommen, um zu bleiben", so lautet die Bilanz des zufriedenen Nürnberger Kreisvorsitzenden der AfD, Martin Sichert, dessen zweite Wahlperiode als Abgeordneter ebenfalls gesichert ist. Die Wiederwahl der AfD ins Parlament, mit stabilen Zahlen knapp unter zehn Prozent auch in Nürnberg, wertet er als wichtiges Signal: "Wir sind eine etablierte Kraft geworden, mit der sich die anderen Parteien auseinandersetzen müssen. Wir vertreten immerhin ein Zehntel der Wähler." Eine Wunsch-Regierung hat Sichert nicht. "Es will niemand mit uns, also werden wir weiter kritisch unseren Job als Opposition machen."

Sichert schließt sich der Kritik des Nürnberger Liberalen-Stadtrats an, wenn er sogleich eine "dringende Wahlrechtsreform" fordert. Die Tendenz zu noch mehr Ausgleichs- und Überhangmandaten, die den Bundestag um immer mehr Abgeordnete aufbläht, sei nicht im Sinne der Bürger.

Große Sorgen bei der Linken

Lange Gesichter und gedämpfte Gespräche in der Villa Leon: Die Linken müssen um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.

Lange Gesichter und gedämpfte Gespräche in der Villa Leon: Die Linken müssen um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. © Isabel Lauer

Zittern ist derweil am anderen Ende des politischen Spektrums angesagt. Linksrutsch geht anders. In der Villa Leon rutschen die Genossen der Nürnberger Linken höchstens konsterniert auf den Stühlen herum. Erste Hochrechnung: genau fünf Prozent, fast eine Halbierung seit 2017, die Ergebnisse aus der Stadt bestätigen das dann.

"Überhaupt nicht zufriedenstellend" finden das die Direktkandidaten Kathrin Flach Gomez und Stadtratsmitglied Titus Schüller, die trotzdem Applaus erhalten – und im Lauf ihrer kleinen Grillparty mit Blick auf ihre Listenplätze um jedes Prozent bangen müssen.

Ein Rätsel bleibt ihnen zu lösen: "Wir haben im Nürnberger Wahlkampf zuletzt enorm gute Rückmeldungen und viele Neumitglieder bekommen. Und ohne Zweifel hatten wir die wichtigen Themen: Klimawandel, Rente, faire Löhne", sagen sie tapfer. Und Schüller: "Aber irgendwie hat bei den Wählern der Wind in den Segeln gefehlt. Die uns aus Überzeugung wählen, bleiben uns treu, aber die, die schwanken, entscheiden sich am Ende doch anders."

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