Pegnitztal Ost als Naturschutzgebiet? Gegner formieren sich

22.4.2015, 10:53 Uhr
Nürnberg bekommt ein neues Naturschutzgebiet, noch dazu innenstadtnah: Das Pegnitztal Ost soll wegen seiner hohen ökologischen Bedeutung vom Landschafts- zum Naturschutzgebiet aufgewertet werden. Allerdings gibt es auch Kritik...
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Nürnberg bekommt ein neues Naturschutzgebiet, noch dazu innenstadtnah: Das Pegnitztal Ost soll wegen seiner hohen ökologischen Bedeutung vom Landschafts- zum Naturschutzgebiet aufgewertet werden. Allerdings gibt es auch Kritik... © Günter Distler

Doch der Reihe nach: Vom Wöhrder See, Höhe Flußstraße, im Westen (Bildmitte) bis zur Autobahn im Osten soll sich das neue Naturschutzgebiet Pegnitztal Ost erstrecken.
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Doch der Reihe nach: Vom Wöhrder See, Höhe Flußstraße, im Westen (Bildmitte) bis zur Autobahn im Osten soll sich das neue Naturschutzgebiet Pegnitztal Ost erstrecken. © NN-Infografik

Es geht um ein Gebiet, das mehr als doppelt so groß ist wie die Altstadt. In Zahlen: 38 Biotope und 90 Einzelflächen, wie der Blick in die Statistik zeigt.
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Es geht um ein Gebiet, das mehr als doppelt so groß ist wie die Altstadt. In Zahlen: 38 Biotope und 90 Einzelflächen, wie der Blick in die Statistik zeigt. © Eduard Weigert

Das Pegnitztal gilt als großflächige naturnahe Landschaft mit einer Vielfalt an Vegetationstypen und Arten, die auf der Roten Liste (besonders gefährdet) stehen.
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Das Pegnitztal gilt als großflächige naturnahe Landschaft mit einer Vielfalt an Vegetationstypen und Arten, die auf der Roten Liste (besonders gefährdet) stehen. © Eduard Weigert

Allein die Fläche rund um das Wasserwerk Erlenstegen der N-Ergie (mit Abstand größter Grundbesitzer im künftigen Naturschutzgebiet) summiert sich auf 213 Hektar. Es ist bereits Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) inmitten eines europäischen Vogelschutzgebiets.
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Allein die Fläche rund um das Wasserwerk Erlenstegen der N-Ergie (mit Abstand größter Grundbesitzer im künftigen Naturschutzgebiet) summiert sich auf 213 Hektar. Es ist bereits Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) inmitten eines europäischen Vogelschutzgebiets. © Günter Distler

Der offene und bewaldete Bereich ist geprägt durch jahrzehntelange extensive, düngefreie Nutzung der Wiesen (Wasserschutzgebiet) und teils völlig nutzungsfreie Waldstücke. Und die Pegnitz ist hier besonders idyllisch.
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Der offene und bewaldete Bereich ist geprägt durch jahrzehntelange extensive, düngefreie Nutzung der Wiesen (Wasserschutzgebiet) und teils völlig nutzungsfreie Waldstücke. Und die Pegnitz ist hier besonders idyllisch. © Eduard Weigert

Im Pegnitztal gibt es magere Flachland-Mähwiesen, feuchte Hochstaudenflure und trockene Sandheiden — jeweils mit ihren eigenen, teils seltenen Tier- und Pflanzenarten. Über 300 Jahre alte Eichen bieten dem Eremiten (Käfer) Lebensraum.
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Im Pegnitztal gibt es magere Flachland-Mähwiesen, feuchte Hochstaudenflure und trockene Sandheiden — jeweils mit ihren eigenen, teils seltenen Tier- und Pflanzenarten. Über 300 Jahre alte Eichen bieten dem Eremiten (Käfer) Lebensraum. © Günter Distler

In Nürnberg (im Bild das Pegnitztal um Wasserschloß Oberbürg) stehen laut Umweltamt 4422 Hektar unter Schutz. Das ist ein Viertel der Stadtfläche, eine enorme Zahl in einer so dicht bebauten Großstadt.
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In Nürnberg (im Bild das Pegnitztal um Wasserschloß Oberbürg) stehen laut Umweltamt 4422 Hektar unter Schutz. Das ist ein Viertel der Stadtfläche, eine enorme Zahl in einer so dicht bebauten Großstadt. © Eduard Weigert

Naturschutzgebiete (hier das Pegnitztal bei Ebensee) haben, weit über die Vorgaben für die Landschaftsschutzgebiete hinaus, den höchsten Schutzstatus für Flora und Fauna. Und genau hier beginnt das Problem...
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Naturschutzgebiete (hier das Pegnitztal bei Ebensee) haben, weit über die Vorgaben für die Landschaftsschutzgebiete hinaus, den höchsten Schutzstatus für Flora und Fauna. Und genau hier beginnt das Problem... © Günter Distler

Grillen, campen, zelten, Feuer machen oder baden zu gehen ist verboten. Ebenso dürfen weder Tiere und Pflanzen aus den Gebieten entnommen noch eingebracht werden. Ebenso gibt es ein strenges Bauverbot. Doch was für Aufregung sorgt ist...
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Grillen, campen, zelten, Feuer machen oder baden zu gehen ist verboten. Ebenso dürfen weder Tiere und Pflanzen aus den Gebieten entnommen noch eingebracht werden. Ebenso gibt es ein strenges Bauverbot. Doch was für Aufregung sorgt ist... © Eduard Weigert

...die Regelung, dass Hundebesitzer in Naturschutzgebieten ihre geliebten Vierbeiner an die Leine nehmen müssen.
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...die Regelung, dass Hundebesitzer in Naturschutzgebieten ihre geliebten Vierbeiner an die Leine nehmen müssen. © Eduard Weigert

Die Einhaltung wird in den beiden städtischen Naturschutzgebieten (der ehemalige Truppenübungsplatz "Hainberg" am südwestlichen Stadtrand und die "Sandgrube am Föhrenbuck" im Stadtsüden) von Parkwächtern der Noris-Arbeit kontrolliert.
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Die Einhaltung wird in den beiden städtischen Naturschutzgebieten (der ehemalige Truppenübungsplatz "Hainberg" am südwestlichen Stadtrand und die "Sandgrube am Föhrenbuck" im Stadtsüden) von Parkwächtern der Noris-Arbeit kontrolliert. © Eduard Weigert

Keine freilaufenden Hunde im Pegnitztal? Zu einer zweistündigen Informationsveranstaltung kommen rund 150 Nürnberger. Die Stimmung ist gereizt:"Nein zum Leinenzwang!" fordern viele.
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Keine freilaufenden Hunde im Pegnitztal? Zu einer zweistündigen Informationsveranstaltung kommen rund 150 Nürnberger. Die Stimmung ist gereizt:"Nein zum Leinenzwang!" fordern viele. © Günter Distler

Mit weniger freilaufenden Hunden wäre allerdings ein Problem, das die Stadt umtreibt, gelöst: Die Hinterlassenschaften der Vierbeiner verunreinigen zunehmend die Wiesen, berichtet die Naturschutzbehörde. Die Wiesen werden zweimal im Jahr vom Tiergarten gemäht, das führt zu blütenreichen Flächen und zur Lebensraumvielfalt. Doch wegen der Verunreinigung durch den Hundekot soll das Mähgut als Futter für die Zootiere nahezu nicht mehr verwertbar sein. Zudem...
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Mit weniger freilaufenden Hunden wäre allerdings ein Problem, das die Stadt umtreibt, gelöst: Die Hinterlassenschaften der Vierbeiner verunreinigen zunehmend die Wiesen, berichtet die Naturschutzbehörde. Die Wiesen werden zweimal im Jahr vom Tiergarten gemäht, das führt zu blütenreichen Flächen und zur Lebensraumvielfalt. Doch wegen der Verunreinigung durch den Hundekot soll das Mähgut als Futter für die Zootiere nahezu nicht mehr verwertbar sein. Zudem... © Eduard Weigert

...schädigen liegen gelassene Spielstöckchen die Mähmaschinen, so die Behörde.
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...schädigen liegen gelassene Spielstöckchen die Mähmaschinen, so die Behörde. © Eduard Weigert

Der Konflikt mit den Hundebesitzern ist der Stadt durchaus bewusst. Die Verwaltung will klären, wo  Hunde künftig frei herumlaufen können. Ein Konzept soll im Laufe des Jahres erstellt werden, es wird wohl Anfang 2016 im Stadtrat vorgestellt. Bürger können ihre Anregungen und Einwände an umweltreferat@stadt.nuernberg.de mailen.
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Der Konflikt mit den Hundebesitzern ist der Stadt durchaus bewusst. Die Verwaltung will klären, wo Hunde künftig frei herumlaufen können. Ein Konzept soll im Laufe des Jahres erstellt werden, es wird wohl Anfang 2016 im Stadtrat vorgestellt. Bürger können ihre Anregungen und Einwände an umweltreferat@stadt.nuernberg.de mailen. © Günter Distler

Inzwischen haben Hundebesitzer eine Unterschriftenaktion gegen das Projekt gestartet.
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Inzwischen haben Hundebesitzer eine Unterschriftenaktion gegen das Projekt gestartet. © Eduard Weigert

Es gibt allerdings noch mehr Sorgen, beispielsweise dass durch strenge Vorschriften die Bewegungsfreiheit in dem großen Gebiet, das vielen Nürnbergern zur Naherholung dient, eingeschränkt wird. So dürfen während der sogenannten Aufwuchszeit (1. März bis 30. September) laut dem Landwirtschaftsrecht die Wiesen nicht betreten werden.
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Es gibt allerdings noch mehr Sorgen, beispielsweise dass durch strenge Vorschriften die Bewegungsfreiheit in dem großen Gebiet, das vielen Nürnbergern zur Naherholung dient, eingeschränkt wird. So dürfen während der sogenannten Aufwuchszeit (1. März bis 30. September) laut dem Landwirtschaftsrecht die Wiesen nicht betreten werden. © Eduard Weigert

Bis im neuen Naturschutzgebiet eine gute Lösung für alle gefunden ist - Mensch, Tier und Natur - dürfte es also noch etwas dauern.
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Bis im neuen Naturschutzgebiet eine gute Lösung für alle gefunden ist - Mensch, Tier und Natur - dürfte es also noch etwas dauern. © Eduard Weigert

Im Umweltausschuss warb Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) für das geplante Naturschutzgebiet. Mit dem Bund Naturschutz (BN) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) wolle die Stadt ein Konzept für das geplante Naturschutzgebiet erarbeiten. Zwei bis drei Freilaufzonen für Hunde sind darin vorgesehen. "Wir wollen das Gebiet ja nicht einzäunen", sagt der Referent.
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Im Umweltausschuss warb Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) für das geplante Naturschutzgebiet. Mit dem Bund Naturschutz (BN) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) wolle die Stadt ein Konzept für das geplante Naturschutzgebiet erarbeiten. Zwei bis drei Freilaufzonen für Hunde sind darin vorgesehen. "Wir wollen das Gebiet ja nicht einzäunen", sagt der Referent. © Günter Distler

Entschiedener Gegner des Naturschutzgebietes ist Heinz-Jürgen Eitel. Er hat zusammen mit rund 50 Mitstreitern einen Verein gegründet: "Pro Erhalt Naherholungsgebiet Pegnitzgrund". Mit ihm wollen sie konkrete Maßnahmen umsetzen.
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Entschiedener Gegner des Naturschutzgebietes ist Heinz-Jürgen Eitel. Er hat zusammen mit rund 50 Mitstreitern einen Verein gegründet: "Pro Erhalt Naherholungsgebiet Pegnitzgrund". Mit ihm wollen sie konkrete Maßnahmen umsetzen. © Michael Matejka

Weil in der sogenannten Aufwuchszeit (1. März bis 31. September) Wiesen in einem Naturschutzgebiet nicht betreten werden dürfen, befürchten die Gegner Chaos auf den Wegen, die sich Hundehalter, Familien mit Kindern und Rafahrer teilen müssten. Allerdings hofft Pluschke, dass mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet "künftig staatliche Mittel zum Beispiel für die Verlagerung von Wegen aus besonders schutzwürdigen Kernbereichen zur Verfügung gestellt werden" können.
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Weil in der sogenannten Aufwuchszeit (1. März bis 31. September) Wiesen in einem Naturschutzgebiet nicht betreten werden dürfen, befürchten die Gegner Chaos auf den Wegen, die sich Hundehalter, Familien mit Kindern und Rafahrer teilen müssten. Allerdings hofft Pluschke, dass mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet "künftig staatliche Mittel zum Beispiel für die Verlagerung von Wegen aus besonders schutzwürdigen Kernbereichen zur Verfügung gestellt werden" können. © Michael Matejka

Pluschke erklärte im Umweltausschuss weiter: Er beobachte mit Sorge, dass immer mehr kommerzielle Freizeitanbieter etwa mit Trampolin oder Wakeboard ins Pegnitztal-Ost drängen. In einem Naturschutzgebiet ist das nicht möglich. "Aber niemand verbietet, dort einen Drachen steigen zu lassen."
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Pluschke erklärte im Umweltausschuss weiter: Er beobachte mit Sorge, dass immer mehr kommerzielle Freizeitanbieter etwa mit Trampolin oder Wakeboard ins Pegnitztal-Ost drängen. In einem Naturschutzgebiet ist das nicht möglich. "Aber niemand verbietet, dort einen Drachen steigen zu lassen." © Günter Distler

"Wir wollen kein Museum aus dem Pegnitztal-Ost machen", sagte der Vorsitzende des CSU-Ortsvereins St. Jobst-Erlenstegen, Marcus König. "Es ist viel wichtiger, dass der Nahererholungsfaktor für die Menschen vor Ort beibehalten wird." Der 34-jährige Stadtrat hatte in kleiner Runde die Vertreter der betroffenen Bürgervereine sowie der Bürgerinitiative, die Unterschriften gegen das Vorhaben sammelt, eingeladen. Den Konsens des Treffens fasst König folgendermaßen zusammen: "Kein kategorisches Nein, sondern ein Ja, aber..."
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"Wir wollen kein Museum aus dem Pegnitztal-Ost machen", sagte der Vorsitzende des CSU-Ortsvereins St. Jobst-Erlenstegen, Marcus König. "Es ist viel wichtiger, dass der Nahererholungsfaktor für die Menschen vor Ort beibehalten wird." Der 34-jährige Stadtrat hatte in kleiner Runde die Vertreter der betroffenen Bürgervereine sowie der Bürgerinitiative, die Unterschriften gegen das Vorhaben sammelt, eingeladen. Den Konsens des Treffens fasst König folgendermaßen zusammen: "Kein kategorisches Nein, sondern ein Ja, aber..." © Daniel Naupold

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