"Halten Sie bitte die Fresse!": Özdemir weist Passanten in Stuttgart zurecht

22.6.2020, 15:59 Uhr

Nach der für Stuttgart beispiellosen Gewalt am Wochenende bemühen sich Politik und Polizei um Aufklärung. Wie konnte es so weit kommen, dass Hunderte marodierende Menschen durch die Innenstadt ziehen? Vor Ort machte sich auch der ehemalige Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir ein Bild.

Mit einem Kamerateam des Fernsehsenders "Welt" sprach der Politiker über die Hintergründe der Randale. Doch während der Aufnahme fiel ihm ein Mann ins Wort: "Die Polizeidiktatur ist schuld!" Özdemir drehte sich daraufhin um und sagte in Richtung des Passanten: "Halten Sie bitte die Fresse, danke, ich rede gerade." Die Antwort des Mannes folgte prompt: "Ja, Fresse!" Özdemir ließ auch diesen Kommentar nicht stehen und reagierte wie folgt: "Ich rede gerade. Wir sind hier in Deutschland, ich rede gerade, bitte Maul halten."

Özdemir entschuldigte sich für seine Wortwahl

Özdemir entschuldigte sich wenige Stunden später für seine Wortwahl auf Twitter: "Immerhin habe ich ,bitte‘ gesagt ... Aber im Ernst, ,Fresse‘ hätte mir nicht rausrutschen dürfen. Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass wir nicht in einer Polizeidiktatur leben, hätte ich andere Worte wählen müssen."

In einem weiteren Interview mit dem SWR machte der Grünen-Politiker noch einmal deutlich, wie er sich um die Situation in Stuttgart sorge. Man müsse aufpassen, dass Stuttgart keine Anziehungskraft für Randalierer dieser Art entwickele, sagte der aus dem schwäbischen Bad Urach stammende Özdemir.

Grünen-Politiker sorgt sich um Stuttgart

Bei politischen Extremisten gebe es Strukturen und Netzwerke, die zerschlagen werden könnten. "Was machen Sie bei Leuten, die alkoholisiert sind, möglicherweise Drogen zu sich genommen haben, und möglichst viel Schaden anrichten wollen?", fragte Özdemir. "Da ist das mit Netzwerk zerschlagen nicht so einfach getan."


Nach der Chaos-Nacht in Stuttgart: Die Ursachensuche beginnt


Club- und Ladenbesitzer hätten ihm zudem berichtet, es habe bereits am Wochenende vereinzelt Proteste und Unruhen gegeben: "Da hat sich offensichtlich etwas zusammengebraut", sagte der Grünen-Politiker. Er brachte stärkere verdeckte Ermittlungen ins Spiel: "Wenn die Polizei mit dem Martinshorn kommt, ist es oft schon zu spät. Dann sind die Rädelsführer weg und verstecken sich im Schutz der Passanten", sagte Özdemir. Nach seiner Einschätzung ist das Argument, die Jugendlichen seien durch die coronabedingten Clubschließungen gelangweilt, zu "unterkomplex". Auch Clubgänger fühlten sich "von diesen Leuten bedroht".

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