Drama

"Schattenstunde" im Kino: Wie die Nazis einen Theologen in den Freitod trieben

27.1.2022, 12:47 Uhr

© Herbsthund Filme

Die Lieder des Theologen, Schriftstellers und Journalisten Jochen Klepper werden bis heute in Kirchengemeinden gesungen, finden sich in Gesangbüchern und Liedsammlungen. Zu den bekanntesten gehören "Er weckt mich alle Morgen", "Die Nacht ist vorgedrungen" und "Der du die Zeit in Händen hast".

Benjamin Martins erinnert in seinem Film "Schattenstunde" an das tragische Schicksal des evangelischen Pfarrersohns, der mit seiner jüdischen Frau Johanna und seiner ebenfalls jüdischen Stieftochter Renate zur Zeit des Nationalsozialismus in Berlin lebte.

Auf der Grundlage von Kleppers umfangsreichen Tagebuchaufzeichungen rekonstruiert der kammerspielartige Film die letzten Stunden im Leben der Familie. Der Ausreiseantrag, den die beiden Frauen gestellt hatten, war am 10. Dezember 1942 von SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann persönlich abgelehnt worden. Während ihre Deportation kurz bevorstand, stellte Eichmann den Schriftsteller vor die Alternative: Beruf oder Ehe?

Jochen Klepper traf eine unerhörte Entscheidung und wählte gemeinsam mit Johanna und Renate den Freitod. Sein Schicksal steht stellvertretend für das von tausenden christlich-jüdischen Familien, die von den Nazis in den Suizid getrieben wurden. Sie trafen ihre Entscheidung aus Verzweiflung und so leise, dass bis heute nur wenige davon wissen.

"Schattenstunde" läuft am 27. Januar, dem internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, bundesweit in den Kinos an. In den Hauptrollen sind Christoph Kaiser als Klepper und Dirk Waanders als Adolf Eichmann zu sehen. Kleppers Ehefrau Johanna wird von Beate Krist verkörpert, Tochter Renate von Sarah Palarczyk. (80 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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