Große Frage beim Heimatempfang: Kann Söder auch Kanzler?

10.2.2020, 21:12 Uhr
Hat klare Vorstellungen für den Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer: Markus Söder formuliert beim Finanz- und Heimatempfang in Nürnberg das Anforderungsprofil für den künftigen CDU-Chef. Dass er selbst alle Voraussetzungen für eine Kanzlerkandidatur mitbringt, lässt er unerwähnt.

© Foto: Stefan Hippel Hat klare Vorstellungen für den Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer: Markus Söder formuliert beim Finanz- und Heimatempfang in Nürnberg das Anforderungsprofil für den künftigen CDU-Chef. Dass er selbst alle Voraussetzungen für eine Kanzlerkandidatur mitbringt, lässt er unerwähnt.

"Ob die Preußen einen Bayern wählen?", reagierten viele von Söders Parteifreunden mit einer Gegenfrage. Ihr zweifelnder Gesichtsausdruck lieferte die Antwort gleich mit. Nein, das würden sie nicht.

Söder selbst war‘s egal. Er genoss die mediale Aufmerksamkeit, die es in dieser Form im Nürnberger Dienstsitz des Finanzministeriums noch nie gab. Und der 53-Jährige ging in der Rolle des Staatsmanns, der nicht primär an die eigene Zukunft denkt, voll und ganz auf.

Er dankte seiner Unionsfreundin AKK, die ihn Stunden vor dem Bekanntwerden ihres Rückzugs angerufen und in Kenntnis gesetzt hatte. Und betonte mehrfach, wie ernst die Lage doch sei. Dass in Erfurt ein FDP-Kurzzeit-Ministerpräsident namens Kemmerich mit Hilfe der AfD ins Amt kommen konnte, sei von "nationaler und internationaler Bedeutung". Umso schärfer gelte es jetzt gegen die AfD vorzugehen: "Man muss sie stellen und bekämpfen." Denn wer "Hass und Hetze als Stilmittel" in die Politik einführe, der sei fehl am Platze.

Kampfgeist fordert Söder auch von der Unionsschwester ein. Drei Grundprinzipien gab er der CDU bei der Suche nach einem neuen Parteichef und Kanzlerkandidaten mit auf den Weg: Maximale Disziplin, innere Geschlossenheit und eine klare Strategie für die Zukunft.

Dass er selbst für diese Prinzipien steht, musste er nicht extra betonen. Viele im Saal wussten das und applaudierten kräftig. Söder ließ es bei diesen Ratschlägen nicht bewenden: Vorwärtsgewandt müsse der oder die Neue ebenfalls sein. Ob das als Wink in Richtung Jens Spahn und somit gegen Friedrich Merz verstanden werden sollte, blieb offen.

Söder: "Fit für die Zukunft"

"Zeigen, dass man nicht auf den letzten Metern unterwegs ist, sondern fit für die Zukunft" – das sei das Gebot der Stunde. Damit spielte Söder auf die sich dahinschleppende GroKo an, deren erstes Jahr vom Streit der Unionsparteien geprägt war, während das zweite vom "Selbstfindungsprozess" der SPD dominiert wurde. Nun im dritten Jahr müsse man aufpassen, nicht wieder in parteiinterne Zwistigkeiten zu verfallen. Eine klare Ansage an die CDU, möglichst rasch eine Lösung zu finden.

Dass er selbst eine Art Erlösung für den Freistaat ist, wollte Söder nicht verschweigen. Als Mensch, der gewiss nicht an Minderwertigkeitskomplexen leidet, attestierte er seinem Land, "das Kalifornien Europas" zu sein.


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Söder könnte Kanzler, wolle aber nicht

Wer das als Bewerbungsrede für höhere Aufgaben verstehen mochte, konnte sich mehrfach bestätigt fühlen: Im Freistaat würden in den kommenden Jahren mehr Lehrstühle für Künstliche Intelligenz geschaffen als im Rest Deutschlands. Hier läuft’s weil ich da bin, das war die Botschaft, die sich auch der "Albert" (Füracker, Finanzminister) und der "Hubert" (Aiwanger, Wirtschaftsminister) anhören durften. Und was ist mit der sich abzeichnenden Krise der Automobilindustrie? Kein Problem, "man muss nur anfangen eine Richtung zu ändern." In diesem Metier kann Markus Söder auf einschlägige Erfahrungen zurückgreifen. Wohl kaum ein Politiker ist mit dem Amt so gewachsen wie der 1,94 Meter große Jurist. Seit er Ministerpräsident ist, sind es gefühlt noch ein paar Zentimeter mehr.

Kann Söder also Kanzler? Er könnte es, betont aber ständig, es nicht zu wollen — weshalb er es am Ende wohl werde. Dieser bemerkenswerte Dreisatz kam ausgerechnet von einem der wenigen SPD-Vertreter, dem Rother Landrat Herbert Eckstein.

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