NN-Diskussionsrunde: Corona als heilsamer Schock für die Gesellschaft?

27.9.2020, 16:27 Uhr
Die Teilnehmer der Diskussionsrunde waren sich einig: Ändern wir nicht unsere Art und Weise des Wirtschaftens, steuern wir nicht um bei Wachstum und Konsum, dann kracht's.

© Jens Wolf (dpa) Die Teilnehmer der Diskussionsrunde waren sich einig: Ändern wir nicht unsere Art und Weise des Wirtschaftens, steuern wir nicht um bei Wachstum und Konsum, dann kracht's.

"Ich erlebe eine neue Nachdenklichkeit", meinte Jörg Alt auf der Bühne des Nürnberger Opernhauses. Dort fand der vierte Teil der vom Staatstheater, dem Bayerischen Rundfunk und den Nürnberger Nachrichten initiierten Diskussionsrunde "Open Shutdown" statt. Diesmal erstmals mit Publikum und zu der Frage: Ist die Erlebnisgesellschaft am Ende?

NN-Diskussionsrunde: Corona als heilsamer Schock für die Gesellschaft?

© FAU

Obwohl sich die beiden Gesprächspartner in vielem einig waren, geriert das von NN-Chefredakteur Michael Husarek moderierte Gespräch zu einem spannenden und anregenden Austausch. Ein Geistlicher, der mit "Fridays für Future" auf die Straße geht und als Seelsorger tätig ist, hat eben eine andere Sicht auf die Erlebnisgesellschaft als eine forschende Soziologin. Einig waren sich beide: Ändern wir nicht unsere Art und Weise des Wirtschaftens, steuern wir nicht um bei Wachstum und Konsum, leiten wir keinen sozial-ökologischen Wandel ein, dann kracht's.

Was wirklich wichtig ist

Aber wer ist "wir"? Jeder einzelne, die Gesellschaft im Ganzen, die Wirtschaft, die Parlamente? Letztendlich muss die Politik steuern. "Aber es ist die Aufgabe der Zivilgesellschaft und der Berufsverbände, die Themen so zu setzen, dass die Politik nicht ausweichen kann", meint Alt. Möchte man von den Deutschen wissen, was ihnen wichtig ist, kommen in Umfragen regelmäßig Antworten wie Familie, Gesundheit, Natur. "Alles Dinge, die man nicht kaufen kann. Aber wenn den Menschen diese Dinge so wichtig sind, warum handeln sie dann nicht danach?", fragt Alt und leitet darauf eine ketzerische Forderung ab: "Ich würde Werbung verbieten. Warum soll ich mir einreden lassen, was ich brauche?"

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© Anestis Aslanidis

Ein verwegener Vorschlag, dem die Soziologin durchaus etwas abgewinnen kann: "So ein Verbot hätte Wirkung" meint sie und legt zugleich dar, wie geschickt und hochemotional in der Werbung eben diese grundlegenden Werte mit Konsum verknüpft werden (einfaches Beispiel: Liebe und Romantik mit Restaurants und Urlaub).


Diskussion mit Maly: Was macht der Shutdown mit uns?


Bosch und Alt haben durchaus Hoffnung, dass Corona unser Bewusstsein und unseren Lebensstil dauerhaft ändert. "Ich habe hier zwei Optimisten", meinte Husarek. Und das tut in der Krise auch mal gut.

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Das einstündige Gespräch wurde aufgezeichnet steht ab Ende der Woche auf unserer Homepage www.nordbayern.de bereit.

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