Evolutionstheoretische Ursache

Warum riechen Babys nur so gut? Experten erklären den unwiderstehlichen Geruch

14.3.2024, 15:00 Uhr
Der Geruch des eigenen Babys hat einen großen Einfluss insbesondere auf die Mutter-Kind-Bindung.

© Cavan Images via www.imago-images.de Der Geruch des eigenen Babys hat einen großen Einfluss insbesondere auf die Mutter-Kind-Bindung.

Der Kindertherapeut Dr. Christian Lüdke erklärt den besonderen Stellenwert des Geruchs für die Eltern-Kind-Bindung gegenüber der Berliner Zeitung: "Gerüche gehen ungefiltert ins Gehirn und hinterlassen dort Spuren. Jeder kennt Gerüche, die uns eine Zeitreise bescheren, sobald wir sie wahrnehmen – das kann das Parfum der längst verstorbenen Oma sein, oder das gemähte Gras, das uns ins Dorf unserer Kindheit zurückversetzt."

Engere Bindung durch häufiges Riechen

Der Duft aus der Vergangenheit lässt uns oft in schönen Kindheitserinnerungen schwelgen. Doch auch in der Gegenwart sind vertraute Gerüche für uns sehr wichtig: "Man sagt nicht umsonst, dass man sich gut riechen kann: Der Duft einer vertrauten Person setzt Bindungshormone frei. Und je häufiger wir an jemandem schnuppern, desto enger ist die Bindung", so der Kindertherapeut.

Schnuppern als Zeichen wahrer Liebe

Eltern also sind ihrem Kind emotional stark verbunden, wenn sie gerne an ihm schnuppern. "Das ist ein sehr gutes Zeichen", so der Dr. Christian Lüdke. "Denn wer gut miteinander verbunden ist, geht auf Bedürfnisse mit Liebe und Verständnis ein, beides wichtig, damit ein Kind gut groß werden kann." Kinder benötigen Sicherheit, Zärtlichkeit, Nähe, damit sie sich entfalten und selbstbewusst werden können. Sie müssen Wurzeln und gleichzeitig Flügel entwickeln können. Wer als Erwachsener gern an seinem Kind riecht, ist besser in der Lage, seinem Kind genau das zu bieten. "Das Schnuppern ist eigentlich eine banale Geste, aber ein untrügliches Zeichen für einen wahrhaftigen inneren Kontakt miteinander", erklärt der Therapeut gegenüber der Berliner Zeitung weiter.

Geruch von Babys beeinflusst die Mutter-Kind-Beziehung

Ein Forscherteam von der Technischen Universität Dresden und der Universität Warschau haben in einer wissenschaftlichen Studie untersucht, wie das Gehirn von Müttern auf den Geruch des Babys reagiert. Das Resultat: Mütter mögen den Geruch von Säuglingen sehr gerne, berichtet das Ratgeber-Portal Hallo:Eltern. Laut der Studienautorin Dr. Laura Schäfer von der Abteilung für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin an der Technischen Universität Dresden konnte die Studie eine Vermutung bestätigen: "Der Geruch von Babys ist ein wichtiger Faktor, der die Mutter-Kind-Bindung beeinflusst."

Baby-Duft löst Belohnungseffekt aus

Evolutionstheoretisch kann davon ausgegangen werden, dass durch den Geruch ihrer Neugeborenen Mütter dazu gebracht werden, sich um sie zu kümmern und ihnen Liebe zu schenken, erklärt der Mediziner und Neurowissenschaftler Johannes Frasnelli im Interview mit dem Zeit Magazin Online. Außerdem löst der Baby-Duft einen Belohnungseffekt im Mutter-Gehirn aus, ähnlich wie bei gutem Essen oder Sex. Japanische Wissenschaftler hatten bereits bewiesen, dass das Gehirn einer Mutter nach der Geburt umgepolt wird. Der Baby-Geruch löst bei ihnen den Mutterinstinkt aus.

Wie reagieren Väter auf Baby-Geruch?

Nach einer eigenen Studie aus dem Jahr 2013 bleibe für Frasnelli nun noch die Frage offen, wie Väter auf Baby-Duft reagieren. "Bisher wissen wir nur: Bei biologischen Müttern entstehen neuronale Veränderungen bezüglich der Wahrnehmung von Babyduft", resümiert der Forscher gegenüber wissenschaft.de.