Verleihung im kleinen Kreis

Trotz digitalem Format: Viel frischer Wind beim NN-Kunstpreis

21.7.2021, 19:37 Uhr
Die Jury-Vorsitzende Julia Lehner (Mitte) mit den Preisträgern: Kai Klahre, Fatma Güdü (mit Tochter Kriemhild), Nadine Elda Rosani, Clemens Heinl, Norbert Madsius, Stefan Atzl und Maxim Fomenko (von links). Sonja Weber, die einen der weiteren Preise erhielt, konnte nicht zum Fototermin kommen.

© Foto: Stefan Hippel Die Jury-Vorsitzende Julia Lehner (Mitte) mit den Preisträgern: Kai Klahre, Fatma Güdü (mit Tochter Kriemhild), Nadine Elda Rosani, Clemens Heinl, Norbert Madsius, Stefan Atzl und Maxim Fomenko (von links). Sonja Weber, die einen der weiteren Preise erhielt, konnte nicht zum Fototermin kommen.

Nach bald anderthalb Jahren Corona-Pandemie gehört es schon fast zur Routine, dass Kulturereignisse im digitalen Format stattfinden. Auch die NN-Kunstpreis-Verleihung musste bereits zum zweiten Mal ohne den gewohnten festlichen Rahmen auskommen und wurde als Video aufgezeichnet.

Das Wichtigste aber ist: Der Wettbewerb – der höchstdotierte, der in Deutschland für Bildende Kunst von einem privaten Unternehmen ausgeschrieben wird – fand auch in diesem Jahr statt. Das sei keineswegs selbstverständlich, betonte die Jury-Vorsitzende Julia Lehner. Der Preis sei als "Motivation und Wertschätzung" gegenüber den hiesigen Kunstschaffenden gerade in dieser Zeit wichtiger denn je. Als Kulturbürgermeisterin sprach Lehner den Verlegerinnen der Nürnberger Nachrichten Bärbel Schnell und Sabine Schnell-Pleyer auch im Namen der Stadt großen Dank für ihr anhaltendes Engagement aus, das für beide nie in Frage stand.

Acht Preise in Höhe von insgesamt 27 000 Euro wurden diesmal vergeben. Der 1. Preis ging an Fatma Güdü, womit erstmals seit 2008 wieder eine Frau die mit 8500 Euro dotierte Auszeichnung bekommen hat (damals wurde sie Aja von Loeper zuerkannt).

Die 1983 geborene Künstlerin hat mit ihrer zarten und zugleich ungemein vielschichtigen Malerei längst eine ganz eigene Position entwickelt. Mit ihrem Bild "Friedland", das drei Frauen in inniger Harmonie zeigt, habe sie lange gekämpft, so Güdü. Am Ende habe sie sich auf einen Satz ihres Akademie-Professors Thomas Hartmann besonnen. "Sein Motto war immer, dass man die schönen Stellen gehen lassen muss, wenn ein Bild nicht funktioniert." Güdü hat es offenbar beherzigt, was man angesichts der Schönheit von "Friedland" gar nicht glauben mag. Der Titel, den sie dem Wort "Sweetland" nachempfunden hat, drücke genau das aus, was sie in dem Bild zeigen wolle.

Magische Nächte

Dass Norbert Madsius die Natur liebt, sieht man nicht nur seinem fantastisch leuchtenden Gemälde "Juninacht" an, für das er den 3. Preis (3000 Euro) erhielt. Das hört man auch, wenn er davon spricht, wie sehr ihn solche klaren Sommernächte mit ihren Leuchtkäfern und dem Mondlicht-Zauber faszinieren. "Für mich", so Madsius, "sind das magische Nächte, von denen es nur wenige im Jahr gibt."

Der Bildhauer Clemens Heinl, bekannt für seine lebensnahen, oft witzigen Holzskulpturen, zeigt sich diesmal von einer noch kaum bekannten Seite. Sein überaus anmutiges, wie im Sturz begriffenes Figurenpaar "Paolo" und "Francesca", das unter des Decke des Kunsthaus-Gangs schwebt und für das er den 2. Preis (5500 Euro) erhielt, sieht aus wie aus Kupfer gegossen. Tonnenschwer mutet das Werk an und wiegt doch nur wenige Kilo. Schon ein Windhauch reicht, um "Francesca" in sanfte Bewegung zu versetzen.

"Fast museal"

Tatsächlich bestehen die Figuren, mit denen Heinl auf das tragische Schicksal von Italiens berühmtestem Liebespaar "Paolo" und "Francesca" Bezug nimmt, aus mit künstlichem und bronziertem Ton überzogenen Styropor. "Ich bin ja nicht mehr der Jüngste und muss mich auf ein Alter einstellen, in dem ich nicht mehr so schwungvoll mit der Kettensäge arbeiten kann", meinte der 1959 geborene Schwabacher schmunzelnd.

Von seinem neuen Material, zu dem er für eine Ausstellung zu Dante Alighieris "Göttlicher Komödie" in Metz fand (Arbeiten aus dem Zyklus sind derzeit auch in der Fürther Galerie in der Promenade zu sehen), ist er selbst begeistert. "Damit bin ich viel freier und kann leichter Bewegung darstellen."

Weitere mit jeweils 2000 Euro dotierte Preise gingen an Stefan Atzl, Maxim Fomenko, Kai Klahre, Nadine Elda Rosani und Sonja Weber. Klahre spendierte der gesamten NN-Kunstpreis-Schau, die 79 Arbeiten von 68 Künstlerinnen und Künstlern zeigt, ein dickes Lob: "Der Preis kann bundesweit mithalten. Und die Räume hier sind wunderschön, das wirkt fast wie eine museale Ausstellung."

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