Ford: Mehr Mustang wagen

19.11.2019, 15:27 Uhr
Ford: Mehr Mustang wagen

© Hersteller

Wer hat's erfunden? Nein, nicht Ford. Den elektrischen Crossover gibt es bereits, von Tesla beispielsweise (Model Y), von Jaguar (I-Pace), von Audi (e-tron) oder von Mercedes (EQC).

Um mit seinem batterieelektrischen Mix aus Kombi und SUV trotzdem maximale mediale Aufmerksamkeit zu erlangen, griff Ford auf eine Modellbezeichnung aus dem unternehmenseigenen Legendenschatz zurück. Vorname "Mustang": Steve McQueen! Bullit! Qualmender Asphalt! Nachname "Mach-E": Kampfjet-Konnotation!  Ergibt: Die aus Marketingsicht bestmöglichen Startbedingungen für Fords erstes dezidiert als Elektroauto konzipiertes Modell.

Unauffälliger Crossover-Mainstream

Mit dem echten Mustang hat der 4,71 Meter lange Mach-E allerdings nicht viel zu tun, auch wenn Stuart Rowley, Chef von Ford Europa, davon schwärmt, dass der Crossover "unübersehbar ein echter Mustang sei" und Bill Ford - Ford-Aufsichtsratsvorsitzender und Urenkel des Pioniers Henry - sicher ist, dass der neue Stromer „ein besonderes Gefühl der Freiheit für eine neue Generation von Mustang-Käufern verkörpern“ werde. Ja, das berühmte galoppierende Wildpferd ziert die Front, ja, die lange Motorhaube ist ein bisschen Mustang-like und ja, die dreigeteilten Rückleuchten sind es ebenso. Ansonsten aber: Statt Achtzylinder-Antike elektrische Leisetreterei, statt Sportwagen-Charisma eher unauffälliger Crossover-Mainstream.

Dennoch: Mit dem Debüt des Mustang Mach-E wird es vor allem für Tesla allmählich eng. Nach den erwähnten Premium-Angeboten aus deutscher und britischer Produktion jetzt also auch noch ein ernstzunehmender Konkurrent aus dem eigenen Land, der obendrein deutlich günstiger kommt als I-Pace & Co. und sich mit einem Einstiegspreis von 46.900 Euro in den Regionen eines Model 3 einnistet.

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Dass der Mustang Mach-E eine Kampfansage an Tesla ist, lässt sich auch im Interieur besichtigen, dessen Gestaltung – höflich gesprochen - unübersehbar vom kalifornischen E-Auto-Pionier inspiriert wurde. Der riesige, hochkant installierte 15,5-Zoll-Touchscreen (Bildschirmdiagonale 39 Zentimeter) stellt die augenfälligste Anleihe bei Tesla dar.

Vielfach übernimmt das Smartphone das Kommando, beispielsweise schon beim Öffnen des Autos. Konventionelle Türgriffe gibt es nicht mehr; erkennt das Auto, dass sich ein entsprechend autorisiertes Mobilgerät nähert, entriegelt es zuvorkommend die Türen.

Fünf Personen finden im Mustang Mach-E Platz, sie können ihr Gepäck in einem 402 bis 1420 Liter großen Kofferraum verstauen, aber auch – schöne neue Elektro-Welt – ein 100-Liter-Fach unter der Fronthaube nutzen und dort einen kleinen Reisekoffer unterbringen. Zudem ist es mit einem Wasserablaufventil ausgestattet, weshalb sich der Schmutz verdreckter Cowboystiefel oder nasser Surfklamotten bequem ausspülen lässt. Eine solche praktische "Mega-Box" wird übrigens auch der neue Puma bekommen, den Ford Anfang 2020 an den Start fährt.

Zwei Akku-Packs, zwei Leistungsstufen

Ford wird seinen elektrischen Crossover in zwei Leistungsstufen anbieten, die sich jeweils mit zwei Akku-Packs kombinieren lassen und entweder heck- oder allradgetrieben vorfahren. Das Basismodell bietet an der Hinterachse einen 190 kW (258 PS) starken Elektromotor auf, der von einer 75-kWh-Batterie mit Energie für bis zu 450 Kilometer versorgt wird. Innerhalb von 40 Minuten soll der Stromspeicher an der Schnellladestation von 10 auf 80 Prozent aufzuladen sein.

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Das stärkere Modell verfügt über 210 kW (285 PS). Bei der Allradversion sitzt eine zusätzliche E-Maschine (50 kW/68 PS) an der Vorderachse, insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 248 kW (338 PS). Wer sich für die größere "Extended-Range-Batterie" mit 99 kWh Kapazität entscheidet, bringt es auf maximal 600 Kilometer Reichweite. Zehn Minuten Aufenthalt an der Schnellladestation sollen genügen, um Energie für bis zu 93 weitere Kilometer nachzufassen. Die Spitze wird bei beiden Modellen ab 185 km/h abgeregelt.

Voraussichtlich Anfang 2021 will Ford außerdem eine Performance-Variante nachschieben, die dem Namen "Mustang" besondere Ehre machen soll. 342 kW (465 PS) und 830 Newtonmeter Drehmoment wird der Mach-E GT leisten, in weniger als fünf Sekunden von 0 auf Tempo 100 sprinten und etwa 200 km/h schnell sein.

Die ersten Exemplare des Mustang Mach-E sollen Ende 2020 auf deutsche Straßen rollen – letztlich doch nicht immer nur leise: Im "Sport"-Modus lässt der elektrische Crossover mit einem künstlich erzeugten Achtzylinder-Sound von sich hören – und schlägt damit auch soundtechnisch eine Brücke zum legendären Pony-Car, dessen Namen er sich geborgt hat.  

Ulla Ellmer

Ford Mustang Mach-E in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits zu reservieren. Auslieferung ab Ende 2020.

Wen er ins Visier nimmt: Tesla Model Y, Audi e-tron, Mercedes EQC, Jaguar I-Pace, alle jedoch deutlich teurer

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 190 kW (258 PS) oder 210 kW (285 PS). Allradmodell mit 248 kW (338 PS) Systemleistung.

Was er kostet: Ab 46.900 Euro

Was noch kommt: Performance-Variante Mustang Mach-E GT mit 342 kW (465 PS)

 

 

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