Wird der Klosterflügel zu Weißenburgs Dauerbaustelle?

13.2.2021, 07:00 Uhr
Wird der Klosterflügel zu Weißenburgs Dauerbaustelle?

© Archivfoto: Jan Stephan

Das Landesamt für Denkmalpflege will in den leer stehenden Klosterflügel einziehen. Die Stadt muss ab 2022 Jahr den Dachstuhl der Karmeliterkirche sanieren und es steht noch eine Generalsanierung der Räumlichkeiten an.

Für das Bauwerk bedeutet das: viel Stress, aber auch eine glänzende Perspektive. Man kann sich das schön vorstellen. Vorne das sanierte Kulturzentrum, in dem Konzerte, Vorträge und Kongresse stattfinden. Hinten in denkmalgerecht sanierten Räumen die Landesstelle für nichtstaatliche Museen samt Bayerischem Limeskoordinator. Beides verbunden durch einen gläsernen Steg, der über dem Klostergarten schwebt.

Es müssen ein paar Millionen her

So könnte sie aussehen, die Zukunft des ehemaligen Karmeliterklosters im Herzen der Stadt. Der Weg bis dahin allerdings ist weit und muss noch mit Millionen gepflastert werden. Aber: Diese Zukunft wird konkreter, und zwar an zwei der insgesamt drei Fronten.

Erstens: Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hat 100 000 Euro freigegeben, mit denen nun Gutachten und Untersuchungen im Klosterflügel finanziert werden. Das hat der für den Stimmkreis zuständige Landtagsabgeordnete Alfons Brandl (CSU) mitgeteilt. Das bedeutet, dass die losen Raumplanungen der Landesstelle nun auf ihre konkrete Umsetzbarkeit geprüft werden können.

Seehofer und leuchtende Augen

2017 hatte der damalige Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei einem Staatsempfang in Weißenburg gut gelaunt verkündet, dass man die im Zuge der Behördenverlagerung nach Weißenburg verbrachte Landesstelle schon irgendwie in dem Klosterflügel unterbringen werde. In der hiesigen Kommunalpolitik sorgte das für leuchtende Augen, in der zuständigen Münchner Ministerialbürokratie wohl für ein paar Magengeschwüre.

Denn Seehofers Zusage war spontan aus der Hüfte geschossen. Und ist darüber hinaus nicht gerade billig. Aus einem seit Jahrzehnten leer stehenden historischen Gebäude den Amtssitz einer bayerischen Behörde zu machen, dürfte leicht einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Die Stadt hätte damit eine Problem-Immobilie in eine Top-Nutzung mit Luxussanierung überführt, ohne Geld in die Hand zu nehmen.

"Weihnachten und Ostern zusammen"

"Wie Weihnachten und Ostern zusammen" sei das für die Stadt, hatte OB Schröppel einmal festgestellt. Umso eindringlicher läuft man dieser Zusage seit 2017 hinterher. Er sei hinter den Kulissen in stetem Kontakt mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem staatlichen Bauamt und den zuständigen Ministerien, so Schröppel. Dass sich der Stimmkreisabgeordnete Brandl für das Projekt einsetze, sei ebenfalls hilfreich.

Im Frühjahr hofft man mehr zu wissen

Derzeit ist man mit dem Fortgang des Projekts zufrieden. Im vergangenen Jahr konnte der Raumbedarf der neuen Behörde erfasst werden, und mit der Freigabe der Planungsmittel geht es auf die nächste Ebene. "Wenn alles gut geht, können bereits im Frühjahr dieses Jahres die Kosten abgegeben werden", lässt sich Klaus Drotziger, CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, in einer Pressemitteilung von Parteifreund Brandl zitieren. Dann könnte das Wissenschaftsministerium eine Entscheidung bezüglich des Klosterflügels treffen.

Die Zeit drängt beim Dachstuhl

So zurückhaltend optimistisch man derzeit die Zukunft des Klosterflügels bewertet, ist doch allen klar, dass es noch Jahre dauern wird, bis Museumspädagogen, Restauratoren und Historiker in ihre Büros in den Klosterflügeln einziehen. Deswegen musste man sich aufseiten der Stadt nun auch von einer lieb gewonnenen Idee verabschieden. Die ursprünglich schon für 2016 geplante Sanierung des Kulturzentrums hätte man gerne im Verbund mit den Großbauarbeiten am Klosterflügel umgesetzt.

Daraus wird aber nichts. Die Bausubstanz gibt es nicht her. "Die Statiker haben uns dringend geraten, das nicht mehr auf die lange Bank zu schieben", erklärt der OB mit Blick auf den Dachstuhl des Kulturzentrums. Bereits im vergangenen Jahr musste die Einrichtung wegen eines gebrochenen Balkens vorübergehend gesperrt werden (wir berichteten).

Ab dem ersten Quartal 2022 sollen die Zimmerer anrücken. Zwei Jahre soll das Kulturzentrum dann komplett geschlossen werden. Man geht von Kosten von mehr als zwei Millionen Euro aus, um Dachstuhl und Dach zu sanieren. Derzeit laufen Planungen und Zuschussanträge. Der Baubeginn in rund einem Jahr sei sehr sportlich, so der OB. Deswegen habe man auch auf die Generalsanierung im Inneren verzichtet, die eigentlich in einem Aufwasch mit den Arbeiten am Dach passieren sollte.

Spannende Zeiten

Die Planung auch noch für diese Maßnahme hinzubekommen, sei in der Kürze der Zeit nicht machbar. Das führt allerdings zu der unangenehmen Situation, dass nach der Wiedereröffnung des Kulturzentrums 2024 eine erneute Baumaßnahme mit Schließung des Betriebs droht. "Wir werden sehen müssen, dass wir da einen gewissen Abstand dazwischen bekommen", stellt Schröppel fest. Dass man an den Sanitäranlagen und den Räumlichkeiten etwas machen müsse, stehe für ihn aber außer Frage. "Das ist jetzt auch schon wieder 40 Jahre alt und da ist eine Bausubstanz einfach auch mal verbraucht." Spannende Zeiten also für das aus dem 14. Jahrhundert stammende frühere Kloster der Karmeliterkirche. Ihm stehen wohl in diesem Jahrzehnt gleich drei Großbaustellen ins Haus.

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