Droht die nächste Seuche? Afrikanische Schweinepest kommt immer näher

26.7.2020, 20:43 Uhr
Das zentrale Tierseuchenlager in Bayern wappnet sich für die Afrikanische Schweinepest.

© Frank Rumpenhorst, dpa Das zentrale Tierseuchenlager in Bayern wappnet sich für die Afrikanische Schweinepest.

Um sich für einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Bayern zu wappnen, rüstet der Freistaat weiter auf. "100.000 Euro zusätzlich und 100 Kilometer neue Zäune stellen wir aktuell bereit", sagte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) der Deutschen Presse-Agentur in München. Neue Forschungsprojekte sollen weitere Erkenntnisse über die Tierseuche liefern. Das Geld für erschossene Wildschweine wird aufgestockt. "Die Afrikanische Schweinepest ist nur noch wenige Kilometer von Deutschland entfernt", so Glauber. "Auch angesichts der Pandemie gilt: Wir tun alles, um Bayern bestmöglich zu schützen."

Die ASP wurde von Afrika nach Europa eingeschleppt. Betroffen sind Länder wie Polen, Bulgarien und Rumänien. Die Krankheit führt bei Wild- und Hausschweinen häufig nach kurzer Krankheit zum Tod. Es gibt keine Impfstoffe dagegen. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Bauern sind aber besorgt, weil beim ersten Nachweis bei einem Wild- oder Hausschwein Deutschland den Status als "seuchenfrei" verlieren würde - es drohten Exportstopps für Schweinefleisch etwa nach Asien.

Bayern wappnet sich mit Zäunen und Schutzzonen

Bayern hatte schon Vorkehrungen getroffen gehabt wie 150 Kilometer Elektro- und Wildschutzzaun und 100 Kilometer Zaun mit Duftstoffen, die bei einem Ausbruchsfall in einem benachbarten Land gezielt aufgestellt werden und Tiere abhalten sollen. "Zusätzlich stocken wir den Materialbestand unseres zentralen Tierseuchenlagers in Bayern unter anderem mit weiteren 100 Kilometern Zaunmaterial auf", kündigte Glauber an.

Zudem würden Schutzzonen entlang der Bundesautobahnen zu Thüringen, Sachsen und Tschechien eingerichtet - das laufe auf Hochtouren. Defekte Stellen in Zäunen würden aktuell behoben, Lücken geschlossen. Das Ministerium investiert den Angaben nach dafür rund 200 000 Euro.

Darüber hinaus sollen Jäger dafür sorgen, dass der Wildschweinbestand schrumpft. Damit das gelingt, werde die Aufwandsentschädigung für das Erlegen im aktuellen Jagdjahr auch für Keiler - also männliche Tiere - gezahlt und in den grenznahen Landkreisen zu Thüringen, Sachsen und Tschechien von 20 Euro auf 100 Euro pro Wildschwein verfünffacht.

Infizierte Kadaver müssen schnell entdeckt werden

Ferner geht es um Forschung als Prävention: Mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und dem Nationalpark Bayerischer Wald sollen einerseits Daten zum Bewegungsverhalten von Wildschweinen ausgewertet werden. Ziel sei es, auf dieser Grundlage im Fall der Fälle das Seuchengebiet genauer festlegen zu können. Dabei spielten unter anderem Landschaftsstruktur, Jahreszeit, Temperatur und Schneelage eine Rolle. Andererseits werde im Nationalpark getestet, ob mit Hilfe von Drohnen und Wärmebildkameras tote Tiere schneller gefunden werden. "Eine frühzeitige Entdeckung und Beseitigung von infizierten Wildschweinkadavern ist eine der wichtigsten Bekämpfungsmaßnahmen", hieß es seitens des Ministeriums.

Für schweinehaltende Betriebe in Bayern wurde zudem ein freiwilliges ASP-Früherkennungsprogramm gestartet inklusive regelmäßiger Untersuchungen und Betriebsinspektionen. So sollen die Betroffenen im Seuchenfall möglichst rasch die nötigen Voraussetzungen erfüllen, um Hausschweine aus sogenannten ASP-Restriktionszonen bringen zu dürfen - wenn sie selbst ASP-frei sind. Dann kann der Betrieb aufrechterhalten werden. Auch hier fließt ein sechsstelliger Betrag vom Freistaat.

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