Urlaub machen, wo berühmte Filme spielen

Hier schoss James Bond: Drehorte, die Touristen unbedingt sehen wollen

23.10.2021, 14:41 Uhr
Die spektakulärste Installation der James Bond Erlebniswelt auf dem über 3000 Meter hohen Gaislachkogl: die Propellermaschine, mit der Bond drei Autos jagte und mit der er am Ende durch einen Holzschuppen brach.

© Robert Gerner, NN Die spektakulärste Installation der James Bond Erlebniswelt auf dem über 3000 Meter hohen Gaislachkogl: die Propellermaschine, mit der Bond drei Autos jagte und mit der er am Ende durch einen Holzschuppen brach.

Als sich die Türen der Bergbahn schließen, empfängt den Gast Monty Norman. Nicht Monty Norman persönlich. Aber Monty Normans Musik, die er 1962 für den ersten James-Bond-Film komponiert hat.

Mit den getragenen Streicher-Klängen aus den Lautsprechern geht es von Sölden zunächst auf die 2270 Meter hoch gelegene Mittelstation. Einen Umstieg und zehn Minuten später ist man oben angekommen auf dem Gaislachkogl, 3048 Meter über dem Meeresspiegel.

Das Ötztal liegt den Gästen zu Füßen, aber der Blick richtet sich zuallererst auf das futuristische Gebäude, das die in diesen Dingen schmerzfreien Österreicher fast schwebend auf den Gipfel gepflanzt haben: das Ice Q Restaurant.

So kam Bond nach Sölden

Entstanden ist es 2014, kurz bevor sich aus London so genannte Location-Guides auf den Weg in die Alpen gemacht haben. Sie waren auf der Suche nach passendenden Drehorten für das 24. Bond-Abenteuer, von dem bis dato nur der Titel ("Spectre") bekannt war. Und sie wurden fündig im Ice Q Restaurant.

Im Film ist der Gourmet-Tempel für einige Minuten zu sehen. James Bond alias Daniel Craig speist darin allerdings nicht. Vielmehr "spielt" das Ice Q im Film die "Hoffler-Klinik", in der Bond seine spätere Geliebte Madeleine Swann erstmals trifft.

Die Außenszenen entstanden tatsächlich in gut 3000 Meter Höhe, für die Szenen im Inneren wurde das Restaurant mehr oder weniger maßstabsgetreu in den Londoner Pinewood-Studios nachgebaut.

Flugzeug jagt Autos

Aber: Das Restaurant beziehungsweise die Klinik ist ja nur der Auftakt für eine der spektakulärsten Verfolgungsjagden in den bislang 25 Bond-Filmen. Bond jagt mit einem Propellerflugzeug drei Range-Rover, in der die inzwischen entführe Madeleine Swann sitzt. Auch diese Szenen entstanden zum Großteil zwischen Gaislachkogl und Sölden, auf der Gletscherstraße, die vom Rettenbachferner hinunter in den Ort führt.

Jakob Falkner, den in Sölden alle nur "Jack" nennen, ist ein geschäftstüchtiger Mann. Der Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden wusste von Anfang an, dass sich Bonds Gastspiel im Ötztal vermarkten lässt.

Also griff er zum Telefon und rief Hans Obermoser an, jenen Architekten, der schon das Ice Q Restaurant, das aussieht wie übereinander geschichtete Eiswürfel, verantwortet hat. Obermoser wiederum setzte sich mit Neal Callow zusammen, den Kreativ-Direktor der vergangenen Bond-Filme.

Alles zusammen hirnten, und am Ende stand neben dem Ice Q Restaurant eine James Bond Erlebniswelt, das "Elements 007".

Wie ein riesiger Revolver

Architektonisch ist der Betonbunker eine Schau. Würde man den Berg und die Betondecke aufklappen, würden Kammern und Gänge einem riesigen Revolver ähneln. Man betritt die Ausstellung über den Lauf und verlässt sie eine Stunde später durch den Schaft.

Dazwischen gibt es Filmszenen, verblüffende Installationen, phantastische Ausblicke auf die Bergwelt, einige Ausstellungsstücke und als Höhepunkt die halb zerstörte Propellermaschine, mit Bond die Entführer von Madeleine Swann den eisigen Berg hinunter verfolgte.

Daniel Craig, ein Gentleman

Auch unten, in Sölden, hat Bonds Hatz durch die Ötztaler Bergwelt Spuren hinterlassen. Im Hotel Bergland, wo Hauptdarsteller Daniel Craig, Regisseur Sam Mendes und etliche weitere der Crew 2015 für neun Tage logierten, gibt es seitdem eine Bond-Suite, die Hotelchef Siggi Grüner durchaus mal vorzeigt, wenn sie nicht gerade vermietet ist: drei Schlafzimmer,mehrere Bäder, sehr stylisch, sehr exklusiv.

Dabei sei Craig ein "sehr angenehmer britischer Gentleman" findet Grüner. Einer, der kein Aufhebens um seine Person gemacht habe und der jeden Morgen vor Drehstart im hoteleigenen Fitnessraum Eisen gepumpt hat. "Von nix kommt nix".

Wo wurde was gedreht?

Keine Frage: Jack Falkner und seine Partner sprangen vor fünf Jahren auf einen Zug auf, der sich spätestens im neuen Jahrtausend so richtig in Bewegung gesetzt hatte.

Als der Neuseeländer Peter Jackson im Jahr 2001 den ersten Teil seiner Herr-der-Ringe-Trilogie in die Kinos brachte, da fragten sich die Filmfans weltweit, wo es denn bitteschön so fantastische Landschaften und so drollige Kulissen gibt?

So wurde Neuseeland, jenes ferne Land am anderen Ende der Welt, zum Sehnsuchtsort für "Mittelerde-Fans", und nicht wenige der Touristen machen seitdem (zumindest vor Corona, seitdem sind Neuseelands Grenzen dicht) Station in Matamata.

Dort, in dem kleinen Ort, im Nirgendwo zwischen der Hauptstadt Wellington und der Metropole Auckland, kann man sich nämlich in einen Bus setzen, und der bringt die Fans der Filme buchstäblich nach Auenland. Auf einer hügeligen Schaffarm haben die Filmleute nämlich die Wohnhöhlen der Hobbits mit ihren kugelrunden Türen erschaffen. Eine der wenigen Kulissen, die übrig geblieben sind von den schier endlosen Dreharbeiten.

Litauen statt Tschernobyl

Aber es muss ja nicht immer nur gemütlich sein. Als 2019 die preisgekrönte BBC-Serie "Chernobyl" erstmals über die Mattscheiben der Fernseher flimmerte, sah es so aus, als hätten die Filmemacher tatsächlich an oder in der Nähe des 1986 havarierten Kernkraftwerkes gefilmt.

Eine gute Busstunde von Matamata entfernt, auf einer entlegenen Schaffarm, sind noch die letzten Kulissen des Film-Dreiteilers "Herr der Ringe" zu besichtigen - so Neuseeland nach der Corona-Pandemie wieder seine Grenzen öffnet.

Eine gute Busstunde von Matamata entfernt, auf einer entlegenen Schaffarm, sind noch die letzten Kulissen des Film-Dreiteilers "Herr der Ringe" zu besichtigen - so Neuseeland nach der Corona-Pandemie wieder seine Grenzen öffnet. © Robert Gerner, NN

Entstanden sind die wichtigsten Szenen aber in Fabijoniskes, einem Stadtteil der Litauischen Hauptstadt Vilnius. Dessen Plattenbauten ähneln verblüffend jenen von Pripyat, der Stadt, die nahe dem Kernkraftwerk Tschernobyl liegt, die 1986 für immer evakuiert wurde, in der heute noch die Tassen und Teller auf den Tischen stehen und in der ein kleines Riesenrad still vor sich hinrostet.

Das Double für den Tschernobyl-Reaktor steht übrigens ebenfalls in Litauen. Es ist das stillgelegte Atomkraftwerk von Ignalina in Visagims - seit "Chernobyl" ebenfalls Hotspots vieler Filmfans.

Exotisches Thailand

Es geht natürlich auch ein wenig exklusiver, womit wir wieder bei Bond wären. Der Agent ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten war schon in aller Welt unterwegs. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist sein finales Duell mit dem "Mann mit dem goldenen Colt".

Jeder Bond-Fan möchte hier mal den imaginären Colt gezückt haben: Vor der Felsnadel Ko Tapu duellierten sich 1973 Roger Moore und Christopher Lee.

Jeder Bond-Fan möchte hier mal den imaginären Colt gezückt haben: Vor der Felsnadel Ko Tapu duellierten sich 1973 Roger Moore und Christopher Lee. © Robert Gerner, NN

Entstanden ist dieses Duell zwischen dem damaligen Bond-Darsteller Roger Moore und Gegenspieler Christopher Lee im thailändischen Pang Nga Nationalpark unweit von Phuket. Die unbewohnte Insel Ko-Phing-Kan ist noch heute täglich Anlaufstation zahlloser Bond-Fans, denn direkt vor dem Strand ragt die markante Felsnadel Ko Tapu aus dem Meer. Exotischer geht es kaum.

Matera: Gut für Bond und Jesus

Auch einige der Drehorte des jüngsten Bonds werden demnächst bestimmt Besuch von vielen Filmfans bekommen. Das süditalienische Matera, wo Bond mit einem Aston Martin und einem Motorrad durch die engen Gassen der Altstadt heizt, kommt in "Keine Zeit zu Sterben" besonders gut zur Geltung.

Die malerische Altstadt von Matera ist Schauplatz einer Verfolgungsjagd im jüngsten Bond-Film. Viele Film-Touristen werden demnächst wohl das süditalienische Städtchen aufsuchen.

Die malerische Altstadt von Matera ist Schauplatz einer Verfolgungsjagd im jüngsten Bond-Film. Viele Film-Touristen werden demnächst wohl das süditalienische Städtchen aufsuchen. © Nicola Dove, dpa

Allerdings sind die Einwohner diverse Anstürme schon gewohnt. 2004 zum Beispiel schleppte Schauspieler James Caviezel für Mel Gibsons "Die Passion Christi" sein Kreuz durch Materas Altstadt, die heute noch so aussieht wie man sich Jerusalem vor 2000 vorgestellt hat.

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