Mann der tausend Abenteuer: Karl May feiert 175. Geburtstag

Er ist bis heute einer der meistgelesenen deutschen Autoren, Millionen von Kindern wuchsen mit seinen Abenteuergeschichten aus fernen Ländern auf. Figuren wie Winnetou oder Old Shatterhand brannten sich tief ins kollektive Gedächtnis ein: Karl May. Vor 175 Jahren, am 25. Februar 1842 wurde er geboren. © dpa

Das Leben des Schriftstellers taugt dabei selbst für einen Abenteuerroman, der zwischen den für die May-Werke typischen grünen Buchdeckeln Platz finden könnte (und wie im Fall dieser Biographie es auch tatsächlich tut): In ärmsten Verhältnissen geboren erträumt sich der später von Nervenleiden geplagte Schrifsteller - dem zeitlebens seine kleinkriminelle Vergangenheit vorgehalten wird - eine Welt voller Abenteuer. Sie macht ihn zu einem der beliebtesten deutschen Autoren aller Zeiten. © Uwe Meinhold, dapd

In diesem Haus in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen wird Karl May am 25. Februar 1842 geboren. Heute befindet sich hier ein Museum zu seinen Ehren. Mays Vater ist von Beruf Weber, seine Mutter Hebamme, die Familie lebt in armen Verhältnissen. Karl ist eines von vierzehn Kindern. Neun seiner Geschwister sterben früh, er ist der einzige überlebende Sohn. © Uwe Meinhold, dapd

Ein Blick in das Innere von Mays Geburtshaus. Als einziger Sohn setzt die Familie hohe Erwartungen in Karl, er soll später einmal Lehrer werden und es besser haben. Vielleicht sind es diese hohen Anforderungen, die ihm auf seinem Lebensweg später Probleme bereiten. Als May Lehrer werden will, wird er wegen mehrerer Diebstähle zunächst aus seinem Seminar, dann aus seiner Schule entlassen und muss sechs Wochen ins Gefängnis. Von da an muss May seine Existenz auf andere Weise sichern. Doch zunächst klappt das nicht, weil er die Zeche prellt wird er 1863 zwischenzeitlich sogar steckbrieflich gesucht und schließlich zu vier Jahren Arbeitshaus verurteilt. Im Jahr 1870 muss May wegen erneuter Diebstähle dann für vier Jahre ins Gefängnis. © Hendrik Schmidt, dpa

Die Schriftstellerei bedeutet für May einen Ausweg, er beginnt damit nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Seine frühen Erzählungen - wie hier "Im fernen Westen" - erscheinen zunächst als Fortsetzungsgeschichten in Zeitschriften, für die May als Redakteur arbeitet. © Matthias Rietschel, dapd

1881 beginnt May mit der Arbeit am Orientzyklus, der insgesamt sechs Bände umfasst. Die beiden berühmtesten Werke daraus sind wohl "Durchs wilde Kurdistan" und "Der Schut". In diesem Zyklus taucht auch erstmals die Figur des Kara Ben Nemsi auf, der ein junger Deutscher ist und als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt. In Mays Western-Romanen erscheint diese Figur wieder, dann allerdings unter dem Namen... © Ralf Hirschberger, dpa

... Old Shatterhand (hier Lex Barker, der in den "Winnetou"-Verfilmungen der Sechziger diese Rolle spielte). Sowohl Shatterhand als auch Kara Ben Nemsi waren Alter Egos des Schriftstellers. Irgendwann glaubt May sogar, ihre Abenteuer selbst erlebt zu haben und lässt sich von einem Büchsenmacher die Gewehre seiner Romanfiguren anfertigen: die "Silberbüchse" von Winnetou, sowie den "Henrystutzen" und den "Bärentöter"von Old Shatterhand. 1893, ein Jahr nach Veröffentlichung von "Der Schut", dem letzten Teil des Orientzyklus, wurde der erste Band der "Winnetou"-Triologie veröffentlicht. © dpa

Diese dreiteilige Geschichte (mit einem Zusatzband) über die Blutsbrüderschaft zwischen dem Apachenhäuptling Winnetou (links, gespielt von Pierre Brice im Film "Im Tal des Todes") und Old Shatterhand ist bis heute das populärste von Mays Werken. Sein idealistisches Bild des Indianeranführers, der für Frieden und Gerechtigkeit eintritt, ... © dpa

... prägt das Klischee vom "edlen Wilden", obwohl May Winnetou (auf dem Foto gespielt von Pierre Brice) zu Beginn des Zyklus als gar nicht so edel beschreibt. Immerhin skalpiert der Apatschenhäuptling seine Gegner und hat scheinbar eine latente Abneigung gegen Mexikaner. Später beschreibt May dann die "Reinheit der Seele" Winnetous, kein Wunder, dass der ursprüngliche Titel der Buchreihe lautet: "Winnetou, der rote Gentleman". © dpa

Als der Verleger Friedrich Fehsenfeld 1892 damit beginnt "Karl Mays Gesammelte Reiseerzählungen" zu drucken, ist der Schriftsteller all seine Geldsorgen los. 1893 beginnt er, sich die "Villa Shatterhand" als Wohnsitz in Radebeul zu bauen, in der heute ein Karl-May-Museum untergebracht ist. © Matthias Rietschel, dapd

Und May geht auf Reisen: Zunächst bereist er ab 1899 für anderthalb Jahre größtenteils auf sich allein gestellt den Orient bis nach Sumatra. In die USA kommt May zum ersten und einzigen Mal erst 1908 gemeinsam mit seiner zweiten Frau Klara, vier Jahre vor seinem Tod. Die Reise inspiriert ihn zu seinem letzten Buch... © Matthias Rietschel, dapd

... dem vierten Band der "Winnetou"-Geschichte - hier ein Bild des Originalmanuskriptes. Es ist der letzte Roman, den May vollendet. In dem Buch, das auch unter dem Titel "Winnetous Erben" erschienen ist, reist ein sich inziwschen fast im Rentenalter befindlicher Old Shatterhand zurück in den (nicht mehr besonders) Wilden Westen, um den Bau eines Winnetou-Denkmales beizuwohnen. Es ist ein versöhnliches letztes Werk, der Abenteurer schließt in der Geschichte Frieden mit vielen seiner früheren Feinde. © Timm Schamberger, dapd

Feinde hat auch Karl May eine ganze Reihe. Vorgeblich für seine kleinkriminelle Vergangenheit wird er in der Presse, aber auch von Kollegen und Professoren, immer wieder scharf attackiert. Vor allem der Journalist Rudolf Lebius hat es auf ihn abgesehen, versucht sogar ihn mit der Veröffentlichung seiner Haftstrafen zu erpressen und veröffentlicht mehrere Hetzschriften gegen May. © Matthias Hiekel, dpa

Bei seinen Lesern erfreut sich Karl May dagegen bis heute enormer Beliebtheit. Im März 2011 fand etwa im sächsischen Mittweida ein Lesemarathon statt - in 51 Tagen lasen die Fans des Schriftstellers sein gesamtes Werk, sie wollten so ins Guiness-Buch der Rekorde gelangen. © Michael Klug, dapd

In Radebeul finden zu Ehren Mays jedes Jahr die Karl-May-Festtage mit Umzügen, Reitaufführungen und kurzen Schauspieleinlagen. 30.000 Besucher lockt das Spektakel jährlich an, 2011 kam auch Winnetou-Darsteller Pierre Brice (rechts). © Oliver Killig, dpa

Auch das Karl-May-Museum in der sächsischen Stadt - hier die Original-Bibliothek des Schriftstellers - erfreut sich großer Beliebtheit, 60.000 Menschen strömen jedes Jahr hierher. © dpa

Am 30. März 1912 starb Karl May im Alter von siebzig Jahren an einem Lungenleiden. Bis heute ist die genaue Krankheit nicht geklärt, möglicherweise war es ein nicht entdeckter Lungenkrebs. "Sieg, großer Sieg" sollen Mays letzte Worte auf dem Sterbebett gewesen sein. Im May-Grabmal auf dem Friedhof in Radebeul-Ost wurde der Schriftsteller begraben. © Matthias Rietschel, dapd

Mehr als 200 Millionen Bücher, übersetzt in über dreißig Sprachen, wurden von den Werken Karl Mays verkauft. Kaum ein Haushalt, in dem nicht mindestens eines der Bücher in den grünen Einbänden des Karl-May-Verlages steht. Eigentlich scheint der Markt gesättigt, doch... © Ralf Hirschberger, dpa

... ein Ende ist nicht abzusehen: Inzwischen sind seine Geschichten auch als E-Books erhältlich. © Sebastian Willnow, dapd