Letzter Tag Zweitausendeins - Das Ende einer Ära

25.1.2014, 12:34 Uhr
Thomas Mayer (links), Spitzname "der Nürnberger", und Stefan Volkert verkaufen heute zum letzten Mal Bücher und CDs im Zweitausendeins. Der Laden schließt nach über 20 Jahren. Mayer war seit dem Eröffnungstag im Februar 1993 dabei. Damals sammelte sich eine Menschentraube vor dem Geschäft.
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Thomas Mayer (links), Spitzname "der Nürnberger", und Stefan Volkert verkaufen heute zum letzten Mal Bücher und CDs im Zweitausendeins. Der Laden schließt nach über 20 Jahren. Mayer war seit dem Eröffnungstag im Februar 1993 dabei. Damals sammelte sich eine Menschentraube vor dem Geschäft. © Matthias Stiel

Wegen der fehlenden Tische mussten die ersten Kunden die CDs direkt vom Boden kaufen. Der Andrang war so groß, dass zwei Verkäufer aus der Filiale in München kurzerhand einsprangen. Gekommen waren die Beiden ursprünglich, um zu gucken, ob das neue Geschäft in Nürnberg ihre Kunden abwirbt. Jetzt sind die Regale in der Noris wieder leer.
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Wegen der fehlenden Tische mussten die ersten Kunden die CDs direkt vom Boden kaufen. Der Andrang war so groß, dass zwei Verkäufer aus der Filiale in München kurzerhand einsprangen. Gekommen waren die Beiden ursprünglich, um zu gucken, ob das neue Geschäft in Nürnberg ihre Kunden abwirbt. Jetzt sind die Regale in der Noris wieder leer. © Matthias Stiel

Das bedauern auch die langjährigen Kunden, denn im Zweitausendeins trifft man sich: Herbert Henn, Geiger an der Oper, unterhält sich mit Semra Meisel. Ihr Mann ist Arzt und spielt immer mal wieder Bratsche in Henns Quartett.
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Das bedauern auch die langjährigen Kunden, denn im Zweitausendeins trifft man sich: Herbert Henn, Geiger an der Oper, unterhält sich mit Semra Meisel. Ihr Mann ist Arzt und spielt immer mal wieder Bratsche in Henns Quartett.

Jazzfan Elmar Böhnlein (41) ist gebürtiger Nürnberger und schaute regelmäßig im Zweitausendeins vorbei - auch nachdem er nach Schwarzenbruck zog. Er durchstöberte die Regale besonders nach Jazz-Raritäten und -Klassikern, die woanders nicht so einfach zu finden sind.
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Jazzfan Elmar Böhnlein (41) ist gebürtiger Nürnberger und schaute regelmäßig im Zweitausendeins vorbei - auch nachdem er nach Schwarzenbruck zog. Er durchstöberte die Regale besonders nach Jazz-Raritäten und -Klassikern, die woanders nicht so einfach zu finden sind. © Matthias Stiel

Das Angebot im Zweitausendeins besaß einen exzellenten Ruf, der über die Grenzen Nürnbergs hinausging. Bevor es das Geschäft in der Noris gab, fuhren die Franken auf der Suche nach hochwertigen Schnäppchen bis nach München.
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Das Angebot im Zweitausendeins besaß einen exzellenten Ruf, der über die Grenzen Nürnbergs hinausging. Bevor es das Geschäft in der Noris gab, fuhren die Franken auf der Suche nach hochwertigen Schnäppchen bis nach München. © Matthias Stiel

Exil-Nürnbergerin Janet Flechl (30) zeigt ihrem Freund Steven Plitt (24) bei einem Besuch in der alten Heimat als erstes das Zweitausendeins, erst danach geht es weiter in die Breite Gasse. Der Thüringer Plitt ist beeindruckt von dem Angebot an alten Filmklassikern: "Die findet man nicht bei Lidl an der Kasse." Beide ärgern sich nur, dass sie ihre kleine Tochter nicht mitgenommen haben, die sei in Bücher vernarrt.
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Exil-Nürnbergerin Janet Flechl (30) zeigt ihrem Freund Steven Plitt (24) bei einem Besuch in der alten Heimat als erstes das Zweitausendeins, erst danach geht es weiter in die Breite Gasse. Der Thüringer Plitt ist beeindruckt von dem Angebot an alten Filmklassikern: "Die findet man nicht bei Lidl an der Kasse." Beide ärgern sich nur, dass sie ihre kleine Tochter nicht mitgenommen haben, die sei in Bücher vernarrt. © Matthias Stiel

Das geht vielen Kunden so und das Geschäft in der Lorenzer Straße trug maßgeblich zur "Befüllung" der heimischen Regale bei. So berichten die Verkäufer Mayer und Volkert von verzweifelten Anrufen: "Was soll ich denn jetzt machen? 30 Prozent meines Bücherregals bestehen aus Büchern aus dem Zweitausendeins."
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Das geht vielen Kunden so und das Geschäft in der Lorenzer Straße trug maßgeblich zur "Befüllung" der heimischen Regale bei. So berichten die Verkäufer Mayer und Volkert von verzweifelten Anrufen: "Was soll ich denn jetzt machen? 30 Prozent meines Bücherregals bestehen aus Büchern aus dem Zweitausendeins." © Matthias Stiel

Auch der Psychologe Gerhard Nechwatal kommt seit Jahren extra aus Eichstätt im Altmühltal in das Geschäft nach Nürnberg. Auf der Suche nach Fachliteratur, Romanen und Bildbänden moderner Maler ist er meistens fündig geworden. Und "immer wieder zu interessanten Preisen", wie der 59-Jährige betont. Auch Alben seines muskikalischen Geheimtipps, Willie Nelson, waren immer wieder dabei.
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Auch der Psychologe Gerhard Nechwatal kommt seit Jahren extra aus Eichstätt im Altmühltal in das Geschäft nach Nürnberg. Auf der Suche nach Fachliteratur, Romanen und Bildbänden moderner Maler ist er meistens fündig geworden. Und "immer wieder zu interessanten Preisen", wie der 59-Jährige betont. Auch Alben seines muskikalischen Geheimtipps, Willie Nelson, waren immer wieder dabei. © Matthias Stiel

Treue Kunden waren froh, als das Zweitausendeins 1993 endlich öffnete. Sie mussten sich die Bücher nicht mehr extra per Versand aus Frankfurt kommen lassen oder nach München fahren. Zur Schließung meinten sie einstimmig "Es ist schlimm, weil die Kunden keine Internetkundschaft sind. Hier hingegen kannte und traf man sich."
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Treue Kunden waren froh, als das Zweitausendeins 1993 endlich öffnete. Sie mussten sich die Bücher nicht mehr extra per Versand aus Frankfurt kommen lassen oder nach München fahren. Zur Schließung meinten sie einstimmig "Es ist schlimm, weil die Kunden keine Internetkundschaft sind. Hier hingegen kannte und traf man sich." © Matthias Stiel

Besonders Nürnberger, die seit jeher zum Stöbern in das Geschäft kommen, werden die persönliche Atmosphäre und die gute Beratung vermissen. "Das reißt eine große Lücke in die Laden-Kultur der Stadt", sagte uns einer der Kunden.
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Besonders Nürnberger, die seit jeher zum Stöbern in das Geschäft kommen, werden die persönliche Atmosphäre und die gute Beratung vermissen. "Das reißt eine große Lücke in die Laden-Kultur der Stadt", sagte uns einer der Kunden. © Matthias Stiel

Helmut Faltin (61) sieht das ähnlich. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt er auf die Schließung: "Drei Mal am Tag bin ich an der Krabbelkiste draußen vor der Tür vorbeigekommen und habe mindestens ein Buch gekauft. Jetzt fehlen mir zu Hause drei Regalmeter für Bücher." Trotz der zukünftigen Geldersparnis bedauert er das Ende des Zweitausendeins. "Einmal habe ich hier einen großen Bildband "Germania" gekauft und ihn dem damaligen Vorsitzenden des Vereins SC Germania, Arthur Berber, zu seinem 60. Geburtstag geschenkt."
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Helmut Faltin (61) sieht das ähnlich. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt er auf die Schließung: "Drei Mal am Tag bin ich an der Krabbelkiste draußen vor der Tür vorbeigekommen und habe mindestens ein Buch gekauft. Jetzt fehlen mir zu Hause drei Regalmeter für Bücher." Trotz der zukünftigen Geldersparnis bedauert er das Ende des Zweitausendeins. "Einmal habe ich hier einen großen Bildband "Germania" gekauft und ihn dem damaligen Vorsitzenden des Vereins SC Germania, Arthur Berber, zu seinem 60. Geburtstag geschenkt." © Matthias Stiel

Damit ist nun aber Schluss. Bereits am Samstagmittag waren die Regale so gut wie leergefegt. Alles was bis zum Abend nicht verkauft ist, wird ausgeräumt. Die Regale hat ein ehemaliger Stammkunde abgekauft, die Tische wandern auf den Sperrmüll. Nachmieter wird eine Filiale des Bäckers Beck, der Architekt hat bereits alles ausgemessen.
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Damit ist nun aber Schluss. Bereits am Samstagmittag waren die Regale so gut wie leergefegt. Alles was bis zum Abend nicht verkauft ist, wird ausgeräumt. Die Regale hat ein ehemaliger Stammkunde abgekauft, die Tische wandern auf den Sperrmüll. Nachmieter wird eine Filiale des Bäckers Beck, der Architekt hat bereits alles ausgemessen. © Matthias Stiel

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