"Anschiss" und Schelle: Nürnberger Spielkarten in New York

2.2.2016, 06:00 Uhr

© Germanisches Nationalmuseum / Montage: nordbayern.de

Maler Peter Flötner hatte 1540 die originellen Mini-Kunstwerke in Herz, Eichel, Blatt und Schelle gestaltet. Teilweise sind die Abbildungen richtig derb: Ein kotzender Säufer, eine Frau, die einem aufdringlichen Liebhaber einen "Anschiss" in buchstäblichem Sinn erteilt oder zwei Schweine, die um einen Kothaufen als Siegespreis spielen  - Flötner ließ seiner Phantasie freien Lauf.

Das rund 500 Jahre alte Spiel war übrigens nicht zum Karteln im Wirtshaus gedacht.  Das Wappen der Herzöge von Ferrara und Modena  ist wohl ein Hinweis auf den ursprünglichen Auftraggeber. Die Spielkarten waren ein Schaustück, mit dem der Besitzer seine Gäste zum Lachen bringen und sie natürlich mit den frivolen Malereien beeindrucken wollte. Jetzt bekommen Kunstfreunde in den USA sie hinter dickem Vitrinenglas zu sehen.

Die kunstvollen Karten aus Hadern sind eine absolute Rarität, nur wenige haben sich überhaupt erhalten - und dann ist da auch noch die hohe, malerische Qualität zu berücksichtigen.  Solche Schätze aus Papier schickt man natürlich nicht mit der üblichen Paketpost. Eine Nürnberger Restauratorin hat die filigranen Kunstwerke persönlich nach New York gebracht  und holt sie nach dem Ende der Sonderschau "The world in play. Luxury cards 1430 - 1540" auch wieder ab. 

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