Experten rechnen vor

Kälte-Szenarien für den Winter: Bei diesen Temperaturen droht akuter Gasmangel

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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12.12.2022, 11:21 Uhr
Um Energie zu sparen, raten Expertinnen und Experten, die Heizung in diesem Winter nur moderat aufzudrehen. (Symbolfoto)

© imago images/photothek, NN Um Energie zu sparen, raten Expertinnen und Experten, die Heizung in diesem Winter nur moderat aufzudrehen. (Symbolfoto)

Deutschland sei in den kommenden Monaten für den Winter gut gewappnet, teilte die Initiative Energien Speichern e. V. (INES) bei einer Pressekonferenz am Freitag in Berlin mit. "Bei ausreichenden LNG-Lieferungen und normalen Temperaturen kommen wir gut durch den Winter und kriegen die Gasspeicher in 2023 wieder befüllt", heißt es von dem Zusammenschluss der Betreiber deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher.

Diese Aussage bestätigt auch der Füllstand der deutschen Gasspeicher, der aktuell (Stand: 11.12.2022) 94 Prozent beträgt. Er liegt damit rund 13 Prozentpunkte über dem Mittel der vergangenen fünf Jahre. Der Füllstand liegt ebenso deutlich höher als im Vorjahr um die gleiche Zeit. Am 11. Dezember 2021 betrug er nur 59,4 Prozent.

Gas-Szenarien für den Winter 2022/23 vorgestellt

Die Initiative Energien Speichern e. V. stellte außerdem drei Szenarien vor, wie der Winter weiterhin verlaufen könnte. Bei Normaltemperaturen mit einem Monatsmittel von rund 0 Grad im Januar - wie etwa im Jahr 2016 - soll keine Gasmangellage eintreten. Dann wären die Speicher Ende März noch zu 53 Prozent gefüllt.

Bei hohen Temperaturen sieht es noch besser aus. Im Januar 2020 lag das monatliche Mittel bei 4,5 Grad. Kommt es wieder zu solch warmen Temperaturen im jetzigen Winter, würde der Füllstand der Speicher laut INES Ende März noch bei 80 Prozent liegen.

Lediglich bei unterdurchschnittlichen Temperaturen mit einem Januar-Mittel von minus 4,6 Grad - wie es im Jahr 2010 der Fall war - könnte es eng werden für Deutschland. Dann wären die Gasspeicher schon im Februar 2023 vollständig entleert. Denn bei extrem kalten Temperaturen kann der Gas-Füllstand an einzelnen Tagen um 12 Prozentpunkte fallen. Das Füllstandsziel von mindestens 40 Prozent bis zum Ende des Winters könnte so nicht erreicht werden. Aufgrund der aktuellen Einsparungen sei dieses Szenario aber eher unwahrscheinlich. Basis der Berechnungen sind die Füllstände vom 1. November - da waren die Speicher noch zu 99 Prozent gefüllt.

"Solange die Temperaturen nicht extrem werden, werden wir gut durch den Winter kommen. Das setzt allerdings voraus, dass wir ein ausreichendes LNG-Niveau importieren können", erklärt INES-Geschäftsführer Sebastian Bleschke in der Tagessschau. Etwas skeptischer zeigt sich Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Er betont, dass es zu einem großen Teil auf Industrie, Betriebe und die Haushalte ankomme, wie viel Gas in Europa zur Verfügung stehe. Sparsamkeit sei weiterhin extrem wichtig - besonders bei kalten Temperaturen, wie sie schon in der kommenden Nacht mit minus 10 Grad in Franken bevorstehen.

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