CDU auch in Bayern wählen? Das sagt der Experte

20.9.2016, 19:25 Uhr
Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuther: "Ich denke schon, dass die CDU bei uns aus dem Stand etwa 15 Prozent erreichen könnte."

© Andreas Gebert Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuther: "Ich denke schon, dass die CDU bei uns aus dem Stand etwa 15 Prozent erreichen könnte."

Herr Oberreuter, gibt es in Bayern tatsächlich eine Sehnsucht nach einer christlich-konservativen Partei links neben der CSU?

Oberreuter: Natürlich gibt es in Bayern konservativ-liberale Menschen, die sich in der CSU nicht komplett aufgehoben fühlen. Das korrespondiert aber auch mit vielen Bürgern im Verbreitungsgebiet der CDU, die sehr konservativ denken und sich eine Ausdehnung der CSU auf andere Bundesländer wünschen würden.

Es gibt immer wieder mal Politiker, die damit drohen, die CDU könne auch in Bayern auf Stimmenfang gehen. Wie ernst muss man so was nehmen?

Oberreuter: Gar nicht. Die CDU würde das nur anstreben, wenn vorher die CSU die Landesgrenzen überschritte. Und das wird nicht geschehen, weil die CSU genau weiß, dass sie die bayerische Hegemonie verlöre, wenn die CDU in den Freistaat käme.

Welches Wählerpotenzial hätte die CDU Ihrer Ansicht nach in Bayern?

Oberreuter: Das ist Kaffeesatzleserei, aber ich denke schon, dass die CDU bei uns aus dem Stand etwa 15 Prozent erreichen könnte.

Und die CSU deutschlandweit?

Oberreuter: Das dürften auch um die 15 Prozent sein. Zuletzt machten die Stimmen für die CSU auf Bundesebene bereits 7,4 Prozent aus. Aber eine solche Ausdehnung brächte der CSU keinen Zuwachs an Macht. Nur durch ihre sehr starke Position in Bayern, das sich politisch viel einfacher prägen lässt als ein Gebiet, das von Flensburg bis zum Bodensee reicht, ist ihr Einfluss in Berlin so groß.

Egal ob CDU/CSU oder SPD – die Wahlen in Berlin haben erneut gezeigt, dass die so genannten Volksparteien an Bedeutung verlieren. Warum ist das so?

Oberreuter: Immer mehr Menschen verfahren nach der Devise: "Unterm Strich zähl‘ ich". Sie sind für eine oft komplizierte Mitwirkung am Gelingen des Gemeinwohls nicht zu haben. Zudem fühlt sich eine große Zahl nicht mehr von etablierten Parteien angesprochen, weil zu wenig erklärt wird. Dadurch gewinnen sie den Eindruck, dass die politischen Eliten nicht auf sie hören – und dieses Lager der Frustrierten wächst ständig.

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