Neues "Polizeiruf 110"-Team: Der Jubiläums-Fall aus Halle

29.5.2021, 15:29 Uhr
Kommissar Michael Lehmann (Peter Schneider, l) und Kommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth) am Tatort in einer Szene aus "Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande"

© Felix Abraham, dpa Kommissar Michael Lehmann (Peter Schneider, l) und Kommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth) am Tatort in einer Szene aus "Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande"

Ein Mann wird nachts vor seiner Haustüre erstochen. Ohne Kampf. Der Täter? Bleibt ein Phantom. Es gibt keine Spuren, keine Zeugen, kein Motiv, keine Hinweise, so sehr sich die Ermittler auch abmühen. Nach drei Monaten ergebnisloser Ermittlungen hilft also nur noch eines: Funkzellenauswertung.

Das heißt: Männleinlaufen im Kommissariat. Es beginnt die Befragung all jener Menschen, die zur Tatzeit rund um den Tatort ihre Handys genutzt haben – von der geilen Gabi, die ums Eck ihre körpernahen Dienste anbietet, über den verwirrten alten Eisenbahner und den wichtigtuerischen Versicherungsvertreter bis zum vorbestraften liebenden Vater.

Mit großer Empathie zu den Figuren, mit Witz und Wärme erzählt Drehbuchautor Clemens Meyer (in bestem Teamwork mit Regisseur Thomas Stuber und Ton-Chef Matthias Richter) die großen Tragödien und kleinen Komödien dieser Menschen. Und hält dabei mühelos die Spannung in dem Fall mit dem wohlklingenden Titel "An der Saale hellem Strande" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD).

Realitätsnähe zeichnete den vor 50 Jahren in der DDR gestarteten "Polizeiruf 110" von Anfang an aus (zur Geschichte der Reihe läuft eine Krimi-Dokumentation am Sonntag um 23.35 Uhr im Ersten). Der rundum gelungene Jubiläumsbeitrag ist dafür mit seinem nie denunziatorischen Blick auf den Alltag der kleinen Leute ein Beispiel par excellence.

Schmidt-Schallers Gastauftritt

Das liegt auch an dem hervorragenden Ensemble, allen voran den neuen Ermittlern aus Halle: Peter Kurth spielt den knurrigen Henry Koitzsch, ein einsamer Wolf, geschieden, lebenserfahren, Schnäpschen und Zigaretten zugetan und mit seiner "Klientel" bestens vertraut. Sein Kollege Michael Lehmann (Peter Schneider) hat Familie, ist deutlich ungeduldiger als der stoische Kollege und registriert dessen zahlreiche "Milieu-Kontakte" mit Argwohn. Einen Gastauftritt als pensionierter Ermittler hat der langjährige "Polizeiruf"-Darsteller Andreas Schmidt-Schaller.

Am Ende dieses herausragenden Krimis mit seinem melancholischen Sepia-Glanz mag dem einen oder der anderen etwas fehlen. Man kann den Ausgang aber auch als Versprechen dafür sehen, dass es weitergeht mit diesem tollen Team. Und das ist gut so!

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