Schoss der Heckenschütze auch auf parkende Autos?

26.11.2014, 06:00 Uhr
Schoss der Heckenschütze auch auf parkende Autos?

© Matejka

Auch auf der gegenüberliegenden Seite, auf der Südwesttangente jenseits des Main-Donau-Kanals, haben Polizisten Mess­punkte angebracht. Es sind Orientie­rungszeichen für die dreidimensiona­le Vermessung des Tatorts.

Ralf Breker vom Bayerischen Lan­deskriminalamt ist Spezialist für sol­che Fälle. Er hat schon viele Tatorte von Kapitalverbrechen mit dem Laserscanner erfasst. In Nürnberg zum Beispiel den Lottoladen in der Rothenburger Straße, in dem die Inha­berin im April 2011 brutal ermordet worden ist. Jetzt ist der Ingenieur für Geomedientechnik an der gesperrten Südwesttangente im Einsatz.

Aufwendige Methode

Das Bayerische Landeskriminalamt setzt die Hightech-Methode, die ei­gentlich aus der Baubranche stammt, seit fünf Jahren ein. Die digitale Erfas­sung hat die Darstellung von Tatorten revolutioniert. Laserstrahlen tasten den Tatort Millimeter für Millimeter ab. Am Ende entsteht ein räumliches Bild vom Haus, aus dem der 49 Jahre alte Rechtsanwalt seine Schüsse abge­geben hat, vom Kanal und von der Tangente. Um optimale Bilder zu gewinnen, hat die Polizei die Autobahn zwischen Schweinau und Kreuz Nürnberg/Ha­fen am Dienstagmittag und am Mittag in jede Richtung jeweils eine Stunde lang gesperrt. Denn die Messung ist aufwendig. „Wir brauchen um die 30 bis 40 Scans“, sagt Breker. Jeder ein­zelne dauert etwa sieben Minuten. In Innenräumen ist das Verfahren noch komplizierter. Denn ein Scan wird umso kniffliger, je verwinkelter ein Tatort, zum Beispiel ein Zimmer oder eine Wohnung, ist.

Die einzelnen Bilder werden schließ­lich zu einer dreidimensionalen Dar­stellung zusammengesetzt, die die Ermittler später am Computer ganz einfach per Mausklick aufrufen kön­nen. Sie können darin wie in einem Computerspiel Figuren platzieren, den Schützen zum Beispiel, die Opfer und natürlich ihre Fahrzeuge. Die Ermittler können sich im gescannten Tatort bewegen; fast so, als wären sie vor Ort. Der große Vorteil dieser Methode ist, dass die Polizisten verschiedene Tatabläufe durchspielen können.

Im Fall des Auto-Schützen geht es darum nachzuvollziehen, von welcher Positi­on aus der Schütze geschossen hat und wohin er tatsächlich gezielt hat. Die Staats­anwaltschaft wirft dem 49-Jährigen vor, mit einer Druckluftwaffe auf Autos gefeuert zu haben. Sie unterstellt dem Anwalt, der in U-Haft sitzt, sogar ver­suchten Mord.

Dieser räumte zwar die Schüsse ein, will aber auf unbewegte Dinge, auf Beton, gezielt haben. Durch den Laserscan wird der Tat­ort eingefroren. Virtuell können die Ermittler immer wieder dorthin zu­rückkehren; wenn es nötig sein sollte, auch Jahre später noch.

Auf parkende Autos geschossen?

Der 49-Jährige hat möglicherweise auch Ziele in seinem Wohngebiet beschossen. Wie die Nürnberger Zeitung berichtet, hat ein Anwohner ein Projektil in seinem Autoreifen gefunden. Bereits vor etwa drei Wochen bemerkte dieser Anwohner auch einen kaputten Spiegel an seinem Pkw. Der Mann dachte sich allerdings nichts dabei und ließ den Spiegel reparieren.

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