Honda e: Retro-Stromer für die City

29.1.2020, 16:29 Uhr
Honda e: Retro-Stromer für die City

© Hersteller

Der Honda e ist das erste vollelektrische Automobil der Marke Honda. Unter der Karosserie mit leichtem nostalgischen Touch verbirgt sich modernste Technik. Erstmals im Segment hat der Honda e beispielsweise das Kamerasystem SCMS, das die konventionellen Außenspiegel ersetzt. Es überträgt das rückwärtige Bild auf zwei im Instrumenträger positionierte Bildschirme.

Der Honda e steht auf einer eigenständigen Plattform, die auf Hinterradantrieb setzt. Im urbanen Umfeld profitiert der 3,92 Meter kompakte Viertürer vom erfreulich kleinen Wendekreis (8,6 Meter). Allerdings schränkt diese Lösung das Gepäckraumvolumen deutlich ein. Aber die Manager der Marke betonen, dass ihnen die Handlichkeit in der Stadt besonders wichtig war. Neben dem Hinterradantrieb sorgen auch der niedrige Schwerpunkt und die Gewichtsverteilung von 50:50 für einen agilen Fahrcharakter.

Zwei Leistungsstufen

Beim Elektroantrieb kann der Kunde unter zwei Leistungsstufen wählen. Die Version mit 100 kW/136 PS kommt nach der neuen Messmethode WLTP mit einer Akkuladung 222 Kilometer weit. Das 113 kW /154 PS starke Aggregat in Kombination mit den wahlweise lieferbaren 17-Zoll-Rädern reduziert den Aktionsradius auf 210 Kilometer. Tatsächlich liegt die Reichweite bei 160 bis 170 Kilometer. Das ist nicht viel – auch wenn es angesichts einer durchschnittlichen täglichen Fahrleistung von 40 Kilometern normalerweise reichen sollte.

Honda e: Retro-Stromer für die City

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Manche fragen sich freilich, warum ein Stadtwagen so stark motorisiert sein muss. Der japanische Importeur begründet es damit, dass die Kunden das wünschen. Tatsächlich erfreuten wir uns schon auf den ersten Testfahrten an der Leistungsentfaltung und dem Fahrverhalten. Der Honda e beschleunigt beherzt aus dem Stand und lässt beim Ampelstart sogar sportliche Fahrzeuge hinter sich. Zwischen Null und Tempo 100 vergehen je nach Variante zwischen 8,3 und neun Sekunden.

Das Fahrwerk greift auf die Mac-Pherson-Einzelradaufhängung zurück, die meist größeren Modellen vorbehalten ist. Auch gut: Der angenehme Fahrkomfort, wobei die dynamischen Eigenschaften nicht zu kurz kommen. Ob der Kunde eine Abstimmung wie bei einem Kurvenräuber braucht, ist fraglich. Schließlich soll der kleine Stromer eben die City als angestammtes Revier anpeilen.

Wer die Leistung ausnutzt, muss mit geringerer Reichweite rechnen. Immerhin bringt die "Ein-Pedal-Technik" den Honda noch einige, vielleicht entscheidende Kilometer weiter. Das funktioniert dann so, dass über eine Schaltwippe am Lenkrad die höchste Rekuperationsstufe eingestellt wird. In diesem Fall verzögert der Wagen beim Lupfen des Gaspedals so stark, dass er – beispielsweise – beim Zurollen auf eine Ampel zum Stillstand kommt, ohne dass der Fahrer das Bremspedal betätigen muss. Nicht zuletzt lassen sich so die Bremsen schonen.

35,5 kWh Batterie-Kapazität

Die Batterie ist im Unterboden platziert, sie besitzt eine Leistung von 35,5 kWh. Mittels CCS-Stecker kann der Honda e an der Gleichstrom-Schnellladesäule 50 kW Strom ziehen und lässt sich so in 30 Minuten auf 80 Prozent aufladen. Das Wechselstrom-Laden an der Wallbox oder üblichen Ladesäule dauert bei einer Ladeleistung von 7,4 kW gut vier Stunden.

Honda e: Retro-Stromer für die City

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Die Ladevorgänge lassen sich per App fernsteuern, entsprechendes gilt auch für die Klimaanlage und die Enteisung der Front- und Heckscheibe über das Smartphone.

Den Innenraum mit etwas antiquiert wirkenden Holzeinlagen dominieren zwei miteinander verbundene Bildschirme, die sich über die gesamte Breite erstrecken. Daneben kann der Fahrer die am häufigsten genutzten Funktionen über Tasten und Regler einstellen.

Wie zunehmend üblich werden auch Kleinwagen zu einer Art rollendem Computer. Über die beiden jeweils 12,3 Zoll großen berührungsempfindlichen Bildschirme lassen sich Apps wie beim Smartphone ansteuern. Die beiden Monitore können unabhängig voneinander dirigiert werden, sodass der Fahrer zum Beispiel die Navigation nutzt, während der Beifahrer eine Playlist mit Musiktiteln aufspielt.

Sprachassistent: "OK Honda" 

Über sechs Voreinstellungen lassen sich die beliebtesten Apps schnell erreichen. Natürlich sind Apple CarPlay oder Android Auto mit an Bord, und mittels des Sprachassistenten "OK Honda" lassen sich alle erdenklichen Informationen abrufen. Und wenn das Fahrzeug geparkt ist oder die Batterien geladen werden, können Fahrer und Passagiere über den WLAN-Hotspot auf die "My Room"-Bildschirmfunktion zugreifen und über den HDMI-Eingang Streaming-Dienste auf den Bildschirm bringen.

Honda e: Retro-Stromer für die City

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Mit an Bord sind umfangreiche Sicherheitsfeatures: Dazu gehört ein Anfahrassistent, der den Fahrer informiert, wenn sich das vorausfahrende Fahrzeug in Bewegung setzt. Ein Kollisionswarner verhindert plötzliches Beschleunigen beim Anfahren, wenn sich ein Hindernis auf der Fahrbahn befindet. Außerdem verfügt der Honda e über ein City-Notbremssystem.

Bei der Ausstattung erweist sich der Honda e als Großer, was allerdings auch beim Preis zu spüren ist. Die Basisversion kostet mindestens 33.850 Euro, für die Advance-Variante werden 36.850 Euro fällig. Diese Tarife verringern sich um die staatliche Förderung, die derzeit 4000 Euro beträgt und – was sich allerdings verzögert – auf 6000 Euro steigen soll.

Ingo Reuss/Walther Wuttke

Honda e in Kürze:

Wann er kommt: Im März 2020

Wen er ins Visier nimmt: Für das elektrische Retro-Kleinwagen-Konzept gibt es keinen unmittelbaren Konkurrenten. Ansonsten: Opel Corsa e, Peugeot e-208

Was ihn antreibt: Elektromotor mit wahlweise 110 kW/136 PS oder 113 kW /154 PS. Batteriekapazität 35 kWh.

Wie weit er kommt: Mit einer Akkuladung bis zu 222 km

Was er kostet: Ab 33.850 Euro

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