#Dorfkinder: Twitter-Gemeinde spottet über Klöckners Kampagne
21.1.2020, 09:53 UhrEigentlich wollte Julia Klöckner mit dem Hashtag #Dorfkinder für die ländlichen Regionen werben. Eine Kampagne, mit der die Bundeslandwirtschaftsministerin zeigen wollte, welche Vorteile das Landleben haben kann. Was sich die CDU-Politikerin darunter vorgestellt hat, zeigte sie am Sonntag auf Twitter. Auf einem Foto sind unter anderem drei lachende Menschen zu sehen, wie sie vor einem alten Backsteinhaus stehen. Über der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift: "Dorfladen - Eröffnung demnächst." Die dazugehörige Erklärung liefert die Ministerin in ihrem Tweet gleich mit: "#Dorfkinder bringen neues Leben in alte Mauern."
#Dorfkinder pic.twitter.com/47AGKlIa3p
— Julia Klöckner (@JuliaKloeckner) January 19, 2020
Weil das Thema für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) offenbar eine große Bedeutung hat, gibt es den Aufruf in einer Pressemitteilung noch einmal zum Nachlesen, darin heißt es: "Wir laden alle Menschen in Deutschland dazu ein, ihr eigenes Engagement unter dem Hashtag #Dorfkinder in sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Instagram sichtbar zu machen."
Kommentar: #Dorfkinder haben Klöckners Imagekampagne nicht nötig
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken folgten prompt. Doch statt Kommentaren über frische Luft oder Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr hagelte es von der Twitter-Gemeinde heftige Kritik. Die User machten ihrem Ärger Luft und posteten, was auf dem Dorf eben alles nicht so gut läuft und wo teilweise auch der Staat Schuld hat. Zum Beispiel schlechtes Internet, mangelhafte Infrastruktur, fehlende Bildungsmöglichkeiten und die Zerstörung der Natur.
Wie #dorfkinder die Kampagne sehen: pic.twitter.com/AxnCGum1N7
— Clara Nathusius (@CNathusius) January 20, 2020
Aber nicht nur die Landwirtschaftsministerin stand auf Twitter im Kreuzfeuer. Ein Nutzer nahm sich Verkehrsminister Andreas Scheuer und Gesundheitsminister Jens Spahn vor:
#Dorfkinder müssen in die Stadt ziehen, weil Andi Scheuer die Zuganbindung und den Internetanschluss vergeigt hat.
— Marco Fechner (@PankowerPflanze) January 20, 2020
Dorfältere würden oft gern weg, weil Jens Spahn das Krankenhaus weggespart hat, können aber nicht, weil Horst Seehofer den Wohnungsbau in den Städten versemmelt.
Die Reaktionen fielen aber nicht nur negativ aus. So griff das BR-Satiremagazin Quer Klöckners Collage-Vorlage humorvoll auf und machte daraus seine eigenen Vorschläge:
#Dorfkinder die andere Kampagne. https://t.co/OrQDECo5Cx pic.twitter.com/yvnlPm9GG9
— quer vom BR (@BR_quer) January 20, 2020
#Dorfkinder vs. Stadtkinder? Die wahre Grenze verläuft doch in Deutschland zwischen Aldi Nord und Aldi Süd.
— Kaffeecup (@kaffeecup) January 20, 2020
Mittlerweile hat sich auch das BMEL auf Twitter geäußert. In einem Posting heißt es: "Danke für die Aufmerksamkeit, denn darum geht es uns: Die Dörfer ins Gespräch bringen. Wir unterstützen #Dorfkinder und ehrenamtlich Engagierte, um gemeinsam etwas zu verbessern." Von Ministerin Klöckner gab es bislang noch kein Statement, sie retweetete nur den Beitrag ihres Ministeriums.
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