Jetzt in Nürnberg zu sehen: Verstörende Partybilder aus Ischgl

3.5.2021, 17:35 Uhr
Enthemmtes Treiben, gesteigerte Geschmacklosigkeit: Eine aufgespießte Gummipuppe in Ischgl, ein Motiv aus Lois Hechenblaikners Bildband "Ischgl". Einige der Foto sind nun in Nürnberg zu sehen.

© Foto: Lois Hechenblaikner, aus dem Buch "Ischgl" Enthemmtes Treiben, gesteigerte Geschmacklosigkeit: Eine aufgespießte Gummipuppe in Ischgl, ein Motiv aus Lois Hechenblaikners Bildband "Ischgl". Einige der Foto sind nun in Nürnberg zu sehen.

Man staunt über Saufgelage von Männern in Indianerkostümen und Rudel Besoffener, die orientierungslos im Schnee liegen; manche sind halbnackt, andere haben sich eingenässt, man denkt an den berüchtigten Kotzhügel des Oktoberfests.

Man schaudert über ins Monströse gesteigerte alpenländische Folklore, hässliche Hotelkästen, Berge von Partymüll und über Bars, die per Alkohol-Fernleitungen mit Stoff versorgt werden. Man erschrickt über grässlich zugerichtete Gummipuppen.

Alles das sind extreme Eindrücke, die Lois Hechenblaikner in seinem Bildband "Ischgl" über den gleichnamigen Tiroler Wintersportort und ein Zentrum des internationalen Party- und Sauftourismus gesammelt hat.

Hechenblaikers Foto lösten viel Wirbel aus, nachdem im Februar und im März 2020 der Ort zu einem der Zentren der sich ausbreitenden Corona-Pandemie wurde. Viele, viele Leute haben sich beim wilden Feiern in Ischgl infiziert und dann das Virus durch halb Europa getragen, auch in Deutschland ließen sich zahlreiche Covid19-Fälle nach Ischgl zurückverfolgen.

Das Cover von Lois Hechenblaikners Bildband "Ischgl". Einige der darin enthaltenen Fotos sind nun in Nürnberg zu sehen.

Das Cover von Lois Hechenblaikners Bildband "Ischgl". Einige der darin enthaltenen Fotos sind nun in Nürnberg zu sehen. © Foto: Lois Hechenblaikner

Nun sind einige der aufwühlenden Fotos auch in Nürnberg zu sehen. Hechenblaikner nimmt mit einer aus dem "Ischgl"-Bildband entnommenen Serie an dem nun begonnenen Festival "Facing Reality" der Fotoszene Nürnberg e. V. teil. Seine Bilder werden im Kunsthaus und in dessen Glasbau gezeigt, sind also zum Teil auch von der Straße aus und damit von Passanten zu sehen.

Somit können sich nun die Menschen vor Ort direkt eine Meinung bilden über Hechenblaikners Fotos. Über 25 Jahre sammelte der gebürtige Tiroler rund 9000 Motive, bevor er sein Buch veröffentlichte. Obwohl - oder gerade weil - seine Fotos in so greller Weise die Auswüchse eines Natur und Menschen verachtenden Tourismus anprangern, haben sie auch Kritik an dem Fotografen selbst ausgelöst. In Ischgl jedenfalls ist Hechenblaikner zum Teil kein gern gesehener Gast mehr.

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