Kombination aus Omikron und Delta

"Das muss man im Moment befürchten": Drosten warnt vor neuer Super-Mutante

24.1.2022, 17:01 Uhr

© Kay Nietfeld, dpa

Die in Deutschland derzeit vorherrschende Omikron-Variante könnte sich von einer milden in eine stärker krankmachende Mutante verändern. Davor warnt Virologe Christian Drosten im Interview mit dem Deutschlandfunk. Er spricht von einer Rekombination von Delta und Omikron, die schwerere Krankheitsverläufe mit sich bringen würde. Zudem könnte auch aus Omikron heraus "eine höher krankmachende Wirkung" entstehen.

In der Zukunft könnte ein Virus entstehen, das einerseits "das Spike-Protein des Omikron-Virus trägt, um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms des Delta-Virus hat", erklärt der Experte. So würden aus beiden Varianten die stärkeren Eigenschaften (hohe Ansteckungsrate und schwerer Verlauf) zusammenkommen. "Das muss man im Moment befürchten, dass so etwas passieren könnte", gibt Drosten zu Bedenken. Aus diesem Grund warnt er vor dem Trugschluss, dass eine Infektion mit Omikron in Zukunft als ausreichender Schutz gegen das Coronavirus angesehen wird.

Immunisierung durch Ansteckung reicht nicht aus

Ohne Impfung seien die Genesenen nicht immun gegen eine möglicherweise stärkere Variante. "Es könnte sein, dass innerhalb von wenigen Wochen plötzlich eine Omikron-Virusvariante da ist, die wieder eine stärker krankmachende Wirkung mitbringt. Gegen diese Wirkung hätten diejenigen, die nicht geimpft sind, dann gar keinen Immunschutz." Ohne ausreichenden Impfschutz der Bevölkerung würde sich die Pandemie weiter in die Länge ziehen.

Zudem könnte das Delta-Virus im nächsten Winter zurückkommen. Eine natürliche Immunisierung durch Ansteckungen sei Drosten zufolge vor allem in Ländern mit einer älteren Bevölkerung - wie in Deutschland - zu gefährlich.

Auch zu der Frage, wann die Deutschen mit einem Ende der Pandemie rechnen können, äußerte sich Drosten im Interview. "Ich denke nicht, dass wir im kommenden Winter schon komplett wieder so leben können wie im Winter 2019." Konkret rechnet der Virologe mit Restmaßnahmen wie Maske tragen bei Versammlungen in öffentlichen Räumen, eine Versammlungsobergrenze oder Zutrittsbeschränkungen auf Basis des Impfstatus. Drosten glaubt nicht daran, dass die Bevölkerung in Deutschland bis zum Beginn des nächsten Winters durch Impfungen komplett immun sein wird. Sollte dies jedoch durch die Umsetzung der Impfpflicht möglich sein, gibt es Hoffnung: "Wenn wir das hinbekämen, dann könnte ich mit Überzeugung sagen, im nächsten Winter ist die Pandemie vorbei."

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