Missverständnisse und Enttäuschungen

Drama-Gefahr: Welche Sätze Sie keinesfalls beim Friseur sagen sollten

sde

23.4.2024, 13:03 Uhr
Selbst beim "Spitzen-Schneiden" kann es schon zu Missverständnissen kommen.

© Magdalena Tröndle/ dpa Selbst beim "Spitzen-Schneiden" kann es schon zu Missverständnissen kommen.

"Eine Frau, die ihre Haare schneiden lässt, ist dabei, ihr Leben zu verändern", soll Coco Chanel einst gesagt haben. Diese Veränderung muss aber nicht zwangsläufig positiv sein: Gerade, wenn es zu Missverständnissen mit den Friseuren kommt, folgt auf den Haarschnitt oftmals eine bittere Enttäuschung. Umso problematischer ist es demnach, dass Menschen vom Fach oftmals unter bestimmten Begriffen etwas anderes verstehen als die Kunden.

"Bitte nur die Spitzen schneiden"

Es beginnt mit dem wohl am häufigsten ausgesprochenen Satz in einem Friseursalon: "Bitte nur die Spitzen schneiden." Das Problem: Während Laien unter "Spitzen" eben ein paar überschüssige Zentimeter verstehen, verstehen Friseure unter diesem Begriff jene Haarlänge, die angegriffen und geschädigt ist. So kann es in diesen Fällen sein, dass die Stylisten die Haare deutlich weiter kürzen als es eigentlich erwünscht war: "Keine Übertreibung, für einen Friseur kann ein Zentimeter oft bis zu einer Hand breit sein, je nachdem, wie kaputt die Enden sind", erklärt Bastian Casaretto, Aveda Artistic Director, bei freundin.de.

Um diesem Problem vorzubeugen, kann man beispielsweise Folgendes sagen: "Ich habe nichts gegen meine momentane Länge, aber ich hätte gerne wieder etwas mehr Form." So weiß der Friseur, dass es nur darum geht, die Länge etwas zu stutzen. Alternativ kann man auch schlichtweg aufzeigen, was und wie viel der Friseur abschneiden soll.

"Ich hätte gerne Stufen"

Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff "Stufen". Stuft der Friseur die Haare wortwörtlich durch, verlässt man den Salon mit möglicherweise recht großen Längenunterschieden – und damit dann wohl unzufrieden.

Den gewünschten Effekt, nämlich dass die Haare sanfter und weicher fallen (und nicht, dass man tatsächlich Stufen erkennt), erreicht man also eher, wenn man um "mehr Bewegung im Haar" bittet. Casaretto rät: "Äußern Sie so Ihren Wunsch, wird der Friseur zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Haar durchstufen, aber wesentlich dezenter und optisch unauffälliger, als wenn Sie konkret nach Stufen verlangen. Denn Bewegung hört sich viel weicher und weniger rabiat an."

"Ein Pony wäre toll"

Jeder weiß, was ein Pony ist. Aber jeder stellt sich darunter eben einen anderen Schnitt vor, schließlich gibt es endlose Arten des Ponys: schräg oder gerade, fransig oder kompakt, abgestuft oder stufenlos. Ja, was denn nun? Wer sich überraschen will, der kann seine Anforderung an den Friseur natürlich derart unspezifisch formulieren. Wer aber auf Nummer sicher gehen und den idealen Schnitt finden möchte, kann fragen, welcher Pony denn zum jeweiligen Gesichtstyp passen würde.

"Ich hätte gerne Strähnchen"

Genauso wie es beim Pony ganz verschiedene Arten gibt, existieren auch bei den Strähnchen zahlreiche Varianten. So können die Strähnchen im gesamten Haar verteilt sein oder sich nur an einer bestimmten Stelle zeigen. Sie können sowohl unauffällige, natürliche Farben (zum Beispiel einen helleren Braunton) als auch bunte Farben wie Blau oder Rot haben – oder gar einen Farbverlauf.

Deshalb sollte man sich, um dem Friseur auch nicht allzu viel Zeit zu kosten, bereits im Vornherein damit beschäftigen, welche Strähnchen man sich wünscht. Idealerweise haben Sie ein Foto von den gewünschten Strähnen dabei.

"Schneiden Sie mir bitte einen Bob."

Wie es beim Pony und bei Strähnchen ist, verhält es sich auch bei einem Bob. "Der Bob ist eine Frisur mit 500.000 Varianten. Er kann einen Pony haben, mit Stufen geschnitten sein, fast die Schultern berühren, oder à la Playmobilmännchen nur bis knapp unter die Ohren reichen", erklärt Casaretto. Auch in diesem Fall benötigen die Haarstylisten also nähere Informationen oder idealerweise ein Foto, das zum Vorbild dienen kann, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. "Weil der Bob so vielfältig ist, ist es wirklich am cleversten, die Bildsprache zu nutzen", so Casaretto.

"Ich möchte eine einfache Frisur"

Noch unkonkreter als "ein Bob", "ein Pony" oder "ein paar Strähnchen" wird es nur, wenn man schlichtweg um eine "einfache Frisur" bittet. Der Zweck ist natürlich komplett legitim, der Wunsch nach einer Frisur, die morgens wenig Zeit erfordert, ist nachvollziehbar. Dennoch verstehen wohl zehn Stylisten unter einer "einfachen Frisur" wohl elf verschiedene Haarschnitte – zumal "einfach" auch relativ ist. Meint der Kunde damit eine Frisur, bei der man vor der Arbeit nur schnell mit der Haarbürste durchkämmt, oder eine Frisur, die "nur" 20 Minuten Styling erfordert?

Um also dem Friseur spezifischere Angaben machen zu können, sollten Sie beschreiben, welche Styling-Tools Sie zuhause haben, täglich nutzen und wie viel Zeit Sie für das tägliche "Zurechtmachen" investieren wollen.

"Ich will Veränderung"

Und zum Abschluss, der wohl ungenauste Satz, den Kunden beim Friseur sagen können: "Veränderung wäre super." Nun, deswegen geht man ja zum Friseur. Selbst das Stutzen der Spitzen wäre faktisch eine Veränderung – genauso wie ein komplettes Kürzen von einem Langhaarschnitt zum frechen Bob. Tatsächlich denken viele Hairstylisten an eine Kurzhaarfrisur, wenn sie von Kunden mit diesem Wunsch konfrontiert werden. Deshalb ist es auch in diesem Kontext wichtig, sich präzise auszudrücken – oder zumindest die Möglichkeiten einzuschränken, indem man nennt, was man nicht will.