Mythos: Werden Schoko-Weihnachtsmänner zu Osterhasen?

18.12.2019, 09:47 Uhr
Weihnachtsschokolade von Riegelein wird nicht zu Ostern wiederverkauft.

© Sebastian Kahnert (dpa) Weihnachtsschokolade von Riegelein wird nicht zu Ostern wiederverkauft.

"Ja, dieses Gerücht hält sich hartnäckig, aber es ist natürlich falsch", entmystifiziert Jörn Schumann, Leiter Business Development Confiserie Riegelein aus Cadolzburg (Kreis Fürth), die immer wieder geäußerte Behauptung. "Auch, wenn man Schokolade theoretisch einschmelzen könnte, macht es niemand." So habe zum Beispiel auch Öko-Test bestätigt, dass an dieser Mär nichts dran ist.

Zum einen könnten die Hersteller relativ genau planen, wie viele Saisonfiguren jeweils gebraucht und verkauft werden – und produzieren dementsprechend. Zum anderen wäre das Auspacken und Einschmelzen der Figuren zu teuer, sagt Schumann. Das Auspacken der Schokolade wäre ein manueller Vorgang, der nicht wirtschaftlich ist. "Darunter würde auch die Qualität der Schokolade leiden."

Schumann ist einer, der es wissen muss, denn die Confiserie Riegelein gehört europaweit zu den Marktführern von Schokoladen-Figuren, die seit 2017 alle aus fair gehandeltem Kakao hergestellt werden. Die Weihnachtsmänner aus Cadolzburg, wo das Unternehmen 1953 gegründet wurde, machen den größten Teil der 18.000 Tonnen Schokolade aus, die jährlich hergestellt werden – an drei Produktionsstandorten in Cadolzburg, Sachsen und Tschechien.

Aufwand wäre viel zu hoch

Ein Teil der Produktion hat zusätzlich das Bio-Siegel. Dass sich der Mythos hartnäckig hält, bestätigt aber auch Katja Heck, Leiterin des Bereichs Werbung und Kommunikation beim Handelsunternehmen Norma, das seinen Hauptsitz in Fürth hat.


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"Wir werden in den Filialen von unseren Kundinnen und Kunden oft gefragt, ob die Schokoladen-Weihnachtsmänner nach Weihnachten eingeschmolzen und zu Osterhasen gegossen werden." Auch Heck betont, dass die Mitarbeiter in den Filialen solche Fragen mit einem "klaren Nein" beantworten würden.

Denn der logistische Aufwand für die Hersteller, die Ware zurückzuholen, dann nach Qualitätsgesichtspunkten zu sortieren, auszupacken, einzuschmelzen und dann wieder neu zu verpacken, wäre viel zu hoch. "Außerdem würde die Qualität der Schokolade erheblich darunter leiden, und lebensmittelrechtlich sind die hygienischen Risiken viel zu hoch", sagt sie.

Preisreduzierter Verkauf

Damit möglichst wenig Schoko-Weihnachtsmänner übrig bleiben, sei es umso wichtiger, dass die Filialleiter dank bedarfsgerecht ausgerichteter Disposition "filialgenaue Artikelmengen und nur geringe Warenüberhänge erreichen". Bleibe doch etwas übrig, werde es reduziert verkauft, an Mitarbeiter oder an soziale Organisationen wie die Tafel verschenkt.

Ähnlich bestätigt es Rewe-Pressesprecher Thomas Bonrath. Schon im Juni bekämen die Hersteller konkrete Mengenaufträge, die dann geplant werden könnten. "Unsere Kunden können sicher sein, dass die Weihnachtssüßigkeiten aus neuen, frischen und hochwertigen Rohstoffen hergestellt werden."


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Doch trotz ausgefeilter Prognosen gebe es auch bei Rewe Saisonprodukte, die keine Abnehmer finden. Auch sie werden preisreduziert "an Schokoladenliebhaber verkauft, für die die Form der Schokoladen zweitrangig" sei. Welche Mengen an die Tafeln gehen, entscheidet der jeweilige Marktleiter.

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