In Talkshow mit Bushido: Ghettofaust für Michael Frieser

25.4.2018, 13:12 Uhr
In Talkshow mit Bushido: Ghettofaust für Michael Frieser

© ntv (Screenshot)

Der Nürnberger CSU-Politiker und Justiziar Michael Frieser gab sich zusammen mit Rapper Bushido, Grünen-Politiker Michael Kellner und Komikerin Lena Liebkind die Ehre bei der ntv-Talkshow "So!Muncu!". Dabei ging es vor allem um die Frage der Kunstfreiheit: Was darf Kunst, was darf sie sich erlauben? Oder dürfen wir uns erlauben, ihr etwas zu verbieten? Gastgeber und Moderator Serdar Somuncu wollte dabei in 40 Minuten die Meinungen seiner Gäste zu diesem Thema hören. 

Aufhänger war der Echo-Skandal um Rapper Farid Bang und Kollegah. Bushido nahm als ein Kollege der beiden dabei eine Sonderrolle ein: Er musste seinen Beruf als Rapper vor den Vorwürfen der anderen Gesprächsteilnehmer verteidigen. Während Kellner gewissermaßen der Ruhepol der Runde war, Somuncu seinen Gästen permanent mit dem Verweis ins Wort fiel, man hätte nur 40 Minuten Sendezeit, und Liebkind sich im Grunde dauerhaft vor einer klaren Aussage drückte, außer der, der Echo sei ja sowieso überflüssig (es ist zwar der größte deutsche Musikpreis, aber naja) lieferten sich immerhin Frieser und Bushido einige kleinere Wortgefechte.

Rap beleidigt Minderheiten

Dabei waren die Sichtweisen der beiden Männer klar definiert: Für Bushido waren die Aussagen von Farid Bang höchstens grenzwertig, Frieser sah darin ganz klar Antisemitismus. "Reden wir wirklich über Kunst heute?", warf Frieser eingangs noch in den Raum. "Rap ist antisemitisch, rassistisch, gewaltverherrlichend, sexistisch, homophob... Das ist nun doch wirklich nix Neues mehr!"

Für ihn liegt das Problem an der ganzen Sache aber gar nicht unbedingt darin, dass Rapper ihre Kunstfreiheit soweit ausdehnen, dass dabei Menschen, die nichts weiter verbrochen haben, als einer Minderheit anzugehören, beleidigt werden. Anders als Böhmermanns Schmähgedicht, das er zwar für geschmacklos hielt, aber immerhin nur gegen eine einzelne Persönlichkeit und deren Verfehlungen gerichtet war.

Bushido hingegen widersprach: Nicht die Juden seien in dem Lied beleidigt worden, sondern lediglich über die Definition eines Körpers sei gerappt worden. Wobei, wie er selbst zugab, er persönlich auch fand, dass Farid da eine moralisch sehr fragwürdige Zeile getextet hat. Was aber nicht seine Aufgabe sei, das zu bewerten, betonte er dann. Jeder Rapper und Mensch muss selbst entscheiden, was für ihn moralisch verwerflich ist und was nicht.

Bushido wetterte gegen CSU

Viel lieber schoss sich der Rapper dann auf die CSU ein: Diese würde ihren Wählern ja auch erzählen, was sie hören wollen, um ihre Stimmen zu gewinnen. Beim Rap und auch beim betroffenen Lied von Farid Bang und Kollegah ging es schließlich auch um nichts anderes - man wollte den Hörern bieten, was sie hören wollten, um Platten zu verkaufen und Geld zu verdienen. "Einfach nur provozieren, um in der Öffentlichkeit und Presse zu sein", sagt Bushido. "Und es hat funktioniert - das Album ist seit drei Wochen wieder auf Platz eins."

Bevor "der Bushido mir hier aus dem Hemd hupft" betonte aber auch Frieser: Er habe kein Problem mit künstlerischer Freiheit. Nur müsse man als Künstler darüber bewusst sein, dass man den Hörern gegenüber eine Verantwortung hat - vor allem den Kids, die diese Alben kaufen und sich von den Texten vielleicht beeinflussen lassen.

Bushido konnte daraufhin nur mit etwas verzweifeltem Blick erwidern: "Leute, wir sind nicht böse! Vor uns muss man keine Angst haben, wir werden ganz normal induziert, wenn wir zu krass sind. So wie alle anderen Musiker auch!"

Ghettofaust für Frieser

Diese Aussage erweichte auch den Michael Frieser. Es sei ja auch irgendwie ganz normal, zu diskutieren, zu provozieren, sich mal am Schulhof "eins auf die Fresse zu hauen" – all das passiert, all das ist für ihn legitim. Als Lob gab es für den Kommentar dann gleich einmal die Ghettofaust von Bushido, die den Politiker allerdings nicht so ganz geheuer war.

Frieser glaube auch gar nicht, dass Bushido ein Antisemit ist (was dem Rapper schon des Öfteren vorgeworfen wurde), schließlich wolle bestimmt auch ein Bushido seine Kinder nicht in einer gewaltverherrlichenden Welt aufwachsen sehen.

Aber die Jury hätte keinen Preis an ein Rap-Duo vergeben dürfen, das eine so klare grenzüberschreitende Aussage getroffen hat. Das sehen auch alle anderen - außer Bushido - so. Eine Jury sollte sich vorher schließlich anhören, was sie auszeichnen, so Frieser.

Somuncu versuchte am Ende der Sendung, ein Fazit zu ziehen, was aber irgendwie misslang - vielleicht deshalb, weil die Gäste selbst ständig ihre Standpunkte veränderten. Derr harte Rapper Bushido war am Ende sanft und versöhnlich, Kellner achtet die Kunstfreiheit ja sowieso, Liebkind geht es ohnehin nur um die Rolle der Provokation und Frieser weiß zumindest, dass die CSU zwar vieles bestimmt, aber nicht das, was Kunst ist.

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