Falcons-Auftaktsieg: Hygienekonzept sorgt für absurdes Bild

19.10.2020, 15:30 Uhr
Vielen Dank und auf Wiedersehen: Die Falcons bedanken sich bei den Gästen aus Ehingen für ein intensives Spiel.

© Foto: Wolfgang Zink Vielen Dank und auf Wiedersehen: Die Falcons bedanken sich bei den Gästen aus Ehingen für ein intensives Spiel.

Als am Kampfrichtertisch ein letztes Mal an diesem Abend die Sirene betätigt wurde, bot sich den wenigen Zuschauern im Eventpalast noch ein letztes absurdes Bild. Die Spieler auf dem Feld gingen auseinander – ohne abzuklatschen, ohne ein paar freundliche Worte. Aus der Ferne reckten die Gastgeber noch einmal ein paar Daumen nach oben oder winkten den Gästen zum Abschied. Dann gingen beide Teams relativ zügig in ihre jeweilige Kabine.

Zuvor hatten sich die Basketballer der Nürnberg Falcons und des Teams Ehingen Urspring auf dem Parkett 40 Minuten lang ein intensives Spiel geliefert, hatten sie sich um den Ball gestritten und Schweiß ausgetauscht – danach, so sieht es das Hygienekonzept vor, sollten sie aber sofort wieder auf Abstand gehen.

Junge mahnt: "Ohne Zuschauer lebt das Spiel nicht"

Wie viel das bringt, dürften nicht nur die Beteiligten in Frage gestellt haben; wie so vieles in diesen Tagen. Zum Beispiel auch, wie sinnvoll es war, an diesem Wochenende die neue Saison in der 2. Basketball-Bundesliga zu eröffnen. Falcons-Chef Ralph Junge hatte die Frage schon vorab gestellt, am späten Samstagabend verbalisierte auch Kapitän Sebastian Schröder seine Zweifel: "Irgendwann wird es zum Zirkus. Ohne Zuschauer lebt das Spiel nicht", sagte Schröder und blickte auf die Tribünen, die leer geblieben waren, nachdem das Gesundheitsamt am Freitag kurzfristig seine Zusage zurückgenommen hatte, 300 Fans den Zugang zu gewähren. So wurden vor Ort lediglich ein paar Kameraleute, Medienvertreter, Teambetreuer und die DJs Zeuge dieses besonderen Abends.

Das Eröffnungsspiel der Liga am Freitag zwischen Trier und Heidelberg war da bereits wegen erster Corona-Fälle abgesagt worden, auch die Partie Kirchheim gegen Jena musste verschoben werden. Wie lange sich der Spielbetrieb so aufrecht erhalten lässt – mit infizierten Spielern, stichprobeartigen Kontrollen, Quarantäne und ohne Ticketeinnahmen, kann im Moment niemand seriös abschätzen. Immerhin: Den ersten Sieg kann den Falcons niemand mehr nehmen.

"Dumme Turnover"

"Wir haben heute immer wieder vergessen, den Deckel früher draufzumachen", sagte Junge über den 84:72 (23:15, 16:14, 19:22, 26:21)-Auftaktsieg, der sich holpriger gestaltete, als es das Ergebnis vermuten ließ. Zu Beginn nutzte seine Mannschaft vor allem die Größenvorteile gut aus. Moritz Sanders und Jonathan Maier dominierten nach Belieben, beim Stand von 16:7 beantragte Domenik Reinboth, der Ehinger Coach, die erste Auszeit – mit Erfolg.

Dass Junge bald immer wieder kopfschüttelnd an der Seitenlinie stand, hatte vor allem zwei Gründe: Erstens verstanden es seine Spieler auch wegen einer schwachen Dreierquote nicht, ihr deutliches Plus an Qualität und Erfahrung auszuspielen. Zweitens stand einer ordentlichen Offensive eine Defensive gegenüber, der es – vielleicht auch wegen des fehlenden Publikums – an Intensität mangelte. "Es ändert nichts daran, dass wir bereit sein müssen", sagte Neuzugang Martin Bogdanov, der einen unaufgeregten Point Guard gab: "Ohne Zuschauer muss die Energie von uns kommen."

Zwei Debütanten für die Falcons

Die kam auch, aber noch nicht konstant genug. "Dumme Turnover" hatte Bogdanov bemerkt, die dazu führten, dass Ehingen bis ins letzte Viertel hinein den Anschluss hielt. Im Schlussabschnitt riss dann Marcell Pongó die Partie an sich und erzielten Schröder und Sanders noch ein paar wichtige Punkte, weshalb neben dem sehr souverän wirkenden Christian Feneberg auch Leo Trummeter und Benjamin Faatz noch ihre Premiere in der ProA feiern durften.

Um auch in Heidelberg zu siegen, dürfte es eine Leistungssteigerung benötigen – wann auch immer die Begegnung ausgetragen wird. Der Termin am kommenden Sonntag lässt sich wohl schon nicht mehr halten.

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