Astrazeneca: Das Impfstoff-Sorgenkind

28.1.2021, 16:27 Uhr
In die Kritik geraten: Der Impfstoffhersteller Astrazeneca.

© JUSTIN TALLIS, AFP In die Kritik geraten: Der Impfstoffhersteller Astrazeneca.

So richtig glücklich wird Deutschland mit dem Corona-Impfstoff der Firma Astrazeneca nicht - und das schon, bevor er irgendeinem Menschen gespritzt werden konnte. Als ein ernsthaftes Hindernis könnte sich eine Altersbeschränkung erweisen, die die Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen hat. Demnach sollten nur 18- bis 64-Jährige diesen Stoff aus britisch-schwedischer Produktion erhalten.

Damit ist noch kein abschließendes Urteil über die Wirksamkeit bei Älteren gesprochen. Die deutschen Fachleute bemängeln aber, dass „aktuell keine ausreichenden Daten“ darüber vorliegen. In einer Studie hatten Medienberichten zu Folge nur acht Prozent der Menschen über 65 in der erwünschten Form auf den Impfstoff reagiert und Abwehrstoffe entwickeln. Sollte das auch bei der Masse der Geimpften so sein, wäre das nicht ausreichend. Der Hersteller bestreitet die Defizite.

Nun kann Astrazeneca in Deutschland natürlich trotzdem an Jüngere verimpft werden. Das bringt einige Probleme mit sich. So kann die geplante Impfreihenfolge nicht eingehalten werden, wenn die Generation 65 plus ausscheidet. Gerade aus dieser Gruppe wären jetzt viele Menschen an der Reihe. Nun haben vielleicht das medizinische Personal und jüngere chronisch Kranke früher eine Chance. Der Impfstoff steht unmittelbar vor der Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde.

Vorerst nur ein Viertel der vereinbarten Menge

Die Altersfrage ist nicht die einzige Sorge im Zusammenhang mit diesem Impfstoff. Schon seit Tagen ist bekannt, dass Astrazeneca längst nicht die vereinbarten Menge liefern kann. Vorerst wird möglicherweise nur ein Viertel der vertraglich fixierten Dosen an die EU-Mitglieder zugestellt.

In Brüssel, aber auch in Berlin ist die Aufregung darüber groß. Die Europäische Union fühlt sich getäuscht und will das nicht hinnehmen. Die Kommission und der Pharmakonzern verhandeln miteinander, das jüngste Treffen am Mittwochabend endete allerdings ohne greifbare Ergebnisse.

Wie es angesichts der geringeren Menge an Astrazeneca mit der deutschen Impfstrategie weitergeht, das könnte Gegenstand eines Gipfels sein. Die SPD-Länder fordern schon seit einigen Tagen ein solches Zusammentreffen und nun zeigt sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offen dafür. Von rechtlichen Auseinandersetzungen mit Astrazeneca erwartet sich der Ressortchef im Moment nichts („Das ist das Letzte, was wir brauchen.").

Produktion soll spürbar gesteigert werden

Bei einem „Impfgipfel“ würden die Ministerpräsident(inn)en auf die Führungsspitze der Pharmaindustrie treffen. Ein Thema könnte es sein, wie die Politik den Firmen helfen kann, ihre Produktionskapazitäten möglichst rasch zu erhöhen. In den zurückliegenden Wochen hatten die Pharmafirmen ein Treffen mit der Begründung abgelehnt, es liege kein politisches oder regulatorisches Problem vor, sondern ausschließlich ein technisches.

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