Umfrage
Großteil der Deutschen gegen Aufnahme von mehr Flüchtlingen
21.6.2021, 10:59 UhrDiakonie-Präsident Ulrich Lilie macht die EU-Abschottungspolitik mit verantwortlich für das Meinungsklima.
Auf die Frage, ob Deutschland angesichts steigender Flüchtlingszahlen weltweit mehr Schutzsuchende aufnehmen sollte, antwortete weniger als ein Drittel der Befragten, nämlich 28 Prozent, mit Ja, 62,5 Prozent der Befragten antworteten mit Nein, wie aus den vorgestellten Ergebnissen hervorgeht. Der Rest antwortete "unentschieden".
Für die Umfrage befragte das Institut Civey den Angaben zufolge Anfang Juni rund 5000 Menschen.
Lilie sagte, sagte, dass ihn die Ergebnisse zwar nicht überrascht, aber ernüchtert hätten. Ganz offensichtlich würden die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in Deutschland nicht als Erfolgsgeschichte wahrgenommen. Er kritisierte die zunehmende Abschottung der EU und ihrer Mitgliedsländer gegenüber Geflüchteten. Zudem bemängelte er, die Bevölkerung sei politisch nicht gut vorbereitet worden, auf das, was jetzt Realität sei, "dass Deutschland ein Einwanderungsland ist".
Millionenprojekt des Bamf: Flüchtlinge sollen in Griechenland Fuß fassen
Zudem forderte der Diakonie-Präsident, Integration stärker mit der Bildungs- und Sozialpolitik zusammenzudenken. "Wer sich sozial bedroht fühlt, keine Perspektive für sich und seine Kinder sieht, am oder unter dem Existenzminimum lebt, macht innerlich schneller dicht - auch gegenüber Geflüchteten", sagte er. Nach seinen Worten lehnen Menschen mit geringerer Bildung, die älter sind und auf dem Land wohnen, eine Aufnahme von mehr Flüchtlingen eher ab als gut Gebildete, Jüngere, gut situierte Menschen in den Städten.
Maas fordert neuen Flüchtlingsdeal
Bundesaußenminister Heiko Maas hat derweil einen neuen Flüchtlingsdeal mit der Türkei gefordert. "Wir brauchen ein Update der Migrationszusammenarbeit mit der Türkei", sagte der SPD-Politiker der Welt . Die EU habe ein großes Interesse daran, dass das Migrationsabkommen mit Ankara weiterentwickelt und fortgeschrieben werde.
"Bei allen Schwierigkeiten, die wir mit der türkischen Regierung haben, muss man anerkennen, dass das Land eine nicht unerhebliche Migrationslast für uns übernommen hat." Im Rahmen eines neuen Abkommens müssten der Türkei auch weitere Gelder von der EU zur Verfügung gestellt werden. "Ich will keine Zahlen in die Welt setzen, aber es ist vollkommen klar, dass es ohne Geld nicht gehen wird."
Der Flüchtlingsdeal zwischen der EU und der Türkei sieht unter anderem vor, dass die Türkei gegen unerlaubte Migration in die EU vorgeht und Griechenland illegal auf die Ägäis-Inseln gelangte Migranten zurück in die Türkei schicken kann. Im Gegenzug übernimmt die EU für jeden zurückgeschickten Syrer einen syrischen Flüchtling aus der Türkei und unterstützt das Land finanziell bei der Versorgung der Flüchtlinge.
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