Lehrfilm auf der Burg gedreht

Hilpoltsteiner Flecklasmänner: Video für den Erhalt des Brauchtums

Tobias Tschapka

7.2.2022, 06:00 Uhr
Zwei der Flecklasmänner mit Ludwig Heß (hinter der Kamera, re.), Rolf Nugis (2. Vorstand, li.), Katrin Schade (Mitte) und Marc Schade beim Dreh des Lehrfilms.  

© Tobias Tschapka, no credit Zwei der Flecklasmänner mit Ludwig Heß (hinter der Kamera, re.), Rolf Nugis (2. Vorstand, li.), Katrin Schade (Mitte) und Marc Schade beim Dreh des Lehrfilms.  

Die Corona-Pandemie macht einem närrisches Treiben, bei dem sich die Menschen in der Regel ziemlich nahekommen, erneut einen Strich durch die Rechnung.

Auch der Verein der "Hilpoltsteiner Flecklasmänner" ist von der Situation alles andere als begeistert. Gerne hätten dessen Mitglieder wieder am Unsinnigen Donnerstag und zu anderen Gelegenheiten ihr Unwesen getrieben und laut mit der Peitsche knallend Kinder vor sich hergetrieben.

"Gerade für die Kinder ist es sehr bedauerlich, dass sie das alles nicht erleben dürfen", findet Katrin Schade, die erste Vorsitzende des 2007 gegründeten Vereins. Nicht mal der Brauchtumsunterricht, den der Verein seit 2010 in allen fünften Klassen der Hilpoltsteiner Schulen gibt, ist in Pandemiezeiten möglich.

Unterrichtsstunde per Video

Aber um zumindest dem Abhilfe zu schaffen, wurde auf der Hilpoltsteiner Burg ein Film gedreht, in dem alles Wissenswerte über die Geschichte der Flecklasmänner und die Bedeutung ihres Brauchs aufgenommen wurde. "Somit wollen wir unseren Unterricht auf elektronischem Weg den Schulen zugänglich zu machen", betont Thomas Zeh, der Schriftführer des Vereins.

Zusätzlich zu Grund-, Real- und Comeniusschule sowie Gymnasium sollen auch alle Kindergärten und Altenheime Zugang zu diesem Film bekommen. Darüber hinaus meldete laut Zeh auch die Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß bereits Interesse an dem Film an.

Nach Rücksprache mit der Stadt wurde als Kulisse die Hilpoltsteiner Burg gewählt. Dort oben wehte zwar ein scharfer Wind, der die Fransen an den Gewändern ganz schön zappeln ließ, aber dafür schien die Sonne. "Plan B bei Regen wäre der Freyerskeller gewesen, den uns der Heimatverein freundlicherweise zur Verfügung gestellt hätte", erklärt Marc Schade, der Kassier der Flecklasmänner.

Ludwig Heß hinter der Kamera

Aber so stand dem Dreh auf der Burg nichts im Wege. Als Kameramann konnte dank guter Kontakte zu den Hilpoltsteiner Fotofreunden der Heimatfilmer Ludwig Heß gewonnen werden, der den voraussichtlich 25 Minuten dauernden Lehrfilm in den nächsten Wochen schneidet und mit historischen Bildern oder Szenen vom Brauchtumsumzug ergänzt.

Vor der Kamera erklärten Katrin und Marc Schade unter anderem, dass es sich bei dem Fransen-Anzug um kein Faschingskostüm handelt, sondern um das "Gewand" ("Der Brauch ist viel älter als der Fasching und hat damit eigentlich nix zu tun"), und dass die Flecklasmänner die Frühlingsboten sind und der Strohbär "Löll", den sie am Brauchtumsumzug jagen, für den Winter steht, der vertrieben werden soll.

"Wir sind die Guten!"

Dementsprechend haben die Flecklasmänner auch ihre Peitschen: Nicht um die Kinder zu schlagen, sondern um den Winter aus dem Land zu jagen. "Wir sind die Guten!", bringt es Katrin Schade auf den Punkt. "Das zu vermitteln ist uns ein großes Anliegen, damit die Kleinen wissen, dass sie keine Angst vor uns zu haben brauchen." Von klein auf sollten die Kinder über dieses Brauchtum aufgeklärt werden und damit aufwachsen, das sei das Ziel des Brauchtums-Unterrichts, egal ob in Präsenz oder nun eben digital.


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Erklärt werden auch die hölzernen Masken, die "Larven" genannt werden, vom lateinischen "Larva". Auch einen Ausschnitt, wie diese geschnitzt werden, wird der Lehrfilm in seiner Endfassung beinhalten. Als "Statisten" im Flecklasmo-Gewand dienen Marc Schades Eltern Erika und Alfred sowie Rolf Nugis, der zweite Vorsitzende des Vereins, der insgesamt auf rund 30 Mitglieder kommt, über die Hälfte davon aktiv.

Verein trägt die Kosten selbst

Und damit die Präsentation für die Kindergartenkinder etwas aufgelockert wird, bekommen diese noch Zeichnungen von Flecklasmännern zum Ausmalen. "Dazu stiften wir den Kindergärten vierteilige Buntstift-Sets im Etui mit Flecklasmo-Logo", so Zeh. Man habe versucht, einen Sponsor dafür zu bekommen, aber das habe nicht geklappt, also werde man diese aus der Vereinsklasse zahlen, wie auch die gesamten Produktionskosten für den Film.

Eine letzte Szene wurde schließlich noch auf der Kirchentreppe gedreht, denn diese spielt eine wichtige Rolle: "Das Winteraustreiben ist eigentlich ein heidnischer Brauch und war deshalb von der Kirche verboten", erklärt Marc Schade, die Treppe vor der Kamera hinunterschreitend. "Daher durften die Flecklasmänner Kirchengrund nicht betreten, und die Kinder nutzen die Treppe, um sich auszuruhen."

In dem Moment hält ein Auto vor der Kirche und ein Kind presst sich die Nase an der Autoscheibe platt. Die seltsam gewandeten Gestalten haben dessen Neugierde geweckt. Kein Wunder, es ist schließlich schon viel zu lange her, dass in Hilpoltstein die Kinder von den Flecklasmännern gejagt wurden – wenngleich diese ja eigentlich nur den Winter austreiben wollen, wie wir dank des Lehrfilms, der noch vor den Faschingsferien fertiggestellt sein wird, bald alle wissen. Weitere Infos gibt es unter www.hilpoltsteiner-flecklasmaenner.de. Auf dem gleichnamigen YouTube-Kanal wird der Film schon bald auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein.

Spenden für den Verein "Flecklasmänner Hilpoltstein e. V." sind möglich unter IBAN DE11764500000221319999 und tragen zum Erhalt des Brauchtums bei.