Hitzige Debatte

Sprachlehrer Schneider über Gendern: "Wichtigtuerei von Leuten, die von Sprache keine Ahnung haben"

3.8.2022, 11:53 Uhr
Publizist und Sprachkritiker Wolf Schneider zu Gast bei Maybrit Illner 2013. Der 97-Jährige ist Träger des "Medienpreises für Sprachkultur".

© imago stock&people Publizist und Sprachkritiker Wolf Schneider zu Gast bei Maybrit Illner 2013. Der 97-Jährige ist Träger des "Medienpreises für Sprachkultur".

Wolf Schneider ist einer der großen Stil-Lehrer Deutschlands mit Blick auf die Sprachkultur. Er war Verlagsleiter des Stern, Chefredakteur der Welt, Moderator der "NDR-Talk-Show" und 16 Jahre lang Leiter der Hamburger Journalistenschule. Weit über 20 Sachbücher veröffentlichte Schneider, darunter Bestseller und Klassiker wie "Deutsch für Profis". Eines seiner Kerngebiete: Wie man gut und lebendig schreibt. Gendern gehört für Schneider nicht dazu. Damit schließt er sich etwa 80 Sprachwissenschaftlern an, die sich jüngst in einem Aufruf klar gegen das Gendern beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk positionierten.

Bereits vor Jahren sprach sich Schneider in seinen Büchern klar gegen das Gendern aus. Mit Blick auf den guten Stil riet der Sprachkritiker seinen Lesern vom Gendern ab. Nun äußerte er sich der Bild-Zeitung gegenüber zu dem Thema.

"Von Sprache keine Ahnung"

Schneider bei Bild: "Die ganze Gender-Debatte ist eine Wichtigtuerei von Leuten, die von Sprache keine Ahnung haben. Zwischen dem natürlichen und dem grammatischen Geschlecht besteht nicht der geringste Zusammenhang. Wie könnte es sonst das Weib heißen? Der Löwe, die Schlange, das Pferd. Obwohl sie alle dieselben zwei Geschlechter haben. Die Führungskraft ist heute überwiegend ein Mann - und keiner hat sich je beschwert. Die Liebe ist weiblich, dabei soll es bleiben."

Gendersternchen, Doppelpunkt und Binnen-I

Der Stil-Lehrer nennt auch einige Beispiele für diese "Verhohnepipelung der deutschen Sprache". Schneider ärgert sich über: "Zu Fuß Gehende" - statt Fußgänger, "Bürger:innen-Service" statt Bürgeramt und "Autofahrerinnen und Autofahrer" statt einfach nur Autofahrer.

Seit Jahren wird in Deutschland debattiert, ob und wie das generische Maskulinum in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden soll - um Frauen, aber auch etwa Intersexuelle einzubeziehen. Das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen oder das Binnen-I wie bei HörerInnen sind Möglichkeiten. Manche setzen an die Stelle auch einen Doppelpunkt oder einen Unterstrich. Alle diese Schreibweisen sind umstritten, wie zuletzt auch ein Streit über das Gendersternchen an der Ohm-Hochschule in Nürnberg zeigte.

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