Beginnen die Corona-Impfungen noch in diesem Jahr?

23.11.2020, 15:17 Uhr
Immer mehr Impfstoff werden zugelassen - Hoffnung steigt.

© John CairnsUniversity Of Oxford, dpa Immer mehr Impfstoff werden zugelassen - Hoffnung steigt.

"Wir könnten es den Deutschen schwer erklären, dass da ein Impfstoff ist, aber wir die Infrastruktur noch nicht haben", sagte der Minister. Wenn es nicht so gut laufe, sei man allerdings erst im Januar oder im Februar so weit, da müsse man realistisch bleiben.


Spahn und Scholz erwarten noch in diesem Jahr erste Corona-Impfungen


Während in Städten und Kreisen die Zentren eingerichtet werden und medizinisches Personal dafür angeworben wird, meldet ein Hersteller nach dem anderen Fortschritte bei der Entwicklung des Impfstoffs. Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca teilte mit, er habe einen Stoff, der eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent gegen Covid_19 aufweise. Das seien Zwischenergebnisse aus der dritten (und letzten) vorgeschriebenen Testphase.

Sollte Astrazeneca erfolgreich sein, dann hätte sich auch Deutschland seinen Anteil an dem neuen Produkt gesichert. Die Europäische Union nämlich hat 300 Millionen Dosen des Impfstoffs bestellt und würde diese an ihre Mitgliedsstaaten weitergeben.

Genügend Impfstoff

Jens Spahn zweifelt nicht daran, dass es für alle impfwilligen Bundesbürger(innen) genügend Vakzine (Impstoffe) geben wird. Über verschiedene Verträge im Rahmen der EU, aber auch zwischenstaatlich, dürfe Deutschland mit 300 Millionen Einheiten rechnen. Das reiche für eine zweimalige Impfung und es bleibe immer noch genügend übrig, um es mit anderen Ländern zu teilen.

Mit dem Hersteller IDT Biologica in Sachsen-Anhalt sind nun bereits drei deutsche Unternehmen weit vorangeschritten bei der Entwicklung von Impfstoffen. Die Bundesrepublik gehöre damit weltweit zu den Vorreitern, so der Gesundheitsminister. Bei den anderen beiden handelt es sich um Biontech und Curevac. IDT Biologica hat von der Bundesregierung vorab schon 30 Millionen des Kaufpreises erhalten – Geld, das in den Aufbau von Produktionskapazitäten gesteckt werden soll.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) begleitete seinen Parteifreund Spahn bei dem Unternehmensbesuch in Dessau. Die Firma habe eine rund 100-jährige Erfahrung bei der Entwicklung von Impfstoffen und beschäftige 2000 Arbeitnehmer, viele davon hochqualifiziert. Unter anderem habe man entscheidend an der Bekämpfung der Infektionskrankheit Ebola mitgewirkt.


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Ein großer Vorteil der neueren Vakzine scheint es zu sein, dass sie nicht mehr bei extrem tiefen Temperaturen aufbewahrt und transportiert werden müssen. Der erste Impfstoff, der weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, braucht konstant bis zu minus 80 Grad Celsius, um chemisch stabil zu bleiben. Bei den anderen, zum Beispiel Astrazeneca, reichen bereits Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aus. Das würde eine Aufbewahrung auch in normalen Arztpraxen ermöglichen.

Es kann schneller gehen

Jens Spahn ist inzwischen davon überzeugt, dass es bis zur Versorgung aller Impfwilligen in Deutschland nicht bis zum Jahresende 2021 dauern wird, wie das ursprünglich vermutet worden war. Wegen der niedrigeren Anforderungen der Kühlschranktemperaturen könne es schneller gehen – auch für mobile Teams, die Altenheime besuchen sollen. Der Minister verwies auf bisherige Erfahrungen: "Vergessen wir nicht, dass jährlich in wenigen Wochen bis zu 20 Millonen Menschen gegen Grippe geimpft werden."

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