Photovoltaikanlage auf dem Dach eingeweiht

GAD ist auf dem Weg zur Klimaneutralität

3.11.2021, 06:20 Uhr
Rund zwei Fußballfelder groß ist die neue Photovoltaik-Anlage auf der Halle von Gutmann Aluminium Draht in Weißenburg. Sie deckt in Zukunft rund 30 Prozent des gesamten Strombedarfs des Unternehmens.

© wug-pv-gutmann-20211028-110228_app11_00.jpg, NN Rund zwei Fußballfelder groß ist die neue Photovoltaik-Anlage auf der Halle von Gutmann Aluminium Draht in Weißenburg. Sie deckt in Zukunft rund 30 Prozent des gesamten Strombedarfs des Unternehmens.

Dann dürften der größte Teile der Energie, die am Standort Weißenburg für Produktion und Verwaltung verbraucht wird, aus klimaneutralen Quellen stammen. Den Plan also übererfüllt, könnte man feststellen und sich zurücklehnen.

Das ist aber eher nicht die Idee von GAD. „Im Grunde ist das ja gar nicht so schwer mit der Klimaneutralität“, stellt Geschäftsführer Thomas Merten im Pressegespräch fest. Wenn man es sich einfach macht, dann kostet es ein paar zehntausend Euro im Jahr, an Kompensationszahlungen und höhere Preise für Ökostrom und CO2-neutrales Gas.

Aber Merten wollte es sich und seinem Unternehmen nicht leicht machen. Das dürfte auch daran liegen, dass er große Teile seiner beruflichen Laufbahn mit der wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung in der Industrie verbracht hat. Klimaneutralität und Ressourcenschutz beschäftigen ihn schon seit Jahrzehnten.

So groß wie zwei Fußballfelder

Also stellt Gutmann Aluminium Draht seit wenigen Wochen nun nicht mehr nur Draht und Profilstangen her, sondern auch erneuerbare Energien. Rund zwei Fußballfelder Solarfläche sind nun auf den Dächern der GAD-Industriehallen zwischen Weißenburg und Holzingen verbaut. Die insgesamt 5080 Module haben eine rechnerische Gesamtleistung von knapp 1750 Kilowattpeak.

Das entspricht etwa 120 Prozent der Energiemenge, die GAD im Durchschnitt verbraucht. Tagsüber ist die Fabrik damit also energieautark. Nur dass die Maschinen eben auch dann laufen, wenn die Sonne weg ist oder hinter dichten Wolken steht.

„Warum wir die Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach gemacht haben?“, fragte Merten bei dem Empfang zur Einweihung des 1,25-Millionen-Projekts rhetorisch und gab gleich selbst die Antwort. „Das hat einen ganz einfachen Grund: es rechnet sich.“

In sieben bis acht Jahren habe sich die Anlage amortisiert, laufe aber 20 bis 25 Jahre. „Das Geld für die Investition, haben wir nicht irgendwo aus dem Betrieb weggenommen, sondern vom Kreditmarkt, wo es im Moment ausreichend viel davon gibt“, stellte Merten fest und verwies auf die Sparkasse Mittelfranken-Süd, die die Anlage finanziert habe.

Hoffen auf Nachahmer

Bei der anwesenden Politik stieß die Verbindung von betriebswirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz auf Wohlgefallen. „Das ist ein hervorragendes Beispiel“, stellte Landrat Manuel Westphal (CSU) fest. „Ich hoffe, das Projekt findet viele Nachahmer“, wünschte sich Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD).

Und dem sollte eigentlich wenig entgegenstehen, wenn man den vorgestellten Zahlen glauben darf. Gerechnet auf die Gesamtlaufzeit komme man auf ein Drittel der Stromkosten, die derzeit auf dem Markt zu zahlen sei, erklärte ein Vertreter der oberfränkischen Solarfirma Münch, die die Anlage installiert hat. Und das Verhältnis sollte noch günstiger werden, weil die Preise für konventionellen Strom steigen dürften.

Symbolisch wurde der Schalter umgelegt und das grüne Licht symbolisierte, dass nun auf dem GAD-Dach sauberer Ökostrom produziert wird. Darüber freuten sich mit dem Vertreter der Firma Münch Solar GAD-Geschäftsführer Thomas Merten und Angela Novotny, die Vorsitzende der Gutmann-Stiftung.

Symbolisch wurde der Schalter umgelegt und das grüne Licht symbolisierte, dass nun auf dem GAD-Dach sauberer Ökostrom produziert wird. Darüber freuten sich mit dem Vertreter der Firma Münch Solar GAD-Geschäftsführer Thomas Merten und Angela Novotny, die Vorsitzende der Gutmann-Stiftung. © Jan Stephan, NN

Eine eigene Stromproduktion könne in diesem Bereich auch wertvolle Planungssicherheit schaffen und letztendlich Jobs in der Region halten, so der Solarfachmann. So gesehen eigentlich verblüffend, dass immer noch die allermeisten Dächer von Industriehallen leer sind, während in der Landwirtschaft fast jedes neues Gebäude Photovoltaik trägt.

Rechnerisch kommen in Zukunft knapp 30 Prozent der jährlichen Gesamtstrommenge von GAD vom eigenen Dach. Den Rest der Energie bezieht man CO2-neutral von den Weißenburger Stadtwerken. „Uns war es aber wichtig, dass wir nun auch selber in die Produktion von erneuerbaren Energien einsteigen, denn wenn jeder CO2-neutralen Strom beziehen will, muss ihn irgendwer auch produzieren“, erklärte Merten.

Eine größer angelegte Strategie

Indirekt übte er auch Kritik am Denken mancher Manager-Kollegen. „Ich kenne jemanden, der investiert nur in Dinge, die sich nach vier Jahren amortisiert haben“, erzählte Merten. „Mit dieser Einstellung werden in Zukunft sicher nicht viele PV-Anlagen auf die Dächer bekommen.“

Der eigene Sonnenstrom soll im Falle von GAD nur ein Teil einer größeren Strategie sein. Man verhandelt mit Lieferanten bereits über CO2-reduzierte Produktion von Aluminium, dem Basismaterial der Gutmann-Drähte, das sehr energieaufwendig hergestellt wird. Zudem will man mit den umliegenden Firmen des Gewerbegebiets das Gespräch suchen, ob sich gemeinsame Energieversorgungslösungen anbieten. Etwa mit einem Blockheizkraftwerk. Der GAD-Weg in Richtung grüner Zukunft ist also erst am Anfang.