NN-Forum: OB-Kandidaten stehen Rede und Antwort

13.2.2020, 07:08 Uhr
Die Kandidaten der CSU, der Grünen und der SPD stellten sich am Mittwochabend den Fragen der Nürnbergerinnen und Nürnberger.

© EDUARD WEIGERT Die Kandidaten der CSU, der Grünen und der SPD stellten sich am Mittwochabend den Fragen der Nürnbergerinnen und Nürnberger.

Irgendwie könnten sie bald schon durchgehen als die drei von der Tankstelle: Marcus König (CSU), Verena Osgyan (Bündnis 90/Grüne) und Thorsten Brehm (SPD) gelten als die aussichtsreichsten Bewerber im Rennen um das höchste Amt in der Stadt. Und sie "trainieren" im Kampf um Wählerstimmen nicht nur jede und jeder für sich, sondern nicht selten auch zu dritt. Wie am Mittwochabend im Nürnberger Presseclub: Auf ihrem Mittelstreckenlauf ("der Endspurt kommt erst noch") zeigten sie sich beim zweiten NN-Forum zur bevorstehenden Kommunalwahl gut in Form – und keinerlei Ermüdungserscheinungen. Gefasst und sichtlich hoch konzentriert stellten sie sich den Fragen der kommunalpolitischen NN-Redakteurin Sabine Stoll und dem Ressortleiter der Nürnberger Lokalredaktion, Andreas Franke, sowie aus dem Publikum. Da gab es kein nervöses Hin- und Herrutschen, keine verlegenen Gesten oder verdrehte Blicke und kein gequältes Lächeln.


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Und wenn der eine oder die andere im Publikum darauf gewartet (oder gar gewettet) haben mochte, dass einer der drei ernsthaft in Verlegenheit gerät, wurden sie enttäuscht. Langweile kam dennoch nicht auf, im Gegenteil. Fast zweieinhalb Stunden folgten die Gäste aufmerksam und mit präzisen, sachlichen Fragen den Stellungnahmen zu Komplexen wie Sicherheit, Verkehr, Wirtschaft und dem Umgang mit der AfD. Wahlkampf dürfe ruhig auch ein wenig Spaß machen, findet Thorsten Brehm. Und seine Konkurrentin Verena Osgyan hat bei vielen Begegnungen im Wahlkampf schon festgestellt, dass das Interesse für Politik keineswegs so nachgelassen habe wie manchmal angenommen.

Sicherheit und Sauberkeit

"Nürnberg voranbringen und gestalten" ist freilich eine Formel auf die sich alle Bewerber leicht einigen können. Nur wie? Natürlich gehört eine mehr oder weniger entschlossene Verkehrswende dazu. Soweit wie die Grünen, die für eine autofreie Innenstadt plädieren und die Ausbaupläne für den Frankenschnellweg in die Tonne treten wollen, gehen Brehm und König allerdings nicht. Schon weil die Frankenröhre auch neue Chancen der Stadtentwicklung eröffnet – durch die Grünflächen auf dem Tunnel und eine Reduzierung der Staus. Allein schon der Pkw-Zuwachs der vergangenen Jahre zeige mit dem damit verbundenen Flächenverbrauch, dass es nicht so weitergehen könne, betont Brehm.

Die seit langem diskutierte Straßenbahnverbindung quer durch die Sebalder Altstadt sieht er als reizvolles Projekt, freilich nur mit entsprechendem Rückhalt der Bürger. Für wichtiger hält König allerdings die Wiederaufnahme des Betriebs auf der Strecke durch die Pirckheimer Straße. Viel Einigkeit mit deutlich unterschiedlichen Akzenten prägte die Runde bei den Fragen zu Sicherheit und Sauberkeit. Müllsündern, die ihre Abfälle einfach wild beispielsweise an Glascontainern ablagern oder ihr Grillgut stehen und liegen lassen, wollen alle verstärkt auf die Pelle rücken. "Aber nicht mit Mülldetektiven", blockt Osgyan ab. Für eine Ausdehnung der Alkoholverbotszonen wäre sie dagegen schon – in der Königstorpassage sollen die inzwischen bewährten Regelungen auf jeden Fall verlängert werden.

"Jetzt ist unsere Zeit"

Dass alle drei das Zeug dazu haben, das höchste Amt in der Stadt zu übernehmen – diesen Eindruck nehmen wohl die meisten Besucher von dem Abend mit. Umso spannender dürfte der Wahlausgang werden. Von den erschütternden Umfragewerten für die SPD in der Bayern bei den jüngsten Erhebungen lässt sich Thorsten Brehm jedenfalls nicht entmutigen. Er setzt darauf, dass gerade bei Kommunalwahlen letztlich die Bekanntheit, Ausstrahlung und das Vertrauen in eine Persönlichkeit den Ausschlag geben – und "dass die Nürnberger immer anders abgestimmt haben als im Landestrend, und zwar nach Themen, die in der Stadt auf der Straße liegen". Und er erwartet sogar, dass "unsere erfolgreiche Arbeit im Rathaus belohnt" wird.

Auch Osgyan will – freilich mit umgekehrten Vorzeichen – nicht allzu viel auf den großen Trend geben, der ihr freilich kräftigen Rückenwind verspricht. "Jetzt ist unsere Zeit. Die Themen Ökologie, Vielfalt und eine lebendige Kultur sind erzgrün – und ich lebe sie", meint sie. Und in der Stichwahl sieht sie sich auf jeden Fall. König schließlich baut unter anderem auf eine Art Wechselstimmung, also darauf, dass genügend Bürger mit der Stadtspitze doch nicht so zufrieden sind. Und dass sie mehr erwarten als – wie er dem bisherigen Oberbürgermeister Ulrich Maly vorwirft – zu moderieren und zu verwalten. So stilisiert sich der CSU-Mann als Macher, der mit Ideen und Visionen anpackt. Als einsamer "Vorturner" will er freilich auch nicht dastehen, er sei doch, beteuert er, ein ausgesprochener Teamplayer.

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