Vergünstigte FFP2-Masken: Gutscheine lassen auf sich warten

26.1.2021, 11:43 Uhr
Seit vergangene Woche gilt eine FFP2-Maskenpflicht in Bayern. 

© LENNART PREISS, AFP Seit vergangene Woche gilt eine FFP2-Maskenpflicht in Bayern. 

Bei Marianne P. hat sich offensichtlich einiger Ärger aufgestaut. "Seit drei Wochen warte ich auf Post von meiner Krankenkasse. Und wenn ich dort anrufe, werde ich immer wieder vertröstet", schimpft die Rentnerin aus dem Nürnberger Land, die auf die von der Bundesregierung zugesagten Berechtigungsscheine dringend angewiesen ist.

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Die 77-Jährige bekommt nach eigener Aussage nur eine kleine Rente und leidet an chronischem Asthma. "Ich habe riesige Angst, mich anzustecken und traue mich ohne Maske überhaupt nicht mehr aus der Wohnung", erzählt die alleinstehende Frau. Die drei FFP2-Masken, die sich Angehörige von Risikogruppen im Dezember kostenlos in der Apotheke holen konnten, seien inzwischen verschlissen, die Gummibänder völlig ausgeleiert. Die Gutscheine, mit denen sie nur noch zwei Euro pro Sechserpack aus eigener Tasche bezahlen muss, "sind für mich weiß Gott kein Luxus".

So wie Marianne P. geht es anscheinend vielen Menschen in der Region. In den vergangenen Tagen riefen eine ganze Reihe von erbosten Bürgern in unserer Redaktion an und beschwerten sich über die aus ihrer Sicht schlechte Organisation dieser bundesweiten Verteilungsaktion. "Es fragen Kunden in den Apotheken nach: 'Wo bleiben die Gutscheine?'", berichtet Ursula Sellerberg, stellvertretende Verbandssprecherin des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). Oft würden ältere Personen und Menschen mit Vorerkrankungen bitten, ob sie noch einmal kostenlose Masken bekommen könnten, weil sie noch keine Berechtigungsscheine bekommen hätten.

Es geht um über eine halbe Milliarde

Insgesamt finanziert das Bundesgesundheitsministerium jeweils 15 FFP2-Masken für 34 Millionen Berechtigte, alles in allem also über eine halbe Milliarde Masken. In der ersten Phase der Aktion im Dezember konnten die ersten drei Masken noch kostenlos durch Vorlage des Personalausweises oder durch eine "nachvollziehbare Eigenauskunft in den Apotheken abgeholt werden. In der zweiten Phase ist das aber eben nur noch mit den erwähnten Coupons möglich. Das soll verhindern, dass Menschen sich mehr kostenlose Masken besorgen, als ihnen zustehen.

Logistisch sind die Herstellung und der Verteilung der Coupons allerdings eine Herkulesaufgabe, zudem war zeitliche Vorlauf nach der Ankündigung durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Mitte Dezember relativ kurz. "Das ist schon ziemlich sportlich", sagt Marc Thylmann von der für den Druck dieser fälschungssicheren Bezugsscheine zuständigen Bundesdruckerei GmbH. In kürzester Zeit nach der ersten Anfrage des Bundesgesundheitsministeriums sei die Produktion gestartet worden.

"Produktion und Versand verliefen reibungslos"

Unter anderem entwarf das Personal der Bundesdruckerei das Design, beschaffte das notwendige Sicherheitsmaterial wie beispielsweise die notwendigen Spezialfarben und organisierte die Verteilung der Coupons an die rund 140 gesetzlichen und privaten Krankenkassen. "Die Produktion und der Versand an die Kassen verliefen bislang reibungslos", betont Thylmann, die Auslieferung sei sogar einen Tag früher gestartet als geplant.

Die Auslieferung erfolgt in drei Wellen. "Die erste Welle der Coupons ist am 12. Januar bei uns eingetroffen - wir haben daraufhin Schreiben samt Gutscheinen für 500.000 Versicherte versandt", erklärt Vedrana Romanovic, Pressereferentin der AOK Bayern. Die zweite Welle sei von der Bundesdruckerei angekündigt - "geplant ist hier, dass in den kommenden Tagen Coupons für rund 850.000 Versicherte in Zustellung gehen".

Barmer bittet Mitglieder um Geduld

Die erste Tranche an die Techniker Krankenkasse Bayern, mit über 1,4 Millionen Versicherten die größte Krankenkasse im Freistaat, umfasst 680.000 Schutzmasken-Coupons und wurde ab dem 11. Januar an die Anspruchsberechtigten versandt. "Inzwischen ist eine weitere Tranche an Coupons in unserer Unternehmenszentral eingetroffen, die Verarbeitung dieser LKW-Lieferung läuft bereits", berichtet Stephan Mayer, Sprecher der Techniker Krankenkasse.

Die Schreiben an die Berechtigten werden laut Mayer in dieser Reihenfolge versandt: zunächst Personen ab 75 Jahren, danach Personen ab 70 Jahren und Personen mit bestimmten chronischen Erkrankungen, danach Personen ab 60 Jahren. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Anspruchsberechtigten schnellstmöglich ihre Berechtigungsscheine bekommen", beteuert Mayer.

Auch die Barmer bittet ihre Mitglieder um ein wenig Geduld. Bisher habe man zwei von drei Tranchen mit insgesamt 3,2 Millionen Berechtigungsscheinen erhalten, heißt es auf ihrer Homepage. Bis voraussichtlich 3. Februar sollen die letzten Schreiben in den Briefkästen liegen, mit der Versendung der dritten Tranche werde begonnen, sobald die Lieferung von der Bundesdruckerei eingetroffen sei.


Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass eine Zuzahlung von zwei Euro pro Maske gezahlt werden muss. Das ist natürlich nicht richtig. Für zwei Euro Zuzahlung bekommen alle Berechtigten ein Sechserpack FFP2-Masken ausgehändigt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.


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