Buschbrände in Australien: Rotherin trauert um Tiere

9.2.2020, 14:06 Uhr
Buschbrände in Australien: Rotherin trauert um Tiere

© Foto: Dan Peled/AAP/dpa

Das nennt man Lebenslust: Als wir uns endlich an der Strippe haben, entschuldigt sich die 18-jährige Melina Gruhl erst mal. Sie sei noch am Strand gewesen und habe den Sonnenuntergang genossen. Doch der Kontinent, wo die frisch gebackene Abiturientin aus Roth gerade ihre Zeit bei Verwandten verbringt, wird Urlaubern derzeit nicht uneingeschränkt empfohlen.

Denn seit Oktober 2019 brennt es in Australien außergewöhnlich heftig. Immer wieder. Bilder von gigantischen Flammenwänden und verkohlten Wäldern ließen vielen von uns schon den Atem stocken. Die Australier erleben die Folgen des heißesten und trockensten Sommers seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, so der mediale Tenor. Doch ein Höhepunkt könnte noch kommen, wird im Netz prophezeit. Wie geht die Bevölkerung vor Ort mit diesem Damoklesschwert um? Wir fragten nach – am anderen Ende der Welt.

Buschbrände in Australien: Rotherin trauert um Tiere

© Foto: privat

8 Uhr morgens in Deutschland. Das bedeutet: An der australischen Westküste, wo du jetzt bist, ist früher Nachmittag. Schwitzt du noch oder schwimmst du schon, Melina?

Melina Gruhl: Beides. Wir haben heute zwar "nur" um die 34 Grad, doch es geht kein Wind und die Luft steht. Das ist ohne Wasser kaum auszuhalten.

Vor lauter Viren hätten wir´s fast vergessen: In Australien brennt es. Noch immer. Was wird aktuell heißer diskutiert – Corona oder die Brände?

Melina Gruhl: Australien ist ein großer Kontinent und ich bin von den Brandherden etwa fünf Flugstunden entfernt, also ungefähr so weit wie von Deutschland nach Dubai. Die großen und fiesen Feuer lodern im Osten, das wird hier schon thematisiert. Aber man spricht nicht dauernd darüber, obwohl’s ständig im Fernsehen und im Radio läuft, wo um Spenden und sonstige Hilfen gebeten wird.

Neben den Feuern ist der Corona-Virus natürlich Thema Nummer eins in den Medien, klar – wie halt überall auf der Welt.

Du befindest dich also an der Westküste Australiens und lebst seit drei Wochen nahe Perth in einem Küstenstädtchen namens Joondalup, wie du erzählt hast. Dort ist man zwar bislang verschont geblieben vorm Feuer, allerdings könnte sich die Lage angesichts der extremen Trockenheit rasch ändern. Jedenfalls berichten das die Nachrichten bei uns. Wie ist man darauf vorbereitet?

Melina Gruhl:Brände sind generell nichts Ungewöhnliches in Australien. Es gibt auch in meiner Umgebung diese Stellen, wo man verbrannte Erde und verkohlte Bäume im Busch sieht.

Vielerorts stehen Tafeln, auf denen angezeigt wird, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass in eben diesem Areal ein Feuer ausbricht. Bei uns in der Nähe war auf so einem Schild Gefahrenstufe 3 zu lesen: "hoch". Das geht allerdings rauf bis Stufe 10. Jedenfalls liegt in meiner Gastfamilie nicht unter jedem Tisch ein Feuerlöscher, aber ich kann gerne mal suchen gehen ... (lacht)


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Hast du Angst?

Melina Gruhl: In zwei Wochen flieg´ ich nach Sydney, da war´s mir zuerst schon etwas mulmig wegen der Brände. Jetzt sind dort noch ein paar Corona-Fälle aufgetreten und irgendwie verursacht einem das alles ein komisches Gefühl.

Aber Angst? Nein.

Nun gilt Australien als weltmeisterlicher Kohleexporteur und Premierminister Scott Morrison nicht unbedingt als Klimaaktivist. Wie steht´s denn angesichts von 180.000 Quadratkilometern verbrannter Fläche, 33 Toten, knapp 6000 zerstörten Gebäuden und mindestens einer Milliarde verendeter Tiere – so die bisherige Bilanz dieser Feuersaison – mit dem Umweltengagement der Australier? Weht da der Greta-Geist?

Melina Gruhl: Es wird zwar immer wieder betont, dass diese Brände die schlimmsten sind seit 100 Jahren. Doch in den Gesprächen, die ich bis jetzt geführt habe, hat das niemand mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Übrigens war Morrison neulich mal im Fernsehen – mein Gastvater Hardy hat sich aber weder positiv, noch negativ über ihn geäußert.

Wenn ich mich mit Leuten in meinem Alter unterhalte, dann ist da vor allem große Trauer wegen der vielen Tiere zu spüren, die gestorben sind. Dieser "Fridays for Future"-Geist wie bei uns, herrscht trotzdem nicht.

Was macht aktuell den größten Eindruck auf dich?

Melina Gruhl:Die Strände! Der Sand ist weich und weiß, das Wasser unglaublich klar. Wow, so eine Natur – die muss unbedingt erhalten bleiben ...


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