Erkältete Kinder? Nürnberg baut Testkapazitäten aus

17.3.2021, 17:57 Uhr
Kitabesuche unterliegen im Moment besonderen Vorgaben. 

© Uwe Anspach, dpa Kitabesuche unterliegen im Moment besonderen Vorgaben. 

Nervig ist es schon, sagt die junge Mutter. Zwei Jahre ist ihre Tochter alt, sie besucht eine Krippe in Nürnberg, auch jetzt in der Notbetreuung - beide Eltern arbeiten. Am Montag dann der Anruf: Man möge die Tochter bitte aus der Kita abholen, sie habe drei Mal gehustet. Mit ihr wurden zehn weitere nach Hause geschickt – zwei durften bleiben. Also marschierte die Familie zum Testzentrum in den Nunnenbeckstraße, wartete eine Stunde mit über 20 weiteren Familien – alle mussten auf Geheiß der Kita einen Corona-Test machen. Es ist der neue Rahmenhygieneplan des Sozialministeriums aus München, der die Tests bei kleinen Kindern in die Höhe schnellen lässt.

Erst muss ein negativer Test her

Er regelt, wann Kinder mit Erkältungssymptomen weiter die Kita besuchen dürfen - und wann sie einen Corona-Test vorweisen müssen. Das sorgte für große Unsicherheit bei den Trägern. "Wir haben Rückmeldungen von Eltern erhalten, wonach vereinzelt Einrichtungen die Kinder schon abholen lassen, wenn diesen beispielsweise nach ihrer Rückkehr aus dem Außenbereich die Nase läuft", schreibt dann auch das Ministerium in einer schnell nachgeschobenen Klarstellung. "Das alleine ist kein Grund, das Kind abholen zu lassen." Auch "gelegentliches Husten, Halskratzen oder Räuspern" seien kein Grund, das Kind von der Kindertagesbetreuung auszuschließen. "Der Ausschluss im Tagesverlauf ist nur dann vorgesehen, wenn eine Verschlechterung des Allgemeinzustands eines Kindes (Fieber, starker Husten, Hals- oder Ohrenschmerzen usw.) auftritt."

Ein Besuch sei möglich bei verstopfter Nasenatmung (ohne Fieber), gelegentlichem Husten, Halskratzen oder Räuspern und kurzzeitigem Naselaufen, heißt es weiter. Habe das Kind weitergehende leichte Krankheitssymptome, sei ein Besuch mit negativem Corona-Test möglich. Bleibt das Kind mit einer leichten Erkrankung zu Hause, dürfe es ohne Test wieder die Einrichtung besuchen, bei schwerem Verlauf müsse ein Test vorgelegt werden.

Dass das Hin und Her für Eltern sehr kompliziert und anstrengend ist, weiß Nürnbergs Sozialreferentin Elisabeth Ries. Zumal die Richtlinien immer noch nicht trennscharf sind. Denn was ist gelegentliches Husten? Einmal die Stunde? Dreimal am Tag? "Da sind wir in einem Beurteilungsbereich, den das Kita-Personal eigentlich nicht hat", sagt Ries. "Es ist eine Grauzone." Sie könne nur empfehlen, dass die Betreuer in Absprache mit den Eltern die Situation nach dem "Alltagsverstand" beurteilen. Ihr sei auch klar, dass man Eltern in Stress versetze, wenn nun bei kleinen Erkältung-Symptomen ein Test angeordnet werde, man müsse aber auch bedenken, "was man Gruppen antut, wenn eine Quarantäne verhängt werden muss." Aktuell seien in Nürnberg rund 30 Kita-Gruppen in Quarantäne.

Eine Linie nur für Kinder

Prinzipiell baue die Stadt die Testkapazitäten auf – auch in Hinblick auf Kinder. So werden aktuell zwei neue Schnellteststationen in der Nürnberger Innenstadt eröffnet. Hier, wie auch im bestehenden in der Nunnenbeckstraße gebe es nun eigene Linien für Familien mit Kindern – damit die Wartezeiten nicht, wie noch vor wenigen Tagen, sehr lang sind. Geöffnet haben die Stationen ab 7.30 Uhr. "Wir werden beobachten, wie Kapazitäten angenommen werden", sagt Ries. Und man könne natürlich nachsteuern.

An den Kitas selber wird nicht getestet: Das Personal kann – neben einem Besuch in den Zentren – auch das Angebot an den Schulen wahrnehmen. Dort gibt es ein organisiertes Angebot durch medizinisches Personal – wobei das, räumt Ries ein, durch die aktuelle Rückkehr in den Distanzunterricht für viele Klassen wieder schwieriger werde. Angenommen werde das Angebot von Kita-Mitarbeitern bisher unterschiedlich. Kinder werden an Krippen oder Kindergärten nicht getestet. Das sei auch rechtlich schwierig, wenn es durch die Mitarbeiter durchgeführt werden soll, sagt Ries. Man sei aber in intensiven Gesprächen mit den zuständigen Ministerien über Spuck- oder Lollie-Tests, die Kinder dann auch einfacher selber machen können.

Groß ist die Nachfrage übrigens nach der Notbetreuung in den Kitas - zu bis zu 80 Prozent werde sie angenommen, berichten freie Träger. Bei städtischen Einrichtungen ist der Anteil nach Ries Aussage ein wenig geringer.

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