Germany's next Topmodel: Und das im Jahr 2018!

24.5.2018, 12:33 Uhr
Germany's next Topmodel: Und das im Jahr 2018!

© Marcel Kusch/dpa

Wenn ein paar Schülerinnen quasi über Nacht bundesweit bekannt werden, dann müssen sie einen gesellschaftlichen Nerv getroffen haben: So wie die jungen Hamburgerinnen, die Anfang des Jahres mit einem YouTube-Video für Furore sorgten. "Not Heidi's Girl" heißt ihr Song - er ist eine Abrechnung mit Heidi Klums TV-Serie "Germany's next Topmodel".

"Ich bin mehr als mein Aussehen", singen die Schülerinnen, erzählen von schlanken Freundinnen und fragen sich, wie sich eigentlich all die anderen fühlen, die nicht hineinpassen - in die Size-Zero-Kleidung, ins Schönheitsideal. #NotHeidisGirl wurde schließlich zum Renner in den sozialen Medien: Unter dem Hashtag begannen Frauen, sich selbst mit Schildern zu fotografieren, auf denen unter anderem zu lesen war: "I am not Heidi's girl - weil Konkurrenzdenken alles Schöne hässlich macht."

Es hätte keine #MeToo-Debatte gebraucht, um sich diesen Menschen anzuschließen und zu dem Schluss zu kommen: "Germany's Next Topmodel" ist völlig aus der Zeit gefallen (wer es vergessen hat - wir schreiben das Jahr 2018). Es ist unanständig, junge Frauen vor laufenden Kameras posieren zu lassen, um anschließend ein Urteil über ihr Aussehen und Auftreten zu fällen. Zumal dieses Urteil oftmals höchst despektierlich ausfällt. Das Zurschaustellen wird bei "Germany's next Topmodel" spätestens dann ein Bloßstellen.

Darüber täuschen auch die Feigenblätter nicht hinweg, die sich die Produzenten haben einfallen lassen: Die Teilnehmerinnen zu mehr Vorsicht in sozialen Netzwerken zu ermahnen, sie in derselben Sendung dann aber halbnackt auf einem Truck durch Los Angeles zu karren - gefilmt von den Smartphones unzähliger Passanten - spricht Bände, wie ernst es die Serienmacher mit ihrer Verantwortung nehmen.

Mehr als ein Privatvergnügen

Nun mögen Fans der Serie - die aktuelle Staffel geht am heutigen Donnerstag ins Finale - argumentieren, die Teilnehmerinnen machten alle freiwillig mit. Ja, stimmt schon. Eine Sendung, die prominent im Fernsehen läuft, ist aber nie reines Privatvergnügen - sondern nimmt Einfluss auf die unzähligen jungen Zuschauerinnen, die vor dem Fernseher sitzen. Junge Zuschauerinnen, die womöglich noch nicht das Selbstbewusstsein haben, um zu sagen: "Ich bin mehr als mein Aussehen."

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