Münster-"Tatort" aus der Hippie-Kommune

1.5.2021, 15:24 Uhr
Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, l) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, r) mit zwei Alpakas in einer Szene aus "Tatort: Rhythm and Love"

© Martin Valentin Menke, dpa Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, l) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, r) mit zwei Alpakas in einer Szene aus "Tatort: Rhythm and Love"

In seiner Rolle als Professor Boerne, der Ironie und Süffisanz mit Hingabe pflegt, ist Liefers ein TV-Liebling. Im echten Leben hat sein Einsatz von Satire nicht wirklich hingehauen: Für das Video, in dem er Regierung wie Medien in Sachen Corona kritisiert, bekam er heftig Schelte. Auch als Boerne muss er nun durch eigenes Verschulden einiges einstecken.

"Rhythm and Love" heißt die "Tatort"-Folge. Darin kommt der spirituelle Lehrer einer Hippie-Kommune, die Seminare wie "Trommeln und Ekstase" offeriert, ums Leben. Man findet ihn nackt im Gebüsch. Mord. Boerne und Thiel (Axel Prahl) ermitteln zwischen Alpakas und Gänsen, Männern und Frauen, die mit der freien Liebe nach eigenem Bekunden so gar kein emotionales Problem haben. Und jedem Münster-"Tatort"-Kenner ist klar, dass Boerne früher oder später eines der "Fachseminare" der Öko-Kommune besuchen wird.

In dieser Hinsicht ist es ein typischer Münster-Fall. Und doch ist diesmal einiges anders: Großmaul Boerne muss sich gegen Plagiatsvorwürfe erwehren, Thiel damit klar kommen, dass er mit einem Polizei-Kollegen offensichtlich den Falschen verdächtigt hat, Rechtsmedizinerin "Alberich" Haller (Christine Urspruch) baut Mist im Job und verpasst den Zeitpunkt, das zuzugeben. Der einzige, dem sie sich offenbart, ist der gemütliche Mirko Schrader (Björn Meyer). Auch Thiels Assistenten plagen Gewissensbisse, hat er doch bei der Einstellung sein Sportabzeichen gefälscht und soll nun beim Polizeifest sein Können zeigen.

Studium in Erlangen

So viel Selbstzweifel, Reue und Schuldgefühl waren nie im Münster-"Tatort". Ein Malheur bedingt das andere, bringt neue Facetten der Figuren zutage und verschiebt so manche Beziehung. Trotzdem ist "Rhythm and Love" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) natürlich keine schwermütige Tragödie, sondern ein komödiantischer Krimi, der die Erwartungen der Fans bedient, aber eben auch ein bisschen davon abweicht. Was gut ist. Im Mittelteil zieht sich das ganze etwas, kriegt aber mit einem zweiten Todesfall neuen Drive. Das Drehbuch dafür hat Elke Schuch geschrieben, die ihr Handwerk beim Studium in Erlangen gelernt hat.

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