Erfolg im Beruf

Deshalb sollten Führungskräfte diesen Tanz beherrschen

11.10.2021, 12:47 Uhr
Menschen, die im Beruf eine Leitungsposition haben und in ihrer Freizeit Tango Argentino tanzen, profitieren sehr davon. 

© imago images/Design Pics/Mark Hunt Menschen, die im Beruf eine Leitungsposition haben und in ihrer Freizeit Tango Argentino tanzen, profitieren sehr davon. 

Managerseminare mit langen Vorträgen und Powerpoint – das war gestern. Heute ist Tanzen angesagt, um erfolgreiches Führen zu erlernen. Tango Argentino eignet sich bestens dafür. Er ist weit mehr als nur ein Tanz. Er ist eine eigenständige Musikgattung, für die Argentinien in der ganzen Welt bekannt ist; und er basiert auf den Körpersignalen des Führens und Folgens.

Geführt wird nicht etwa mit den Armen, sondern mit dem Brustkorb – "von Herz zu Herz" (de corazón a corazón), erläutert Margarete Unger. Die Kommunikationsdesignerin hat vor zehn Jahren das Tango Studio Margarita (MTango) in Fürth gegründet. Getanzt werde nicht nach festgelegten Choreografien oder Schrittkombinationen. Das mache den Tango unendlich variabel, spannend und eben auch zur Blaupause für gute und effektive Führungsarbeit.

Führen ist eine komplexe Aufgabe

Im Tanzkurs Tango Argentino wird schnell klar: Das ist kein gewöhnlicher Tanzkurs. Alles in diesem Tanz hängt von der Qualität der Führung ab – wie in Unternehmen. Der Führende hat stets zu wissen, wohin er möchte und warum und wann. Wenn er das geklärt hat, dann heißt es, sich mit der Partnerin abzustimmen über Zeitpunkt, Richtung und Schrittfolge oder mit dem Partner, denn auch zwei Männer können miteinander tanzen: Teamwork.

"Führen ist eine komplexe Aufgabe", führt Unger aus. "Sie impliziert, Informationen zu geben und Antworten zu erhalten, zu schauen, ob das Gegenüber verstanden hat, Missverständnisse zu beseitigen." Der Tanz verlange, dass sich der Führende der Folgenden anpasse, wobei der Unterschied zwischen den beiden minimal sei. Auch die Führung wisse manchmal nicht weiter, und die Partnerin oder der Partner habe die Lösung.

So könne Neues entstehen, was für beide gut sei – genauso wie in Unternehmen oder Organisationen. Damit Hebefiguren klappen, ist es nach Ungers Worten wichtig, dass Führender und Folgende die gegenseitigen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten richtig einschätzen und den jeweils anderen weder über- noch unterfordern. "Und genau das ist auch die Basis der Führungsarbeit in Teams, Unternehmen und Organisationen."

Um nicht ständig auf Kollisionskurs mit anderen umherschweifenden Paaren zu geraten und sich auf die Musik und die Partnerin, den Partner konzentrieren zu können, empfiehlt es sich, im "Tanzfluss" des Tangos zu bleiben.

Das heißt, möglichst selten Spurwechsel, Tanzfläche erst betreten, wenn das Paar linker Hand die kommenden Tänzer bemerkt hat, nicht drängeln, Platz lassen, nicht einschlafen oder gar rückwärtsgehen, muss überholt werden, dann links und dabei die anderen Paare im Blick haben. "Die Regel zum Tanzfluss des Tango Argentino lassen sich auf die des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens übertragen", erläutert Unger.

"Beim Tango setzt man sich differenziert damit auseinander, was es bedeutet, zugleich ein Individuum und ein gesellschaftliches Wesen zu sein", resümierte die Regisseurin Sally Potter 1997 anlässlich ihres autobiografisch gefärbten Films "Tango Lesson" (Tango Fieber).

Der Tango gehört seit Oktober 2009 zum Weltkulturerbe. Wie Unger erzählt, entstand der Argentinische Tango um 1880 am Río de la Plata. Hier lebten wie in einem Schmelztiegel Einwanderer aus Europa, Afrika, Mittel- und Südamerika auf engstem Raum zusammen. Ihre Melancholie, ihre Einsamkeit und Liebessehnsucht, ihr Heimweh, all diese Emotionen fanden im Tango ein Ventil.

Ein getanzter Dialog

Hier wurden Rhythmen und Elemente verschiedener Folklore kombiniert und neu zusammengesetzt, so dass der Tango Menschen überall auf der Welt anspricht. Er begann mit Flöte, Geige, Gitarre und Klavier und erhielt später durch das Bandoneon seinen unverwechselbaren Klang. Seinen Namen trägt dieses Instrument nach seinem Erfinder, dem Deutschen Heinrich Band. Gebaut wurde es in dem kleinen Ort Carlsfeld im Erzgebirge, wo heute wieder Bandoneons gefertigt werden.

"Tango Argentino ist ein getanzter Dialog. Und von der Qualität der Kommunikation der Tanzpartner hängt es ab, ob der Tanz gelingt – wie im Geschäftsleben", sagt Unger. Sie lege in ihren Tanzkursen großen Wert darauf, Körperwahrnehmung zu schulen und auf die Haltung zu achten. Und davon profitierten Führungskräfte, wenn sie beispielsweise einen Vortrag hielten, ganz zu schweigen vom gesundheitlichen Aspekt.

Die Aussagen von Margarete Unger bestätigt auch Armin Bernhard, der eine Pflegeeinrichtung mit etwa 130 Mitarbeitenden leitet und in seiner Freizeit Tango Argentino tanzt: "Meine Arbeit erfordert meine ganze Aufmerksamkeit und meine Authentizität, so wie der Tango.

Es zählt nicht nur Technik oder Professionalität. Es ist die Achtsamkeit gegenüber meiner Umgebung, für die Musik und die Menschen. Ich gestalte nicht allein. Ich eröffne Möglichkeiten, kommuniziere und biete als Führender den Rahmen."

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