Diskussion mit Maly: Was macht der Shutdown mit uns?

2.5.2020, 08:39 Uhr
Diskussion mit Maly: Was macht der Shutdown mit uns?

© Foto: Michael Matejka

Keinen Moment wolle sie in der Haut der Politiker stecken, sagt Johanna Haberer, fragt man sie, was der Corona-Shutdown mit uns macht. Doch im Spagat zwischen langsamer Rückkehr zur Normalität und dauerhaft strengen Regeln schlägt sich die evangelische Theologie-Professorin der Uni Erlangen auf die Seite der Vorsichtigen.



Es ist eine Debatte, wie sie die Pandemie erzwingt: Nur auf den Bildschirmen sind Haberer und Nürnbergs Ex-OB Ulrich Maly im leeren Gluck-Saal des Staatstheaters präsent, wo NN-Chefredakteur Michael Husarek beide nach ihrer Sicht auf die Krise befragt. Nun hat das Staatstheater die erste Folge der neuen Online-Gesprächsreihe der Nürnberger Nachrichten in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk veröffentlicht:

Die Sehnsucht nach Klarheit sei jetzt groß, echte Verhältnismäßigkeit aber schwer auszumachen, diagnostiziert der Sozialdemokrat Maly, der gerade seinem Nachfolger Marcus König (CSU) das Feld geräumt hat. Politik entscheide "immer auf der Basis des unwiderlegten Irrtums"; auch bei der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen oder der Nutzung der Atomkraft gehe es, wie bei Covid-19, um Leben und Tod. Virologen würden Kindertagesstätten weiter geschlossen halten, Sozialmediziner dagegen für die sofortige Öffnung plädieren, damit Kinder endlich ihr "Grundrecht auf Spielen" einlösen könnten. Hier macht Maly einen weiteren schwer zu überbrückenden Zwiespalt aus.


Kulturschaffende an Söder. Rettungsschirm ist überlebenswichtig


Johanna Haberer verweist auf die Altenheime, in denen sich Senioren auch ohne das Virus "still und einsam davonmachen". Der Mensch sei ein Beziehungswesen und ohne Kontakt zu anderen nicht lebensfähig. Auch wenn die vergleichsweise niedrigen Nürnberger Infektionszahlen einen kommunalen Sonderweg nahelegen, spricht laut Maly alles für Einheitlichkeit. Die Seuchengefahr sei leider grenzenlos.

Ist Religion systemrelevant? Es ist nicht verwunderlich, dass die Theologin diese rhetorische Frage stellt. Sie bedauert, dass die öffentlich-rechtlichen Sender zwar die christlichen Ostergottesdienste, nicht aber die muslimischen und jüdischen Festlichkeiten übertragen haben. "Da hätte ich mir wirklich Gleichbehandlung gewünscht."

Sind die Medien in Sachen Corona zu linientreu? Die Antwort auf Michael Husareks Frage ist ein klares Jein. Aus der Sicht von Johanna Haberer haben Journalisten versucht, "auf Teufel komm raus kritisch zu sein", um dann gegen eine wissenschaftliche Mauer anzurennen. Der Schock angesichts der Fotos von sich stapelnden Särgen in Italien habe sein Übriges getan. Das mediale Echo spiegele einen normalen Reifungsprozess, befindet der scheidende Oberbürgermeister. Manche Schelte sei überzogen gewesen, doch alle lernten in dieser Krise, wie der Staat funktioniert.

Seit vier Wochen koche er jeden Abend, "das habe ich seit 30 Jahren nicht mehr gemacht". In der Antwort Ulrich Malys auf die Frage nach
seiner persönlichen Krisen-Lage schwingt neben der kulinarischen auch philosophische Zufriedenheit mit. All das Höher, Schneller, Weiter habe sich relativiert, das Miteinander sei gewachsen: "Wir leben in einer solidarischen Gesellschaft." Wie der frühere OB bezeichnet sich auch die Theologin als privilegiert. Aktuell liege ihr Arbeitsplatz an einem norddeutschen See, sie habe 13 Mitbewohnerinnen und Mitbewohner und spiele wieder Geige.

Unter diesem Link ist die Folge - und auch alle kommenden - jederzeit abrufbar.


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