Mehr als 100 Vorführungen
Frische Luft für die Generation Netflix: Was bietet das Sommernacht-Filmfestival?
12.7.2023, 05:59 Uhr
Der ein oder andere Film-Fan ist während der Pandemie-Zeit womöglich ein bisschen bequem geworden. Man hat sich an die Couch gewöhnt und an das Angebot der diversen Streaming-Dienste. Spätestens jetzt ist es Zeit, den Bildschirm abzuschalten und zum Filmeschauen ins Freie zu gehen: Vom 2. bis 26. August 2023 gibt es beim SommerNachtFilmFestival genau 118 Gelegenheiten dazu. So viele spätabendliche Open-Air-Filmvorführungen hat der Nürnberger Verein Mobiles Kino mit seinen Kooperationspartnern für die diesjährige Ausgabe auf elf ausgesuchten Arealen in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach geplant.
In der Hefefabrik
Zum ersten Mal dabei sind Spielorte an der ehemaligen Hefefabrik „Beim Bast“ im Nürnberger Stadtteil Buch - dort läuft zum Beispiel "Gugelhupfgeschwader" - sowie am Museum für Kommunikation Nürnberg. Dass das Eröffnungsfest in der Desi-Arena im Nürnberger Stadtteil Johannis steigt, ist längst Tradition.
Dort werden am 2. August die Musiker von „Smokestack Lightnin‘“ das Publikum vielleicht sogar zum Tanzen bringen. Mit der französischen Tragikomödie „Ein Triumph“ beginnt gleich danach die Reihe der Filmprojektionen.
Neben dem Kinoprogramm gibt es unter anderem Gespräche mit Regisseuren und Regisseurinnen, Previews, Führungen und Blicke auf sonst verborgene Orte.
Iranische Journalistin zu Gast
Eine Leinwand steht in Nürnberg unter anderem auf dem Gelände des Tiergartens - und im Tucherschloss, wo der Fokus auf Literaturverfilmungen liegt. Im Innenhof des Museums für Kommunikation ist schon am ersten Festivalwochenende die iranische Journalistin Roya Karimi Majd zu Gast. Sie wird nach der Vorführung des Thrillers "Holy Spider" berichten, wie sie die Recherchen zu dem politisch hochbrisanten, im Film thematisierten Serienmord im Iran realisiert hat. Die Story rief die Religionswächter auf den Plan, Roya Karimi Majd lebt mittlerweile im Exil in Europa.
Auch die aus Nürnberg stammende Regisseurin Sophie Linnenbaum ist als Gesprächspartnerin zu erleben. Sie gibt bei ihrem Heimspiel in der Desi Auskunft über ihren außergewöhnlichen Debütfilm „The Ordinaries". Und mit Uli Decker kommt eine frisch mit dem bayerischen Filmpreis gekürte Dokumentarfilmerin ins Pellerhaus. Sie wurde für ihr Werk „Anima – Die Kleider meines Vaters“ ausgezeichnet, in dem sie einen sehr persönlichen Blick auf eine Familie in der bayerischen Provinz wirft - ein mit seiner queeren Thematik hochaktueller Beitrag.
Natürlich "Macho Man"
Das Nürnberger Filmhaus und das KommKino machen die Katharinenruine zum Open-Air-Kinosaal. Fans von Stummfilmen mit Livemusik-Begleitung sind genau richtig, wenn Yogo Pausch und Hildegard Pohl mit Klavier und Percussion Komödien aus den 20er und 30er Jahren vertonen. Und natürlich läuft auch wieder "Macho Man". Wer's sportlicher mag, kann sich im Marienbergpark bei der European Outdoor Film Tour Bilder von Kletterern, Speedflyern und Ultraläufern ansehen.
Und wem die Film-Highlights der vergangenen Monate im Kino entgangen sind, bekommt beim SNFF ohnehin vielfach eine zweite Chance. Zum Beispiel läuft Christian Petzolds "Roter Himmel" in Fürth und Nürnberg.
Viele Gründe also, um sich in hoffentlich lauen Sommernächten vor der Open-Air-Leinwand zu treffen. Aber egal, wie das Wetter wird, die Veranstaltungen finden laut den Organisatoren immer statt. In Fürth wird wieder im Stadtpark gespielt, in Erlangen gibt es Kino "An der Bleiche" und in Schwabach im Alten Deutschen Gymnasium.