Amerikas Antwort: Raketen statt Diplomatie

7.4.2017, 11:30 Uhr
Amerikas Antwort: Raketen statt Diplomatie

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Nun ist es also passiert. Der Mann, der vor wenigen Monaten noch Immobilien verkaufte und Schönheitsköniginnen kürte, hat das Kommando zu einem Militärschlag gegen einen souveränen Staat gegeben. Donald Trump ist Oberbefehlshaber der amerikanischen Armee und hat diese Macht nach dem Giftgas-Angriff auf syrische Zivilisten nun genutzt. Wie schon andere vor ihm stand er angesichts dieses grausigen Verbrechens vor zwei Optionen. Nummer eins lautete "nichts tun und protestieren". Nummer zwei bedeutete "handeln". Er hat sich für letzteres entschieden.

Solch eine Entscheidung spaltet. "Endlich unternimmt mal einer etwas und zeigt den Syrern auf: Bis hierher und nicht weiter" ist der eine Gedanke, der einen spontan anspringt. Der andere, der sich nur eine Sekunde später einstellt, lautet: "Durfte er das und hat er die Konsequenzen bedacht?" Dazu hatte er zu wenig Zeit. Nach dem Angriff ist Russland, das dem Regime in Damaskus die Strange hält, gelinde gesagt "mächtig verschnupft". Das zuletzt etwas entspanntere Verhältnis zu Syriens Schutzmacht Iran ist wieder extrem angespannt. Wenig begeistert ist sicher auch der UN-Sicherheitsrat, der in Trumps Pläne nicht eingeweiht war. Obendrein ist noch nicht endgültig geklärt, wer tatsächlich hinter dem Giftgas-Angriff steckt. Es gibt Hinweise, dass Damaskus der Urheber ist - Beweise hat noch keiner vorgelegt.

Die ganze Sache ist voller Widersprüchlichkeiten. Da war doch mal dieser Trump-Tweet aus dem Jahr 2013 (s.o.): "Nochmal, an unseren sehr närrischen Anführer (gemeint ist Barack Obama, d. Red.), greift Syrien nicht an - wenn ihr es doch tut, werden viele schlimme Dinge passieren & und den USA bringt dieser Kampf nichts!".

Und wo bleibt der Kongress in Washington? Ebenfalls 2013 hatte Trump gefordert, dass sein Amtsvorgänger Obama einen Militärschlag gegen Damaskus dort absegnen lassen müsse. Das hat er nun selber versäumt.

Amerikas Antwort: Raketen statt Diplomatie

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Versäumnis ist überhaupt das Wort der Stunde. Vielleicht hätte es gar nicht so weit kommen müssen, dass US-Raketen auf Syrien niedergehen - wenn Trump sein ach so gutes Verhältnis zu Wladimir Putin in den vergangenen Wochen dazu genutzt hätte, diesen davon zu überzeugen, dem Unrechts-Regime in Damaskus die Unterstützung zu entziehen. Denn ohne Rückhalt aus dem Kreml hat Assad keine große Zukunft mehr im Land.

Leider ist Diplomatie nicht in Trumps politischer Werkzeugkiste. Stattdessen irrlichtert die Führung in Washington durch die Welt und widerspricht sich gern selbst. Wie sagte noch vor wenigen Tagen Trumps Sprecher Sean Spicer? Man müsse Assad vielleicht als "politische Realität" anerkennen, denn es sei wichtiger, den IS zu bekämpfen als ihn vom Thron zu stoßen? Das ist exakt die russische Linie. Gleichzeitig stoßen die USA den Kreml mit ihrer Attacke nun rüde vor den Kopf.

Das stützt letztlich die These jener, die glauben, Trump habe überhaupt keine außenpolitische Agenda, weil er sich ohnehin nicht darum schere, was jenseits der US-Grenzen passiert. Das wäre dann Option Nummer drei. Auch die ist diesem undurchsichtigen Politik-Anfänger durchaus zuzutrauen. Beängstigend.

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