„Schöne Überraschung“: Alte Wandmalerei in St. Sebald

7.9.2015, 09:50 Uhr
„Schöne Überraschung“: Alte Wandmalerei in St. Sebald

© Foto: Wilhelm

„Das ist eine sehr schöne Überraschung“, freut sich Domkapitular Alois Ehrl.

„Schöne Überraschung“: Alte Wandmalerei in St. Sebald

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Es gibt aber auch eine zweite, weniger schöne Überraschung: Die beiden bunten Glasfenster von 1885, die St. Sebald und St. Sebastian zeigen, sind so beschädigt, dass es zum Teil sogar durchregnet. „Die Bleifassungen sind marode“, erklärt Architektin Susanne Grad. „Wir müssen die Fenster ausbauen und in einer Werkstatt reparieren lassen.“

Eines aber haben beide Entdeckungen gemeinsam: Sie kosten Geld. Die unerwarteten Kosten liegen bei 18 000 Euro für Rekonstruktion der Kirchenmalerei und 13 000 Euro für die Fenstersanierung. Diese insgesamt 31 000 Euro sind im 760 000 Euro umfassenden Finanzplan für die Kirchenrenovierung aber nicht vorgesehen.

„Schöne Überraschung“: Alte Wandmalerei in St. Sebald

Deshalb hofft die Kirchengemeinde St. Sebald auf Spenden und bittet um finanzielle Unterstützung durch Sponsoren und Bürger. Die Geschichte der Wandmalerei und der beiden Fenster spiegelt auch die Geschichte der Kirche St. Sebald und der katholischen Gemeinde in Schwabach wieder.

1839: Sebastian Ablaßmayer (1806 - 1882) wird Schwabachs erster katholischer Pfarrer seit der Reformation. „Zuvor war er Kaplan in Abenberg und ist einmal im Monat nach Schwabach gekommen“, erklärt Kirchenpfleger Wolfgang Kleinert. „Anfangs hat er im Gefängnis im Alten DG und in Getreidespeichern Gottesdienste gehalten.“ Zu dieser Zeit ist Schwabach katholische Diaspora. In der Stadt leben nur rund 140 Katholiken, etwa zwei Prozent der Bevölkerung. „Doch mit dem Bau der Eisenbahn sind viele katholische Arbeiter nach Schwabach gezogen“, erläutert Domkapitular Alois Ehrl.

„Schöne Überraschung“: Alte Wandmalerei in St. Sebald
„Schöne Überraschung“: Alte Wandmalerei in St. Sebald

1848-50: Neben dem Mönchstor wird die katholische Kirche errichtet. In neoromanischem Stil. Vom damaligen Finanzierungsmodell kann der heutige Stadtpfarrer nur träumen: „Das war eine bayernweite Kollekte für die armen Schwabacher Katholiken“, schmunzelt Alois Ehrl.

Im Innern wird die Kirche mit Malerei im „neubeuroner Stil“ verziert, der durch die Erzabtei Beuron bei Sigmaringen geprägt wurde, fügt Ehrl hinzu. Davon ist in der Pfarrei noch ein historisches Foto vorhanden. „Die Figuren wirken wie Ikonen. Das erinnert ein wenig an ostkirchliche Malerei“, findet der Domkapitular.

1885: Die beiden Glasfenster entstehen. Eines erinnert an St. Sebald, den Namenspatron der Kirche. Das Motiv mit St. Sebastian wird als ehrende Erinnerung an Stadtpfarrer Sebastian Ablaßmayer gewählt.

1925/26: Die Gemeinde wächst, geplant ist der Neubau einer großen Kirche auf dem Gelände der späteren Ring-Apotheke. Doch die Wirtschaftskrise macht die Pläne zunichte. So wird die bestehende Kirche immerhin erweitert und erhält ihre heutige Form. „Dabei wurde die Absis abgerissen und durch den Anbau ersetzt“, beschreibt Susanne Grad die Arbeiten. „Total bedauerlich ist, dass man die alte Kirchenmalerei zerstört hat. Der neue Putz hätte auf den Ölfarben nicht richtig gehalten. Heute würde man das natürlich nicht mehr so machen.“

Nur in der Kapelle wird über die Malerei hinweg verputzt und gestrichen. Im Kirchenschiff ist nur ein kleiner Rest am Aufgang zur Empore erhalten. Auch er wird retuschiert und erhalten.

1948/50: Nach dem Weltkrieg kommen viele katholische Heimatvertriebene in die Stadt. Die Kirche wird durch die heutigen Wandmalereien verschönert.

Spendenkonto: Liga Bank Eichstätt, Stichwort „Pfarrkirche St. Sebald“, IBAN DE05 75 0903 00000 5120 179.

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