Trump...? 11 Gründe, warum wir Amerika trotzdem mögen

3.11.2020, 13:54 Uhr
Mit elf hatte ich meine erste Winchester. Das Spielzeuggewehr war ein weiterer Höhepunkt einer leidenschaftlichen Wildwest-Karriere, die mit Lucky-Luke-Heften und dem Saloon von Playmobil begonnen hatte. Weites Land, Pioniergeist, Revolverhelden. Die Schwärmerei der Kindheit ist längst einem realistischen Blick auf diese raue Zeit gewichen, zu der auch der grausame Völkermord an den Ureinwohnern Amerikas zählt. Wie ich mich selbst hat sich auch das Genre Western weiterentwickelt, und nur deshalb sauge ich heute noch Filme auf wie „True Grit“ von den Coen-Brüdern oder wundervolle Bücher wie Sebastian Barrys „Tage ohne Ende“. Der Western lebt, Yeehaw! Johannes Alles
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Zieh, Cowboy!

Mit elf hatte ich meine erste Winchester. Das Spielzeuggewehr war ein weiterer Höhepunkt einer leidenschaftlichen Wildwest-Karriere, die mit Lucky-Luke-Heften und dem Saloon von Playmobil begonnen hatte. Weites Land, Pioniergeist, Revolverhelden. Die Schwärmerei der Kindheit ist längst einem realistischen Blick auf diese raue Zeit gewichen, zu der auch der grausame Völkermord an den Ureinwohnern Amerikas zählt. Wie ich mich selbst hat sich auch das Genre Western weiterentwickelt, und nur deshalb sauge ich heute noch Filme auf wie „True Grit“ von den Coen-Brüdern oder wundervolle Bücher wie Sebastian Barrys „Tage ohne Ende“. Der Western lebt, Yeehaw! Johannes Alles © Verleih

Die USA und ich – 1000 Mal berührt, 1000 Mal ist nix passiert. Dachte ich, als es galt, diese Zeilen zu füllen. Stimmt aber nicht. Denn ich liebe Serien. Und wenn die Amis etwas können, dann serielles Erzählen. Egal ob mit Humor oder Drama. Bis heute zitiere ich ganze (na ja, fast) „Alf“-Folgen. Ich habe im „House of Cards“ gewohnt, die „Twin Peaks“ erklommen, das „Game of Thrones“ gespielt. Wenn ich „Six Feet Under“ liege, gucke ich wahrscheinlich immer noch . . .  Susanne Helmer
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Null Problemo

Die USA und ich – 1000 Mal berührt, 1000 Mal ist nix passiert. Dachte ich, als es galt, diese Zeilen zu füllen. Stimmt aber nicht. Denn ich liebe Serien. Und wenn die Amis etwas können, dann serielles Erzählen. Egal ob mit Humor oder Drama. Bis heute zitiere ich ganze (na ja, fast) „Alf“-Folgen. Ich habe im „House of Cards“ gewohnt, die „Twin Peaks“ erklommen, das „Game of Thrones“ gespielt. Wenn ich „Six Feet Under“ liege, gucke ich wahrscheinlich immer noch . . .  Susanne Helmer © Handout, NZ

Juni 1997, mein 15. Geburtstag stand bevor. Pünktlich zum Erscheinungstag kaufte ich mir das zweite Album vom Wu-Tang Clan, zusammen mit dem Jahre zuvor erschienenen Debüt. Die CDs kosteten mich 60 Mark, mein Taschengeld für den Monat. Von diesem Tag an war ich Teil der Bewegung namens Hiphop, die von den USA herüber geschwappt war. Ich hatte einen Monat lang kein Geld mehr, aber für Jahre eine Hauptbeschäftigung: Hiphop hören, Hiphop machen. Weltoffenheit, Selbstbewusstsein, kritischer Geist und lässige Haltung – das sind die Werte, die mir amerikanische Rapper beibrachten. Thomas Correll   
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Beats und Raps

Juni 1997, mein 15. Geburtstag stand bevor. Pünktlich zum Erscheinungstag kaufte ich mir das zweite Album vom Wu-Tang Clan, zusammen mit dem Jahre zuvor erschienenen Debüt. Die CDs kosteten mich 60 Mark, mein Taschengeld für den Monat. Von diesem Tag an war ich Teil der Bewegung namens Hiphop, die von den USA herüber geschwappt war. Ich hatte einen Monat lang kein Geld mehr, aber für Jahre eine Hauptbeschäftigung: Hiphop hören, Hiphop machen. Weltoffenheit, Selbstbewusstsein, kritischer Geist und lässige Haltung – das sind die Werte, die mir amerikanische Rapper beibrachten. Thomas Correll   © imago stock&people via www.imago-images.de, NZ

Der Radarherd fiel beim Basteln an einem Radargerät als Zufallsprodukt ab – plötzlich schmolz dem Ingenieur Percy Spencer der Schokoriegel (eine wunderbare US-Erfindung) in der Kitteltasche. Das erste gezielt mit Mikrowelle erwärmte Nahrungsmittel war Popcorn (eine wunderbare US-Erfindung), danach explodierte darin ein Ei. Das Gerät war wie geschaffen für Kühlfach-Fast-Food (eine US-Erfindung). Als Student erhitzte ich darin von Mama Mitgebrachtes. Später wärmten wir damit die Babyflaschen der Kinder, heute den Kakao am Morgen. Täglich dreht der Mikrowellenteller seine Runden, bis es piepst. Nur an einem Ort zucke ich bei diesem Ton zusammen: im Restaurant. Matthias Niese  
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Nie mehr ohne Mikrowelle

Der Radarherd fiel beim Basteln an einem Radargerät als Zufallsprodukt ab – plötzlich schmolz dem Ingenieur Percy Spencer der Schokoriegel (eine wunderbare US-Erfindung) in der Kitteltasche. Das erste gezielt mit Mikrowelle erwärmte Nahrungsmittel war Popcorn (eine wunderbare US-Erfindung), danach explodierte darin ein Ei. Das Gerät war wie geschaffen für Kühlfach-Fast-Food (eine US-Erfindung). Als Student erhitzte ich darin von Mama Mitgebrachtes. Später wärmten wir damit die Babyflaschen der Kinder, heute den Kakao am Morgen. Täglich dreht der Mikrowellenteller seine Runden, bis es piepst. Nur an einem Ort zucke ich bei diesem Ton zusammen: im Restaurant. Matthias Niese
  © Valerie GENIN/colourbox.com, NZ

Der Kalte Krieg bestand im Wettrüsten zwischen Amis und Russen – und in meinen Wortgefechten mit Vater. Er forderte sonntags den Familienspaziergang ein. Ich die Nachmittagsstunden der „American Top 40“ beim Sender AFN. Vor dem familiären Overkill bewahrte mich unser rauschendes Autoradio nur dann, wenn wir zum Gehen fuhren. Dass der Rock-Stoff des Soldatenradios AFN ein Sakrileg war, verdrängte ich. Einerseits mit 18 den „Kriegsdienst“ verweigern wollen, andererseits den Sound der Soldaten hören! Pauschale Lösungen? Heikel. Soviel zu den USA. Christian Mückl
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Sound des Sonntags

Der Kalte Krieg bestand im Wettrüsten zwischen Amis und Russen – und in meinen Wortgefechten mit Vater. Er forderte sonntags den Familienspaziergang ein. Ich die Nachmittagsstunden der „American Top 40“ beim Sender AFN. Vor dem familiären Overkill bewahrte mich unser rauschendes Autoradio nur dann, wenn wir zum Gehen fuhren. Dass der Rock-Stoff des Soldatenradios AFN ein Sakrileg war, verdrängte ich. Einerseits mit 18 den „Kriegsdienst“ verweigern wollen, andererseits den Sound der Soldaten hören! Pauschale Lösungen? Heikel. Soviel zu den USA. Christian Mückl © Michael Matejka

Ich gestehe: Nicht alle seiner neuen Romane habe ich gelesen. Sie wurden einfach zu dick. Dick, dicker, Dickens? Ja, das ist das große Vorbild von John Irving, der selbst fast schreibt wie ein Erzähler des 19. Jahrhunderts, so komplex, so kurios. Letzteres war schon immer sein Markenzeichen, kein anderer hat lustigere Figuren erfunden. Sei es „Garp“, der ringende Schriftsteller, sei es die um ihr Glück kämpfende Familie im „Hotel New Hampshire“. Oder „Owen Meany“, der superkleine Superheld. Alles Romane, die längst Klassiker sind – tragikomische Märchen, die mich wie ein Sog in die reiche moderne amerikanische Literatur gezogen haben. Wolf Ebersberger
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Märchenhaft: John Irving

Ich gestehe: Nicht alle seiner neuen Romane habe ich gelesen. Sie wurden einfach zu dick. Dick, dicker, Dickens? Ja, das ist das große Vorbild von John Irving, der selbst fast schreibt wie ein Erzähler des 19. Jahrhunderts, so komplex, so kurios. Letzteres war schon immer sein Markenzeichen, kein anderer hat lustigere Figuren erfunden. Sei es „Garp“, der ringende Schriftsteller, sei es die um ihr Glück kämpfende Familie im „Hotel New Hampshire“. Oder „Owen Meany“, der superkleine Superheld. Alles Romane, die längst Klassiker sind – tragikomische Märchen, die mich wie ein Sog in die reiche moderne amerikanische Literatur gezogen haben. Wolf Ebersberger © Fabian Bimmer, NZ

Blumen als Symbol des Protests – was für eine prächtige Botschaft für Frieden und die Freiheit, sich zu entfalten. Dazu knackige Sprüche wie „Bombing for peace is like f***ing for virginity“. Mit den Hippies, die mit dem heute noch nachhallenden Woodstock-Festival als Gegenkultur im Mainstream aufgingen, stellte sich eine ganze Generation gegen Krieg, Altbackenheit und vorbestimmte Biografien. Obwohl ich in den 80ern geboren bin, haben mich diese Ansätze magisch mitgerissen. Mutter Erde und ihre Bewohner zu achten, frei zu sein und über allem Liebe leuchten zu lassen. Eine große Hinterlassenschaft, die wir wieder leben: in Nachhaltigkeit, im Protest gegen die Inaktivität in der Klimakrise, in Lebensentwürfen. Und nicht zuletzt in der Fridays-for-Future-Bewegung. Andrea Munkert
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Love, Peace and Happiness

Blumen als Symbol des Protests – was für eine prächtige Botschaft für Frieden und die Freiheit, sich zu entfalten. Dazu knackige Sprüche wie „Bombing for peace is like f***ing for virginity“. Mit den Hippies, die mit dem heute noch nachhallenden Woodstock-Festival als Gegenkultur im Mainstream aufgingen, stellte sich eine ganze Generation gegen Krieg, Altbackenheit und vorbestimmte Biografien. Obwohl ich in den 80ern geboren bin, haben mich diese Ansätze magisch mitgerissen. Mutter Erde und ihre Bewohner zu achten, frei zu sein und über allem Liebe leuchten zu lassen. Eine große Hinterlassenschaft, die wir wieder leben: in Nachhaltigkeit, im Protest gegen die Inaktivität in der Klimakrise, in Lebensentwürfen. Und nicht zuletzt in der Fridays-for-Future-Bewegung. Andrea Munkert © imago stock&people, NZ

Es muss „All Of Me“ gewesen sein, mit dem sich Billie Holiday vor langer Zeit erst in meine Ohren und dann in mein Herz geschlichen hat. Mit ihrer unvergleichlichen Stimme, dem warmen Timbre. Und mit Seele, diesem feinstofflichen Element, das einen Song für die Ewigkeit präpariert. Dass Billies Blues- und Jazz-Nummern auch deshalb so stark sind, weil sie mit verblüffenden Improvisationen ihr eigenes Ding daraus machte, kapierte ich erst später. Als Hobbysängerin kann man da eine Menge lernen. Trotz des Erfolgs litt die Ausnahmekünstlerin unter ihrer Diskriminierung als Schwarze. In dieser Beziehung haben die USA noch heute Lernbedarf. Birgit Nüchterlein
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Billies besselter Blues

Es muss „All Of Me“ gewesen sein, mit dem sich Billie Holiday vor langer Zeit erst in meine Ohren und dann in mein Herz geschlichen hat. Mit ihrer unvergleichlichen Stimme, dem warmen Timbre. Und mit Seele, diesem feinstofflichen Element, das einen Song für die Ewigkeit präpariert. Dass Billies Blues- und Jazz-Nummern auch deshalb so stark sind, weil sie mit verblüffenden Improvisationen ihr eigenes Ding daraus machte, kapierte ich erst später. Als Hobbysängerin kann man da eine Menge lernen. Trotz des Erfolgs litt die Ausnahmekünstlerin unter ihrer Diskriminierung als Schwarze. In dieser Beziehung haben die USA noch heute Lernbedarf. Birgit Nüchterlein © Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de, NZ

Die alten Filmklassiker versüßten mir in Kindheit und Jugend oft die langweiligen Sonntagnachmittage. Ich habe sie geliebt: Jack Lemmon als Kontrabassistin Daphne in „Manche mögen’s heiß“, Sophia Loren als singendes Kindermädchen in „Hausboot“, den plüschigen Collie „Lassie“ oder Gregory Peck, der als Journalist in „Ein Herz und eine Krone“ die schöne Audrey Hepburn erobert. Im richtigen Leben wurde die Journalistin Veronique Passani eines Tages von ihrer Zeitung vor die Wahl gestellt, wen sie interviewen wolle: Gregory Peck oder den Papst. Sie entschied sich für Peck – der sie wenig später heiratete. Ein Happy End, wie gemacht für eine Journalistin wie mich. Birgit Heinrich   
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Happy End in Hollywood

Die alten Filmklassiker versüßten mir in Kindheit und Jugend oft die langweiligen Sonntagnachmittage. Ich habe sie geliebt: Jack Lemmon als Kontrabassistin Daphne in „Manche mögen’s heiß“, Sophia Loren als singendes Kindermädchen in „Hausboot“, den plüschigen Collie „Lassie“ oder Gregory Peck, der als Journalist in „Ein Herz und eine Krone“ die schöne Audrey Hepburn erobert. Im richtigen Leben wurde die Journalistin Veronique Passani eines Tages von ihrer Zeitung vor die Wahl gestellt, wen sie interviewen wolle: Gregory Peck oder den Papst. Sie entschied sich für Peck – der sie wenig später heiratete. Ein Happy End, wie gemacht für eine Journalistin wie mich. Birgit Heinrich   © imago images/Mary Evans

Schnell wie ein Windhund? Wer je die Vereinigten Staaten mit einem „Greyhound“-Bus durchquert hat, weiß, was fromme Werbelügen sind: In den 1970er Jahren war ich vier Monate damit auf Achse: von New York bis zur kanadischen Grenze, nach Kalifornien und durch die Südstaaten, und Florida zum Startpunkt zurück. Billig? Ja. Pfeilschnell und pünktlich? In oft altersschwachen Blechkisten kaum möglich. Dennoch sah ich selten grandiosere Sonnenuntergänge auf den Highways als durch die Panoramascheiben dieser Vehikel. Lernte besser Land und Menschen dieses quirligen Melting Pots kennen als hier. Und wenn ich heute in einen Flix-Bus steige, wird mir jedes Mal ganz wehmütig ums Herz. Kerstin Benz
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Durch die Panoramascheibe

Schnell wie ein Windhund? Wer je die Vereinigten Staaten mit einem „Greyhound“-Bus durchquert hat, weiß, was fromme Werbelügen sind: In den 1970er Jahren war ich vier Monate damit auf Achse: von New York bis zur kanadischen Grenze, nach Kalifornien und durch die Südstaaten, und Florida zum Startpunkt zurück. Billig? Ja. Pfeilschnell und pünktlich? In oft altersschwachen Blechkisten kaum möglich. Dennoch sah ich selten grandiosere Sonnenuntergänge auf den Highways als durch die Panoramascheiben dieser Vehikel. Lernte besser Land und Menschen dieses quirligen Melting Pots kennen als hier. Und wenn ich heute in einen Flix-Bus steige, wird mir jedes Mal ganz wehmütig ums Herz. Kerstin Benz © Warner Bros/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de, NZ

Eine echte Jeans tragen – davon konnten wir in der Sowjetunion tatsächlich nur träumen. Diese Edelware gab es allein auf dem Schwarzmarkt – zum Monatsgehalt eines Ingenieurs. Eines Tages ergatterte ich mir immerhin eine Plastiktüte mit Levi’s-Werbung darauf, ebenfalls auf dem Schwarzmarkt. Ich habe diese Tüte als Modeaccessoire voller Stolz getragen und erntete viele neidische Blicke. Dagegen war selbst der Kalte Krieg machtlos. Mein erstes selbstverdientes Geld in Deutschland investierte ich dann in das coolste US-Kleidungsstück aller Zeiten – für mich ist das eine Levi’s. Ella Schindler
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Jeans: Everybody´s Darling

Eine echte Jeans tragen – davon konnten wir in der Sowjetunion tatsächlich nur träumen. Diese Edelware gab es allein auf dem Schwarzmarkt – zum Monatsgehalt eines Ingenieurs. Eines Tages ergatterte ich mir immerhin eine Plastiktüte mit Levi’s-Werbung darauf, ebenfalls auf dem Schwarzmarkt. Ich habe diese Tüte als Modeaccessoire voller Stolz getragen und erntete viele neidische Blicke. Dagegen war selbst der Kalte Krieg machtlos. Mein erstes selbstverdientes Geld in Deutschland investierte ich dann in das coolste US-Kleidungsstück aller Zeiten – für mich ist das eine Levi’s. Ella Schindler © Berchtesgaden - stock.adobe.com

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