DFB-Kuddelmuddel: Grindel geht, die Probleme bleiben

3.4.2019, 10:19 Uhr
DFB-Kuddelmuddel: Grindel geht, die Probleme bleiben

© Boris Roessler/dpa

Dass der deutsche Fußball ein Personalproblem hat, bemerkte kürzlich und mit großer Verspätung auch Joachim Löw. Als der Bundestrainer jüngst Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller in sehr ausführlichen Gesprächen mitgeteilt hatte, dass sie unter seiner Leitung nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen würden, da fanden das die allermeisten Beobachter quer durch die Fußball-Republik nur folgerichtig. Zu oft schienen die drei den Anforderungen des modernen Fußballs in letzter Zeit nicht mehr gewachsen. 

 

Der ein oder andere der Beobachter aber beschwerte sich über Art, Weise und Zeitpunkt, wie Löw den Weltmeistern ihr Nationalmannschafts-Karriereende übermittelt hatte. Einer dieser Kritiker war Reinhard Grindel, was deshalb überraschend war, weil Grindel zu diesem Zeitpunkt noch Präsident des Deutschen Fußball-Bundes war und man meinen könnte, dass der DFB-Präsident darüber informiert ist, wie und wann ein Bundestrainer den Verzicht auf verdiente Nationalspielern verkündet.

Dass Löw offenbar kein großes Interesse hatte, die Personalien vorab ausgiebig mit Grindel zu diskutieren, sagte viel aus über einen Präsidenten, der seit seinem Amtsantritt 2015 zum einen mit Schwung in alle erdenklichen Fettnäpfchen gesprungen war und zum anderen verbandsintern nie den Rückhalt bekommen hat, den ein Präsident benötigt. Genau diese Mischung ist es jetzt, die gemeinsam mit seinen eigenen Verfehlungen Grindels Rücktritt provoziert und vor allem unumgänglich gemacht hat.

Schwieriger Start

Über Tage hinweg wurde nun die interessierte Öffentlichkeit mit Interna versorgt, die einzig und alleine zum Ziel hatten, Grindel so lange zu schaden, bis der aufgibt. Dass das jetzt so schnell gelungen ist, liegt auch an Grindel.

Der war 2015 auf den über die Affäre um die WM-Vergabe 2006 gestürzten Wolfgang Niersbach gefolgt - hatte das neue Amt aber vor allem dem Umstand zu verdanken, dass sich kein geeigneterer Kandidat fand als der ehemalige Journalist und Politiker, der sich erst spät zum Fußball-Funktionär berufen fühlte. Schon Grindels Ernennung wurde von Skepsis begleitet, was auch an seinem Auftreten als CDU-Abgeordneter im Bundestag zu tun hatte. "Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmuddel. Es ist eine Lebenslüge", hatte Grindel 2004 im Bundestag gesagt. Nicht die besten Voraussetzungen, um einen Verband zu führen, in dessen exponiertesten Mannschaften Multikulti längst Realität geworden war.

Gierig wie die anderen

Grindel war erst ein Übergangspräsident, der Verbandstag 2016 wählte ihn dann tatsächlich in dieses Amt, allerdings ohne Euphorie. Aufbruchstimmung, so hörte man das damals am Rande, würde dieser Präsident nicht erzeugen.

Integer, so sagte Grindel es immer wieder, wollte er in seiner Amtsführung sein. Mit Blick auf seine hochkant aus dem Amt geflogenen Vorgänger war das ein hoher Anspruch. Einer, den Grindel zu keinem Zeitpunkt erfüllen konnte. Im Gegenteil: Nach den jüngsten Enthüllungen um seine Einkünfte, um eine teure Uhr, die ihm ein ukrainischer Skandalfunktionär geschenkt hat, wirkte Grindel nur noch so, wie seine Vorgänger und wie so viele Fußball-Spitzenfunktionäre: gierig.

Dass er seine Ämter im europäischen und im Welt-Fußballverband, die ihm ein jährliches Einkommen von knapp 500.000 Euro einbringen, behält, passt ins traurige Bild. Die Präsidentschaft Grindels wird als Kuddelmuddel in die Geschichte des DFB eingehen. Dass es damit nach dem Rücktritt vorbei ist, scheint aber mindestens fraglich. Die Personalprobleme des deutschen Fußballs beziehen sich ja nicht nur auf die Spieler alleine. Die Suche nach einem Nachfolger, so hört man das jetzt aus der Verbandszentrale in Frankfurt, gestaltet sich äußerst schwierig. 

 

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